CHAPTER EIGHT

570 27 0
                                    

Deprimiert blickte Lucy auf ihre Hände.

"Hör mal Ginny, ich bin nicht ohne Grund verschwunden. Warum könnt ihr mich nicht einfach alle in Frieden lassen?"

Ginny hatte sich neben die junge Frau auf der Picknickdecke niedergelassen und die Finger im Sand vergraben. Nun blickte sie über den Strand hinüber zu dem kleinen Mädchen, dessen rote Haare vom Wind durcheinander geweht wurden.

"Sie ist seine... sie ist seine Tochter, hab ich Recht?", fragte Ginny tonlos flüsternd.

Lucy schloss die Augen. Es war klar gewesen dass sie es nicht verstecken konnte. Aber nachdem George keine Notiz von ihr genommen hatte... Da war der Wunsch gewesen, dass niemand es merken würde. Ein ziemlich dummer Wunsch, wie Lucy sich nun eingestand.

Trocken lachte sie auf. "Von wem soll sie denn sonst sein?", meinte sie zornig, "glaubst du, ich hätte im Krieg noch mit jemand anderem rumgemacht um jetzt eine dreieinhalb Jahre alte Tochter zu haben? Ich bin zwar aus der magischen Welt verschwunden um zu vergessen, aber so weit ging es dann doch nicht!"

Wütend funkelte Lucy Ginny an. Diese blickte stur zurück, die Augen nun aber traurig und wahnsinnig müde.

"Hör mal Luce, du hast uns alle Glaubens gemacht, dass du in jener Nacht gestorben wärst. Deine Leiche wurde nie identifiziert, weil sie nur noch aus einzelnen Kleinstteilchen bestand. Du schienst in die Luft gesprengt worden zu sein und wir haben deinen Namen und deine Lebensdaten auf Freds Grabstein gravieren lassen. Lucy, wir haben die letzten vier Jahre auch um dich getrauert, verstehst du das? Anscheinend nicht, denn du hast in dieser Zeit fröhlich in  London gelebt, und das Kind...das Kind meines Bruders in der Welt der Muggel aufgezogen. Warum? Sag mir das, warum?"

Lucy hatte die Arme um sich geschlungen, während sie von Ginnys Blick durchbohrt wurde, den sie früher so oft in Molly Weasleys Gesicht gesehen hatte. Mit jeder Sekunde fühlte sie sich unwohler und es schien kühler zu werden. Mit einem nervösen Seitenblick zu Ginny sprang sie plötzlich auf und schnappte sich ihre riesige Mama-Handtasche, in der sich glücklicherweise bis auf die Decke schon alles befand.

"Ich muss los", urteilte sie und hastete zu Rica über den Strand, die immer noch jauchzend den Möwen hinterherrannte.

"Was? Nein Lucy, du bist jetzt erwachsen und redest mit mit!  Du läufst nicht mehr weg!", schrie Ginny ihr aufgebracht hinterher.

Wütend wollte sich Lucy schon wieder umdrehen um ihr wie auch schon George so viel Gemeinheiten um die Ohren zu knallen, bis Ginny sie verletzt in Frieden lassen würde, doch in diesem Moment vesagten ihre Glieder. Nur vom Wind an ihre Ohren getragen hatte sie Ginnys leises "Petrificus totalus" gehört und die kleine Zauberstabbewegung im Augenwinkel gesehen.

"Gi..nny.. i-iich ha...sse diich", nuschelte die komplett gelähmte Lucy zwischen ihren zusammengepressten Zähnen hervor.

Als hätte diese ein plötzlicher Sinneswandel getroffen, grinste Ginny zu ihr hinunter auf den Boden: "Tust du gar nicht, meine Liebe. Übrigens danke, ich habe jetzt zwei Galleonen von Bill verdient. Wusste ichs doch, den Zauber zu benötigen. Stures Weibsbild...", nuschelte sie nun mehr zu sich selbst.

Dann setzte sie sich neben Lucy auf den körnigen Sand und fing fröhlich an zureden. "Also, da du jetzt nicht mehr so gut... weglaufen kannst, können wir ja entspannt eine Runde plaudern!", gab Ginny den Ton an und befreite Lucys Kopf mit einem Schnipsen ihres Zauberstabs aus dem Fluch, der auf der am Boden Liegenden lag.

"Übrigens, wenn du noch einmal fliehen willst, solltest du dich nicht nur bei deinem Boss krank melden, weil du von deiner Tochter anscheinend die Masern aus der Kita abbekommen hast", Ginny malte bei dem "Masern" Gänsefüßchen in die Luft," der Gute hat mich völlig in Sorge über seine erkrankte Mitarbeiterin in deine Wohnung geschickt. Du wurdest auf Hogwarts in Ravenclaw ausgebildet, wo ist deine Rafinesse?", fragend blickte Ginny Lucy schräg an. "Wie auch immer, mit einem Aufspürzauber warst du auf jeden Fall richtig einfach zu finden."

Völlig ihrem Schicksal ergeben und mit der festen Überzeugung, Ginny so lange zu ignorieren, bis sie gehen würde, blickte Lucy einfach nur in den Himmel und begann trotz der wiedergewonnen Fähigkeit des Sprechens, keinen Versuch, auch nur irgendeine Antwort zu geben.

Ja, es war eine ziemlich schlechte Flucht gewesen, dass hatte sie gewusst, aber sie war nun mal in Panik gewesen.

"Hör mal, Lucille. Ich kann deine Gefühle nicht ganz nachvollziehen. Weder die, die dich bewogen haben, damals zu "sterben", noch die von heute, wegen denen du immer noch nicht die Tragweite deiner Entscheidungen verstehst und jetzt mit mir ein Gespräch führst. Bitte sag es mir doch. Was war los?", langsam begann Ginnys Stimme hysterisch zu werden.

So tief es ihr gelähmter Körper zuließ, holte Lucy Luft und stieß sie wieder aus.

"Ich kann es dir nicht sagen. Ginny, ich kann es nicht."

TOMORROW   ||Fred Weasley||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt