CHAPTER FOUR

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"Einundfünfzig Pfund und dreiunddreißig Pence bitte", meinte die gelangweilte Dame an der Supermarktkasse.

Während Lucy gleichzeitig versuchte, ihre Waren in ihren Korb zu packen, kramte sie mit ihrer anderen Hand nach ihrem Portemonnaie in ihrer Jackentasche. Wehe, wenn sie das jetzt vergessen hätte!

Ha, da war es! Abgelenkt von ihrem Einpackmanöver drückte sie der Dame 52£ in die Hand, murmelte ein "Stimmt so" und klemmte sich die letzte Tüte Milch unter den Arm, da diese nicht mehr in den Korb passte.

Ächzend hob sie den schweren Korb und schob sich mit ihm durch das Gedränge hinter der Kasse bis zum Ausgang der Mall.

Dort schaffte sie es gerade noch so, sich wegzudrehen, ansonsten hätte sie eine dunkel gekleidete Person, die gerade hereineilte, frontal gerammt.

"Können sie nicht aufpassen", stänkerte Lucy genervt und quetschte sich an der Gestalt vorbei, während sie in ihrem Korb nachschaute, dass trotz des beinahe Zusammenstoßes nichts herausfallen würde.

"Oh, verzeihen Sie vielmals, ich habe sie gar nicht kommen sehen", entschuldigte sich der Fremde.

"Ist ja schon gut. Ich muss los. Versuchen Sie das nächste mal mit offenen Augen durch die Welt zu rennen", erwiderte Lucy immernoch etwas patzig.

Während sie schon weglief, merkte sie plötzlich, wie ihr der Fremde folgte.

Irritiert drehte sich Lucy um. "Was wollen Sie... Oh mein Gott!", entsetzt taumelte die junge Frau rückwärts.

Im selben Moment sprach ihr Gegenüber: "Ich wusste doch ich... das kann nicht sein... Warum lebst du?"

Sprachlos starrten sich die beiden an. Dann ließ Lucy sowohl den Korb, als auch die Milch unter ihrem  Arm fallen und rannte so schnell sie sich in der Menschmenge verstecken konnte.

Außer Atem taumelte sie drei Straßenecke weiter in eine kleine Seitengasse. Immernoch von Panik erfüllt suchte sie hinter einer halbvollen Mülltonne Schutz und versuchte verzweifelt wieder ruhiger Luft zuholen.

Mensch Lucy, jetzt sei kein Feigling und seh nach ob die Luft rein ist. Du kannst ja nicht den ganzen Tag hier hocken, befahl sich die junge Frau innerlich und stand sich selbst gehorsam auf. Mit leisen Schritten huschte sie zum Eingang der Gasse und blickte in die etwas belebtere Umgebung.

Zum Glück! Der Mann war verschwunden. Nur die ewig unbekannten Menschenmassen, die sich durch die britische Millionenstadt schoben, füllten die Gassen, die Lucy von ihrem Standpunkt aus überblicken konnte.

Tief Luft holend drückte Lucy ihren Rücken durch und machte sich auf den Weg, ihren Korb zu suchen, den sie in aller Eile hatte fallen lassen. Zum Glück befand sich ihr Portmonnaie seit dem Einkauf wieder in ihrer Tasche - in London wurde schnell gestohlen! Doch als Lucy den vermeintlichen Ort gefunden hatte, lag weder der Korb, noch ihre Packung Milch auf dem Gehsteig. So ein Ärger! Jetzt müsste sie nicht nur noch einmal einkaufen gehen sondern auch ihre 52£ waren verloren.

Frustriert blies Lucy die Wangen auf und runzelte verärgert die Stirn. Es würde alles nichts helfen. Gleich müsste sie bei Rica in der Kita sein um dann noch mit ihr gemeinsam einkaufen zu gehen. Und sie hatte gedacht, mit der Krankschreibung wenigstens noch ein bisschen Klarschiff zu machen, beziehungsweise wenigstens einmal einen Mittagsschlaf einräumen zu können.

Erschöpft grub Lucy ihre Hände in ihrer Jackentasche und ließ den Kopf hängen. Na dann. "Auf geht's", flüsterte sie sich leise zu.

~

Wie immer pünktlich um 15:30 Uhr, stand Lucy auf dem Gelände der Kita um Rica abzuholen.

Diese schien sich allerdings gar nicht wohl in ihrer Haut zu fühlen. Irgendwie schien es ihre Mum gar nicht so zu interessieren, dass Connor den Feuerkäfer wiedergefunden hatte und sie ganz lange mit ihm gespielt hatten.

"Du Mummy? Warum schaust du so böse? Ich hab doch beim Mittagessen aufgegessen?", fragte Rica schließlich irgendwann ganz leise und schüchtern.

Lucy seufzte. Dann kniete sie sich vor ihrem Töchterchen auf den Boden und blickte ihr ganz ernst in die Augen.

"Hör mal mein Mäuschen. Wir haben doch gestern über Hexen geredet. Und über die Märchen mit Magie und so."

Lucy suchte im Gesicht ihrer Tochter nach einer Antwort. Zwar hatte sie gestern den groben Umfang der Zauberwelt erklärt, doch Rica war mit ihren drei Jahren einfach noch zu jung, als dass sie das Ganze verstehen würde. Dennoch, einiges schien hängen geblieben zu sein. Das schien wohl an Ricas Vorliebe für Märchen zu liegen.

Jetzt strahlten die Augen der Kleinen jedenfalls wieder und sie rief begeistert: "Oh ja, ich bin auch so eine, nicht war? Ich kann auch bald coole Dinge machen?"

Lucy lachte für einen Moment auf. "Naja fast. Das sehen wir dann, wenn du elf bist, wie gut du dich in der Schule schlägst. Aber im großen und ganzen, ja."

Plötzlich schaute Lucy wieder ganz ernst. "Aber da ist ein Sache, Rica, die ich dir noch erzählen muss. Es gibt nicht nur das Schöne, das man mit Zauberei tun kann, wie zum Beispiel fliegen oder Dinge verwandeln. Man kann auch schlechte Dinge tun..."

"Was denn, Mum?", unterbrach Rica sie.

"Na ja...", suchte Lucy nach Worten, "man kann dich zum Beispiel fesseln und dich nicht mehr gehen lassen, oder man kann dir damit wehtun. Das darfst du natürlich niemals tun!", mahnend blickte Lucy Rica an, die mit gierigen Blick jede Information aufzusaugen schien.

"Aber Mum, warum erzählst du mir das?"

Erschrocken blickte Lucy ihre Tochter an. Sie kam ihr auf keinen Fall mehr wie die drei Jahre alt, die sie war, vor. Stattdessen schien sie viel reifer und nachdenklicher zu sein.

"Weißt du mein Schatz, vor langer Zeit habe ich so eine böse Sache gesehen. Und deshalb laufen wir beide vor all dem weg, was so böse ist. Verstehst du mich? Wenn ich sag 'renn', dann rennst du so schnell es geht mit mir weg...", verdeutlichte Lucy Rica ihr Anliegen.

In diesem Moment wurde sie erneut unterbrochen. Diesmal jedoch nicht von Rica. Nein, definitiv nicht von ihr.

"Sag mal Luce, vor wem soll sie denn bitte wegrennen?"

TOMORROW   ||Fred Weasley||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt