CHAPTER TEN

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Im Gasthaus angekommen, half Ginny Lucy das Gepäck der beiden Morgans wieder zusammenzupacken.

Doch als Ginny den Rucksack fand, der seltsam schwer für seine Größe war, stutzte sie.

"Luce? Was hast du da denn für Ziegelsteine drin?", rief sie zu der Blonden hinüber, die sich gerade in dem winzigen Bad befand.

"Oh das ist...das sind...", wusste Lucy keine richtige Antwort, die sie zugeben konnte und wollte.

Völlig vergessen hatte ihr alter Rucksack mit den Zauberutensilien neben einem Sessel an ihrem Bett auf dem Boden gelegen und Ginny hatte ihn nun beim aufräumen gefunden. Diese hatte in ihren Augen den Schreck gesehen und eine leise Ahnung schlich sich in ihre Gedanken.

"Oh Lucille, du wirst doch nicht...", hektisch öffnete sie den Rucksack und blickte hinein. Doch da er von innen magisch vergrößert war, konnte sie nicht all zu viel erkennen. Mit einem Blick zu Lucy, die das alles mit Argusaugen beobachtete, kramte Ginny ihren Zauberstab aus der Tasche, richtete ihn auf den Rucksack und murmelte: "Accio, Zauberstab."

"Nein, lass ihn...", versuchte Lucy sie noch im letzten Augenblick aufzuhalten, doch da hatte Ginny bereits einen langen, dünnen Stock in der Hand, den sie abwägend zwischen den Fingern zwirbelte. Als sie ihn für eine Sekunde besonders schnell drehte, schien es, als würden die silbernen Konturen verschwimmen und für einen winzigen Moment, war er unsichtbar.

Erstaunt blickte Ginny auf den Zauberstab hinab, bevor sie Lucy skeptisch anblickte.

"Was bei Merlins Unterhosen war das denn bitte? Und wieso benutzt du ihn gar nicht mehr? Die Spur liegt nicht mehr auf dir, du kannst ganz unentdeckt zaubern so viel du willst!", merkte Ginny an. "Vielleicht hättest du es dann auch geschafft, dich länger als zwei Tage vor mir zu verstecken."

"Leg ihn zurück."

"Wieso? kannst du nicht mehr zaubern? Ich dachte immer, man könnte es nicht verlernen. Genauso wenig wie das Fliegen? Außerdem...Ravenclaw?"

"Leg ihn einfach wieder zurück. Bitte. Ich will ihn nicht sehen."

Längst hatte sich Lucy in der Badezimmertür wieder umgewandt und das Geklapper einiger Kosmetikartikel bewies, dass sie sich wieder dem Zusammenräumen gewidmet hatte.

Eigentlich sollte sie sich nicht so wundern, dachte sich Ginny. Vermutlich hatte Lucy mit ihrem Verschwinden aus der Zauberwelt auch restlos alles Magische aus ihrem Leben verbannt. Aber dieser Zauberstab, der war schon echt seltsam! Noch einmal wedelte Ginny ihn schnell durch die Luft. Und tatsächlich! Wieder war er für einen Moment nicht zusehen und nur schwach an den Konturen zu erahnen. Sehr seltsam. Entweder Ginny müsste Mr. Ollivander in seinem neuen Laden in der Winkelgasse besuchen, oder, nachdem sie Lucys Vertrauen zurückgewonnen hatte, diese selbst fragen.

Während Ginny so gedankenversunken über dem seltsamen Zauberstab brütete, hatte sie gar nicht gemerkt, wie Lucy erneu an die Tür des Badezimmers getreten war. Resigniert fuhr sie sich durch die Haare. Nur weil sie mit Ginny über Magie sprach, hieß das ja noch lange nicht, dass sie ihren Zauberstab wieder benutzen musste, nicht wahr?

"Demiguisefell."

"Was?", ertappt fuhr Ginnys Kopf hoch.

"Er wird manchmal unsichtbar, weil der Kern aus Demiguisefell besteht. Du kennst sie bestimmt noch aus unseren Schulbüchern. Newt Scamander schreibt in seinen Büchern von ihnen. So kleine süße Äffchen, die sich unsichtbar machen können. Professor Raue-Pritsche hat sie mit uns in 'Pflege magischer Geschöpfe' durchgenommen."

"Hagrid nicht", murmelte Ginny nur zur Antwort, während sie in allen Winkeln ihres Kopfs nach einem Bild dieser Geschöpfe suchte.

Seltsam, war da nicht noch etwas anders, außer der Sache mit der Unsichtbarkeit? Irgendwas... es lag ihr schon auf der Zunge, sie hatte es bestimmt für die ZAG Prüfungen gelernt. Ach, die Schule war eben schon zu lange her.

Als sie bemerkte, dass Lucy schon wieder verschwunden war, packte sie den Zauberstab ihrer Freundin wieder zurück und machte sich an den Rest des Koffers.

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Endlose Stunden später, waren Lucy, Rica und Ginny auf Muggelweise wieder zurück in London. Leicht enttäuscht hatte Lucy ein letztes Mal vor ihrer Abreise zu dem kleinen Gässchen geblickt, dass hinaus auf die Felder und zu der Kapelle führen würde. Aber sie schaffte es nicht, den Weg zu gehen und sich endgültig von ihrer Vergangenheit einholen zu lassen. Also stieg sie mit den beiden anderen in den Zug und sie rollten zurück in die Hauptstadt Englands.

"Magst du heute bei uns übernachten? Ich hab voll das coole Zimmer!", plapperte Rica die rothaarige junge Frau zu, neben der sie unbedingt hatte sitzen wollen. Immer noch war die Kleine restlos begeistert von Ginny.

Geheimnisvoll lächelnd bückte diese sich zu der dreijährigen auf den Boden und raunte ihr zu: "Das ist eine super gute Idee. Denn dann können wir morgen früh und ausgeschlafen das nächste Abenteuer erleben. Morgen gehen wir nämlich dann zu mir nachhause. Da wartet eine riiiiiiieeesige Überraschung auf dich. Na, bist du meiner Meinung?"

"Jaaaaa!", rief Rica aufgeregt und malte sich vor ihren Augen schon die aufregendsten Geschichten aus. Deshalb bemerkte sie auch den Gesichtsausdruck  ihrer Mutter nicht und den aufgelösten Blick, den diese Ginny sandte.

Morgen. Morgen würde es also sein. Natürlich hatte sie sich selbst für diesen Weg entschieden, doch ab morgen müsste sie auch mit seinen Auswirkungen leben.

TOMORROW   ||Fred Weasley||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt