CHAPTER TWENTY

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Idyllisch schmiegten sich die kleinen Häuschen in die Highlands von Schottland. Gerade erst war der Tag angebrochen und langsam kletterte die Sonne den Himmel hinauf, um mit ihrem Spätsommerlicht die friedliche Landschaft zu bescheinen. Alles war still, nur eine kleine Person ging langsam durch die Straßen des noch verschlafenen Dörfchens.

Lucy hatte es tatsächlich geschafft, durch fast ganz Großbritannien zu apparieren und hatte sich in dem kleinen Zaubererdörfchen Hogsmeade wiedergefunden. Da über dem Schloss Hogwarts und seinen Ländereien ein Anti-Apparier-Zauber lag, musste sie nun den altvertrauten Weg hinüber zu ihrem alten Zuhause zu Fuß gehen, da der Friedhof mit den Gefallenen etwas abseits von Hagrids Hütte an den verbotenen Wald grenzte.

Schon von weitem sah Lucy das Denkmal, dass zum Gedenken der Toten errichtet worden war. Doch noch viel mehr schmerzte sie der Anblick der Schule, die vom morgendlichen Licht in sanften Tönen angestrahlt wurde. Zwar erinnerte sie das Denkmal an diese schreckliche Nacht mit ihrem Ende, doch Hogwarts erinnerte sie daran, was sie tatsächlich verloren hatte. Wieder verselbstständigten sich ihre Gedanken und Lucy verlor sich in einem Ereignis ihres siebten und letzten Schuljahrs.

Es war Halloween gewesen, und ihr Jahrgang hatte zur Ehre ihres letzten Schuljahrs eine Party geplant. Da man aber nicht alle Schüler der verschiedenen Häuser in einen Gemeinschaftsraum einladen konnte und die Klassenzimmer zu offensichtlich für die Lehrer waren, hatten Fred und George, die für die Party verantwortlich waren, sie alle in den siebten Stock eingeladen.

Dort befand sich seltsamerweise ein Raum, den niemand außer den Eingeweihten betreten konnte, wie Lucy und die Zwillinge festgestellt hatten, also schien das doch der optimale Raum für eine Party zu sein, die am Besten nicht entdeckt werden sollte.

Die Ravenclaw hatte sich für das Konzept des Fests auch ausgedacht, dass sich am Besten jeder verkleiden sollte. Und da selbst die Slytherins in ihrem Jahrgang seltsam gut mit allen auskamen und so der insgesamte Zusammenhalt ihres Jahrgangs überraschenderweise für die Hogwartsverhältnisse wirklich gut war, fand Lucy mit ihrem Vorschlag auch überall großen Anklang.

Lucy und ihre beste Freundin Maisie Willows hatten sich entschieden, ein gemeinsames Kostüm zu entwerfen und mithilfe von verschiedenen Schneiderzaubern hatten sie sich, als waschechte Ravenclaws, mit ihren Zauberkunst Kenntnissen das umwerfendste Outfit der Party konstruiert.

Maisie, die als Engel ging, war in ein Gewand gekleidet, dass das Licht aufzufangen schien. Strahlendhell und unglaublich rein ragten auch hinter ihrem Rücken die filigransten Flügel auf, die Lucy zustande bekommen hatte. Das Ganze wurde durch einen Haarzauber, der ihre blonden Strähnen in sanften Locken über den Rücken fließen ließ, und einem Heiligenschein perfektioniert, der in einem Goldton glänzte, den nicht einmal die irischen Kobolde mit ihren falschen Galleonen hinbekamen. Lucy an ihrer Seite stellte sie allerdings fast noch in den Schatten.

Während sie mit Maisies Kostüm beschäftigt hatte, hatte diese Lucy in einen waschechten Teufel verwandelt. Mit schwarzem Glitzer geschminkt, täuschendechten Teufelshörnern und einem Kleid, dass geradewegs das wunderschönste und gruseligste Höllenfeuer darstellte, erschien sie an Maisies Seite in dem Raum, den Fred und George vorbereitet hatten.

Doch als Lucy ihren Blick quer durch die Dekoration aus echten Fledermäusen und Spinnweben schweifen ließ, war all ihr Stolz über das gezauberte Kostüm verschwunden. Stattdessen nahm diesen Platz ein wunderbar warmes Gefühl ein, bei dem sie sich wohl oder übel eingestehen musste, dass ein gewisser roter Kürbis der Grund zu sein schien. Ein Grinsen schlich sich auf ihre tiefroten Lippen, so sehr biss sich das Orange von Freds Kostüm mit seinem roten Haar, dennoch strahlte dieser eine unglaubliche Zufriedenheit aus.

Dann wandte er sich dem Eingang zu. Das Grinsen verschwand. Doch das Funkeln, dass in Freds Augen trat, sagte Lucy alles, was er niemals in Worten hätte ausdrücken können. Und das Gefühl, als sie sich nach einem langen und fröhlichen Abend zu einem letzten Tanz, bevor die Party endete, in den Armen hielten, das Gefühl, das vergaß Lucy in ihrem ganzen Leben nicht mehr.

Langsam setzte sich Lucy wieder in Bewegung, während eine einzelne Träne ihren Augenwinkel verließ. Irgendetwas sagte ihr, dass nun der Moment gekommen war, an dem sie trauern durfte.

Trauern über die Zeit, die sie niemals gehabt hatten.

Trauern über seine Wärme, die ein böser Fluch ihr genommen hatte.

Trauern über sein Lachen und seine Witze, die sie niemals wieder hören würde.

Trauern, über all das, was sie gewollt hatten, aber das niemals ihre Zukunft geworden war.

Trauern, über den Menschen, der ihr größter Halt und ihr sicherstes Zuhause gewesen war.

Trauern über den Betrug des Universums, dass Dinge niemals unendlich waren und dass manchmal in einer Sekunde eine ganze Welt zusammen stürzen konnte, wie ein Kartenhaus im Wind.

Und als Lucy seinen Grabstein erblickte schrie sie ihren Zorn so laut es ging in die Welt hinaus.

TOMORROW   ||Fred Weasley||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt