„Ich nehme den Ring. Ich bringe den Ring nach Mordor. Obwohl ich den Weg nicht weiß.", sagte Frodo und wurde mit seiner Stimme immer leiser und unsicherer. Die meisten schauten den Hobbit erstaunt und auch ungläubig an. Gandalf ging auf ihn zu und sprach: „Ich werde dir helfen diese Bürde zu tragen, solange sie dir auferlegt sei." Er stellte sich links neben den Halbling und legte kurz seine Hand auf Frodos Schulter. Wahrscheinlich wollte er ihm damit Mut machen. Im nächsten Moment stand Aragorn auf und lief auf den Hobbit zu. „Sollte ich dich durch mein Leben oder meinen Tod schützen können, werde ich es tun.", sagte er und kniete sich vor ihm hin, „Du hast mein Schwert."
„Und du hast meinen Bogen.", sprach eine angenehm klingende Stimme aus. Legolas ging ebenfalls auf Frodo zu und stellte sich neben Gandalf. „Und meine Axt.", sagte ein Zwerg, welcher Gimli hieß und der Sohn von Gloin war. „Du bestimmst unser aller Schicksal, kleiner Mann und wenn dies dann der Wille des Rates ist, so wird Gondor sich anschließen.",sprach nun auch Boromir, der Heerführer aus Gondor und Sohn des Truchsess.
Nun aber rannte ein Hobbit aus dem Gebüsch auf Frodo zu. „Nur damit das klar ist, ohne mich geht Herr Frodo nirgendwo hin.", erzählte Sam schnell und stellte sich rechts von Frodo hin. „Nein für wahr. Es ist kaum möglich euch zu trennen, selbst wenn er zu einer geheimen Beratung eingeladen ist und du nicht.", versuchte Elrond in einer ernsten und tadelnden Stimme zu sagen, doch das Schmunzeln blieb mir nicht verborgen.
Damit war aber nicht genug, denn blickten zwei weitere Hobbits von der anderen Seite, hinter zwei Säulen hervor. „Hey wir kommen auch mit.", schrie Merry förmlich, während er und sein Vetter eine Treppe hinauf angerannt kamen, „Oder ihr werdet uns in einen Sack verschnürt Heim schicken müssen.", erklärte er und stellte sich links von Frodo hin. „Wie dem auch sei. Man braucht Leute mit Verstand für diese Abenteuer, was auch immer...Geschichte.", argumentierte Pippin drauf los. „Dann wirst du ganz bestimmt nicht ausgewählt, Pipp.", erwiderte Merry darauf und ich musste innerlich kurz auflachen.
Nun blickte Frodo zu mir, genauso wie die anderen. Ich ging langsam auf ihn zu und stellte mich vor ihn hin. Da ich fast größer als er war, blickte ich genau in seine Augen. 'Ich werde dir folgen Frodo und versuchen dir so viel Last wie möglich abzunehmen.', teilte ich ihm ruhig per Gedanken mit. Seine Augen schauten mich dankbar an und ich wusste das ihm, so gut ich konnte, helfen würde. Schnell gesellte ich mich an die Seite meines Bruders und setzte mich. „Zehn Gefährtenso sei es. Ihr bildet die Gemeinschaft des Ringes.", verkündete Herr Elrond. Die Hobbits waren sehr enthusiastisch, doch konnte ich mir schon denken, was auf uns zu kommen wird. „Großartig und wo soll es hingehen?", fragte Pippin nochmal nach. Dieser zerstreute Hobbit. Durch seine Tollpatschigkeit wird uns wahrscheinlich mehr Leid als alles andere ereilen. Ich schüttelte unmerklich den Kopf. Vielleicht wird er uns aber auch gut von düsteren Gedanken ablenken können.
Nach und nach verließen immer mehr Leute den Platz, bis nur noch die Gefährten und ich dastanden. „Wir brechen morgen, während den ersten Sonnenstrahlen auf.", erklärte uns Gandalf, „Hoffen wir das wir zügig vorankommen." „Wir sollten alles für die Reise vorbereiten.", meinte Aragorn mit einer etwas belegten Stimme. Meine Aufmerksamkeit galt jedoch nicht den Vorschlägen der anderen, sondern dem Gefühl von Blicken durchbohrt zu werden. Die blauen Saphire hatten leider die gleiche Eigenschaften wie die seines Vaters. Ich blickte kurz auf und sah in die unergründlichen Weiten, die den Tiefen des Ozeanes so ähnlich sahen.
Schnell wand ich mich ab und wollte verschwinden, doch Aragorn hatte dies bemerkt. 'Du solltest mit ihm reden Lúthien.', riet er mir per Gedanken. 'Nein Hanar, ich kann nicht.' 'Natürlich kannst du, du willst nur nicht. Spring über deinen Schatten und sprich mit ihm. Er hat dich all die Zeit vermisst, genauso wie du ihn.', widersprach er mir.
Aus dem Augenwinkel betrachtete ich Legolas kurz. Mein Herz würde liebend gerne Zeit mit ihm verbringen, sich entschuldigen für all die Dinge, die falsch gelaufen waren. Ihm sagen das er nicht allein war, denn schätze ich das er es die letzten Jahre über war. Zumindest was die Familie betraf. Freunde hatte er schon immer gehabt, doch ist die Geborgenheit und Liebe einer Familie anders als die der Freundschaft. Mein Kopf hielt jedoch dagegen und rief all den Schmerz der vergangenen Jahre hervor.
Damals empfand Legolas etwas für Tauriel und hatte mich daher immer um Rat gebeten. Da Thranduil ihm nicht half und zuhörte, versuchte ich es umso mehr. Auch wenn ich keine Ahnung von Gefühlen hatte und Legolas emotional auf Abstand halten wollte, versagte ich dabei und ließ ihn unbeabsichtigt näher an mein Herz als jemals jemanden zuvor, seit meiner grausamen Vergangenheit. Er war noch nie ein Bruder für mich, dafür aber ich seine Schwester. Dieser Gedanke fügte mir damals eine Wunde zu, die nie richtig heilen wollte und ich zog mich immer weiter zurück. Zurück vom Düsterwald. Zurück von Thranduil und den anderen und vor allem zurück von Legolas. Es war egoistisch von mir gewesen ihn damals zu verlassen, doch konnte ihm keinen Trost schenken, obwohl ich das gemusst hätte. Tauriel interessierte sich nicht für ihn und er litt, aber ich deshalb gefühlt umso mehr. Er sollte glücklich sein und ich hätte zuerst an ihn denken sollen und meine Schmerzen ignorieren, so wie immer. Doch ich verschwand, baute eine Mauer um mein Herz, in dem eine Wunde klaffte, die keiner zu schließen vermochte, außer einem Elben. Ich wollte niemanden mehr an mich heranlassen und mir selbst gegenüber nicht die Gefühle eingestehen, die sich über die Zeit hinweg gebildet hatten. Es wäre meine Verdamnis dies zu tun und ihm mein Herz zu schenken.
Wortlos wand ich mich von den Gefährten ab und lief zu meinem Lieblingsplatz, bei welchem ich nachdenken konnte. >Du kennst sie Legolas.<, hörte ich Aragorn betrübt sagen. Er machte sich Sorgen um mich und konnte nur erahnen, welche Last ich mit mir trug. >Ja, ich kenne sie und deswegen wusste ich schon wie sie reagieren würde, Mellon.<, sprach er versöhnlich aus. Weiter hörte ich ihrem Gespräch nicht zu, sondern bewegte mich gezielt zwischen den kunstvoll verzierten Treppen, Wasserbecken, Statuen und Häusern hindurch.
Die Pflanzen gaben gut riechende Düfte von sich. Sie durften hier ungestört wachsen und sich entfalten. Die Blätter der Bäume schimmerten in verschiedenen Rottönen und das goldene Licht der Sonne schien hindurch. Ein leichter Wind wehte die schon heruntergefallenen Blätter um herum und kitzelten mich. Beim Laufen streckte ich die Nase in die Höhe und genoss den Moment. Als ich im Garten ankam, ging ich einen Weg zwischen den Schatten spendenden Laubbäumen hindurch, wo auch vereinzelt Nadelbäume mit ihrem immergrünen Nadelkleid standen. Durch mehrere Büsche schlängelte ich mich bis zu einem verborgenen Pfad, welcher ein Stück die Berge hinaufführte. Als ich diesem bis zu seinem Ende gefolgt war, stand ich schlussendlich auf einer kleinen Lichtung mitten in den Bergen.
Die Zeit schien diesem magischen Ort nichts auszumachen, denn strahlten die Bäume, bis auf vereinzelte Ausnahmen, in einem saftigen Grün. Ein Wasserfall floss an den Bergen entlang und fiel an den Klippen viele dutzende Meter in die Tiefe, um dann zu einem ruhigen Strom zu werden.
Ich ging auf einen großen Stein zu. Dieser war von Moos bewachsen und wurde nach vorne ein Stück höher, er bildete eine Schräge. Die Sonne wärmte mein Fell angenehm, als ich mich auf den Stein, in mitten der Lichtung, legte. Ich hörte die Vögel ihre Lieder zwitschern und Bäume ihre Geschichten erzählen. Entspannt schloss ich meine Augen. Ich genoss diese entspannte Atmosphäre, die Ruhe vor dem Sturm, welcher uns wahrscheinlich schneller und heftiger ereilen wird als wir denken. Doch ließ ich meine Gedanken davon schweifen. Weit weg von Leid und Schmerz, hin zu der angenehmen Dunkelheit, welche mich wie eine samtige Decke umfing.
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Hier das versprochene Kapitel. Ich wünsche euch dann noch einen schönen Start in die neue Woche.
LG eure Meerliarmee
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Cuìa mela gladha
FanfictionLEBE jeden Moment LACHE jeden Tag LIEBE unendlich... Luthìen ist eine Elbin, aber ganz anders als die Anderen. Sie ist das mächtigste Wesen was Mittelerde bewohnt, doch gleichzeitig zerbrechlicher als Glas. Ihre Vergangenheit hat sie geprägt und ver...