CHAPTER SEVEN

599 28 0
                                    

Eine Bank am Meer.

Genau so hatte sich Lucy an alles erinnert. Die Bank am Meer, von der aus sie die Landschaft um sie herum betrachten konnte.

Sanft wogen die langen Gräser, die die Dünen bewuchsen im salzigen Wind und der Geruch nach Algen und Fisch lag leicht über allem.

Lucy zog ihre Strickjacke etwas enger um sich. Zwar war der Sommer in Britannien auch oft herrlich warm, doch an der Westküste konnte es am Abend schon recht kühl werden.

Verträumt blickte die junge Frau zu Rica, die im Sand einigen Möwen nachjagte, welche sich schlussendlich mit lautem Kreischen in die Lüfte erhoben und über dem Meer in der schon recht tief stehenden Sonne verschwanden.

Lachend rannte ihre kleine Tochter nun wieder auf sie zu und Lucy öffnete die Arme, dass sie hinein fallen konnte. Freudestrahlend, wie kleine Perlen, glitzerten Ricas Augen ihr entgegen und Lucy musste wie angesteckt, auch sofort grinsen. Dann hob sie Rica auf ihren Schoß und schloss fest die Arme um sie, damit sie im abendlichen Wind nicht fror.

Glücklich schmiegte sich Rica an ihre Mum und war froh, den ganzen Tag mit ihr verbracht zu haben. Klar, ihre Mummy unternahm viel mit ihr, aber sie war eben doch viele Stunden am Tag arbeiten und so blieb Rica eben in der Kita.

"Na mein Mäuschen, wie wäre es jetzt mit Abendessen? Vielleicht können wir danach sogar noch ein bisschen aufbleiben und noch eine Folge 'Shawn das Schaf' schauen. Wie wärs?", fragte Lucy Rica geheimnistuerisch.

Diese riss begeistert ihre Augen auf und rief so laut, dass die zurückgekehrten Möven wieder laut krächzten: "Jaaaaa!"

Also stand Lucy auf, nahm Rica an der Hand und gemeinsamen brachen sie vom Strand auf. Nach einer Weile verließen sie den sandigen und mit Gras überzogenen Pfad, der sie entlang der Dünen führte und betraten den kleinen Vorort von Pembroke, indem Lucy vor so langer Zeit unendlich viele glückliche Stunden verbracht hatte.

Wehmütig blickte Lucy zu einem Gässchen, dass etwas außerhalb des verschlafenen Fischerörtchens zu einer winzigen Siedlung führen würde. Wobei "Siedlung" vielleicht doch etwas hochgegriffen war. Früher einmal hatten dort ein paar hübsch verputzte Häuschen gestanden, in denen Leben und Liebe gehaust hatten. Heute lag ein Anti-Muggle-Zauber über dem verteilten Schutt und dem Grauen, dass dort statt gefunden hatte.

Doch Lucy wandte sich ab und machte sich mit ihrem Töchterchen auf zu dem kleinen Gasthaus, welches sie vorerst mit ihrem Gepäck aufgesucht hatte.

Vielleicht...Vielleicht würde sie am nächsten Tag dem Gässchen folgen. Vielleicht würde sie auch den kleinen Friedhof neben der Kapelle aufsuchen. Vielleicht würde sie sich ein bisschen Zeit für ihre verschluckte Trauer nehmen, denn auch diese hatte George wieder aufgewirbelt.

Vielleicht würde sie all das am nächsten Tag tun, aber nun wartete erst einmal 'Shawn das Schaf' auf sie!

~

Am nächsten Morgen machten sich Rica und Lucy wieder auf den Weg ans Meer. Jetzt am Tag schien es wärmer zu sein als am gestrigen Abend und Lucy hatte ihrer Tochter versprochen, schwimmen zu gehen. Im Gasthaus hatte  Lucy Schwimmflügel für Rica ausgeliehen, da sie keine eigenen besaß und nun planschten die beiden fröhlich in den leichten, aber doch recht kalten Wellen herum. Es war eben immernoch das frische Wasser des Atlantiks, das die Küste von Wales umgab.

Erschöpft und Kekse essend, saßen die beiden nur kurze Zeit später wieder auf ihrer Decke am Strand und Rica war extrem hibbelig, da sie wieder die Möwen scheuchen wollte.

Also winkte Lucy lachend mit der Hand zu ihr und Rica sprang schnell auf, um zu der Stelle zu hüpfen, an der die Möwen auf den Dünen saßen.

Gedankenverloren blickte Lucy ihrer Tochter hinterher. Vielleicht war jetzt der Zeitpunkt, an dem sie sich eine Idee einfallenlassen sollte, um ihr Leben ungestört weiter fortzuführen. Hm..Nach Amerika auswandern, ihren  Namen und ihre Haarfarbe ändern und einen falschen Pass beantragen.

Naja, das war schon etwas zu Hollywood-Film-mäßig, wenn man es genauer betrachtete.

Doch bevor Lucy über sich selbst grinsen konnten hörte sie hinter sich Schritte im Sand knirschen.

Erstaunt, wer auf diesem weiten und beinah leeren Stand so weit auf sie zukommen könnte, drehte sich die junge Frau um.

Für einen Moment erkannte Lucy die junge Frau hinter sich nicht. Sie blickte auf ein schlankes und trotz des Sommers relativ blasses Gesicht, dass sie aus ernsten braunen Augen ansah. Dann blickte Lucy auf die Haare, die das Gesicht umrahmten und der Rotton, den in der Familie Weasley jeder geerbt hatte, kam ihr für einen kurzen Augenblick viel zu schmerzhaft vor.

"Ginny", murmelte Lucy.

"Hey Lucille"

TOMORROW   ||Fred Weasley||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt