CHAPTER FOURTEEN

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Lange blickte Mrs. Weasley in das entschlossene Gesicht der jungen Frau vor sich.

Wie konnte es sein, dass sie vier Jahre lang ihren Tod hatte vortäuschen können und was genau hatte sie dazu bewegt? Sie war als 19-jähriges Mädchen von jetzt auf gleich komplett auf sich allein gestellt gewesen - und das auch noch schwanger! Allerdings war Lucy in Ravenclaw gewesen, war immer unfassbar klug und bedacht gewesen, was ihre Entscheidungen und auch ihr Handeln angegangen war. Vielleicht hatte sie sich deshalb so gut mit den Zwillingen verstanden, weil sie füreinander der ausgleichende Pol gewesen waren, wenn die Gemüter zu hitzig wurden. Wenn es eine junge Hexe hatte schaffen können, dann wäre Lucy die einzige gewesen, der Molly das Ganze zugetraut hätte.

Deshalb entschied sich Molly auch für einen Weg, der in die Zukunft führen sollte.

"Lucy, wir werden keinen verbitterten Groll hegen. Wir sind eine Familie und deshalb bist du hier immer noch willkommen. Was immer dich in den letzten Jahren bewegt hat, du konntest und kannst tun und lassen was du willst. Wir stehen hinter dir. Wenn du reden willst, hier ist ein guter Ort, aber du bist zu nichts verpflichtet. Das einzige, was wir vielleicht noch tun sollten, ist... na ja, die Sache mit deiner Tochter zu klären."

Geschockt ruckten alle Köpfe zu Molly, doch diese warf nur einen strengen Blick in die Runde und damit war die Sache für sie erledigt. Nachdenklich runzelte Lucy die Stirn. Sie war dankbar, dass ihr verziehen wurde, aber... irgendwie hing doch auch alles mit Rica zusammen. Wie weit konnte sie jetzt also mit ihren Erklärungen gehen?

"Ich denke, euch ist allen klar, dass sie die Tochter von....", Lucy holte tief Luft, noch nie hatte sie diese Tatsache laut ausgesprochen. Niemand, der Rica bisher gekannt hatte, war der magischen Welt vertraut. Doch diesmal..."sie ist Freds Tochter"

Froh, es ausgesprochen zu haben, verstummte Lucy und Stille breitete sich um den Tisch aus. Fast idyllisch hörte man die Vögel zwitschern und die Sonne schien auf die kleine Gesellschaft.

Und dann, dann hörte man ein Lachen. Laut und frei tönte es vom Quidditchfeld herüber und schmerzhaft verzog George sein Gesicht. "Jep, dass ist nicht zu überhören"; stellte er das Offensichtliche fest. "Aber weiß sie das?"

"Nein. Ich habe ihr nie gesagt, dass sie einen Vater", murmelte Lucy leise.

"Weißt du, was ich nicht verstehe?", fuhr George sie an und sprang von seinem Stuhl auf, um auf der Terrasse auf- und abzugehen. "Du hast ihn geliebt. Du hast ihn so sehr geliebt. Ihr habt miteinander so viel geteilt, erlebt, gelacht, gezaubert. Wo ist das alles hin? Warum hast du ihn so vollständig verleugnet? Und uns gleich mit dazu!"

"Du hast es eben gesagt. Weil ich ihn geliebt habe. Weil ich ihn nicht sterben lassen konnte. George ich....", plötzlich war es wieder um Lucy geschehen und völlig in Tränen aufgelöst stand sie auf einmal direkt vor ihm. "George, ich hab ihn umgebracht!"

Stille.

Laute, dröhnende Stille.

Lucy blickte auf die absolut fassungslosen Gesichter.

"Ich...", fahrig und gehetzt blickte Lucy sich um. "Ich... passt ihr kurz auf sie auf...ich..."

Lucy drehte sich zu Ginny, deren Zauberstab aus ihrer Tasche lugte. Nur kurz berührte sie ihn, bevor sie auf einen Schlag verschwunden war. Kein knallen, kein ploppen, gar nichts. Sie war einfach weg.

Auch am späten Abend war Lucy noch nicht wieder aufgetaucht und allmählich begann sich Familie Weasley Sorgen zu machen. Molly hatte Rica erzählt, dass ihre Mum nur ein wenig spazieren gegangen wäre und nach dem Abendessen brachte sie die Kleine auch ins Bett.

Als sie die Treppe aus dem zweiten Stock des verwinkelten Häuschens wieder herunterkam, blickte Molly unendlich müde auf den kleinen Teil ihrer Familie, der sich im Wohnzimmer breit gemacht hatte. Zwar waren es immer wenig, seit auch Ginny zu Harry Potter in eine kleine Wohnung gezogen war, doch gerade sahen alle so verloren aus wie seltenst zuvor. Mit einem Seufzen ließ sich Molly neben ihren Mann Arthur auf das schon etliche Male geflickte Sofa fallen, woraufhin er die Arme um sie schlang.

"Sie wird schon wiederkommen!", versprach er den Rothaarigen mit den leeren Gesichtern, "Lucy wird niemals ihr Kind allein hierlassen."

"Sie hat uns vorher erzählt, sie hätte Fred umgebracht. Ich weiß nicht, ob sie da so schnell zurück kommen wird. Das letzte mal war sie immerhin vier Jahre fort!", stieß George zynisch aus.

"Ich glaube nicht, dass sie das getan hat. Warum um Himmelswillen und wie hätte sie das bitte tun sollen? George, du und Percy, ihr habt gesagt, er wurde von einem Todesser und einer einstürzenden Wand umgebracht. Was hatte Lucy in dieser Szene für eine Rolle?", verwirrt und ehrlich von Lucys Unschuld überzeugt, blickte Molly ihren Sohn an.

George zuckte zusammen, als er an das Grauen erinnert wurde, konnte sich allerdings nicht einmal an Lucy in diesem Moment erinnern. Er und Percy waren völlig ausgetickt, hätte Lucy das nicht auch sollen? Wo war sie gewesen? Auch später in dieser Nacht... wann hatte er Lucy noch einmal gesehen?

Er blickte zu Ginny. "Wann hast du Lucille das letzte Mal gesehen, bevor du ihr bei Pembroke begegnet bist?"

"Ich hab sie in Hogwarts... Moment mal, wo war sie in Hogwarts?", erstarrt kramte Ginny in ihren Gedanken.

"Sie ist nicht dagewesen. Lucy... sie ist nicht dagewesen!"

"Aber später wurden doch... ihr wisst schon, an der explodierten Stelle, und daneben der Ring, den Fred ihr geschenkt hat", Arthur war völlig von der Rolle.

"Es war aber nicht ihr Körper. Nicht sie ist an dieser Stelle pulverisiert worden, es lag nur ihr Ring daneben. Ein ziemlich guter vorgetäuschter Tod, weil man ihn nicht nachweisen konnte. Man konnte nur mutmaßen und wir dachten eben alle, dass sie Tod wäre.", schlussfolgerte George.

Ginny nickte verblüfft. "Aber das ändert nicht die Tatsache, dass wir nicht wissen, wo Lucy sich in dieser Nacht herumgetrieben hat."

"Ich war dort. Ihr habt es alle vergessen. Aber ich war dort."


TOMORROW   ||Fred Weasley||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt