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Schnell rannte ich durch den Wald. Meine Pfoten fühlten sich unendlich schwer an, doch an anhalten war nicht zu denken. Schreie und Rufe verfolgten jeden meiner Schritte. Sie wurden lauter je weiter ich mich versuchte zu entfernen. Ich lief immer weiter, doch es veränderte sich nichts. Mein Herz schlug schnell und wurde immer schneller bis ich plötzlich an einer Lichtung ankam. Die dunklen Schatten des Waldes wurden verdrängt und mein Puls war innerhalb eines Wimpernschlags wieder normal. Die Sonne schien wie ein warmer Mantel des Schutzes auf die Lichtung hinab. Vorsichtig schlich ich weiter voran und blickte aufmerksam durch die Gegend. Blumen blühten in den verschiedensten Farben und ich hörte das Lachen eines kleinen Kindes. Ein kleines Mädchen rannte fröhlich an mir vorbei und ebenso vor jemanden weg.

Glücklich drehte sie sich um und dasselbe Augenpaar wie meines blickte mich an. Doch plötzlich fing sie an schrill und laut zu schreien. Die Sonne wurde von dunklen Wolken bedeckt und es legte sich ein eiskalter Schatten über die Lichtung. Das Mädchen löste sich im schwarzen Schatten auf und eine Gestalt löste sich aus eben diesem aber war im nächsten Moment schon verschwunden. Ein unwohles Gefühl machte sich in meinem Körper breit. Wo waren die anderen?

Die Schreie fing wieder an, aber viel lauter als vorher. Ich wechselte zu meiner elbischen Gestalt und presste meine Hände fest auf meine empfindlichen Ohren. Die Klagelaute hörten auf und eine unangenehme Stille breitete sich aus. Ich schloss meine Augen und nahm meine Hände vorsichtig weg. >Hab dich... <

Mit aufgerissenen Augen schreckte ich aus meinen nicht erholsamen Schlaf auf. Die geflüsterten Worte konnte ich selbst jetzt noch vernehmen. Die ruhige und doch bedrohliche Stimme, welche nur zwei Worte in der schwarzen Sprache gesagt hatte und doch waren es genau diese, die Momente in meinem Kopf gerufen hatten, die ich vergessen wollte. Ich bemerkte gar nicht, dass ich nun als Elbin auf dem Felsen saß.

Meine Gedanken kreisten immer noch um das Gefühl, welche die kräftigen und kalten Hände auf meiner Haut hinterlassen hatten, als sie sich um meine Handgelenke schlossen. Die unangenehme Gänsehaut, die sich auf meinen Körper ausgebreitet hatte, als ich in die Dunkelheit gezogen und mir bewusst wurde, dass ich verloren war. Allein im Schatten der Vergangenheit gefangen, aus jenem ich zu entkommen versuchte, aber welcher mich nicht loslassen wollte.

>Lúthien?<, fragte eine Stimme, die wie Balsam für meine geschundene Seele war. Ich blickte auf, um einen besorgten Legolas vor mir zu sehen. Er setzte sich neben mich und lies mich dabei nicht aus den Augen. >Mir geht es gut Legolas.<, meinte ich und schaute in den Wald vor mir, >Ich habe nur schlecht geträumt.< >Was beschäftigt dich so sehr, dass du keinen ruhigen Schlaf findest?< Auch er sah sich nun die Gegend an. Sorgfältig überlegte ich mir meine Antwort. Ich hatte bis heute keinen von der damaligen Zeit erzählt und dies wollte ich jetzt auch noch nicht. >Meine Vergangenheit.< Er nickte nachdenklich, als Bestätigung das er meine Worte vernommen hatte. Ihm war bewusst, dass ich nicht darüber reden würde und er lies es dabei bleiben.

Jetzt, da er so nah bei mir war, dachte ich an unsere gemeinsame Vergangenheit. >Entschuldigung< Etwas verwirrt drehte der blonde Elb seinen Kopf zu mir. >Wofür?< >Ich habe dich damals allein gelassen. Das war nicht...in Ordnung von mir. Nachdem wir Aragorn gefunden hatten, hätte ich bei dir bleiben sollen und deshalb möchte ich mich bei dir entschuldigen. Ich habe keine Rücksicht auf dich genommen.< Kurze Zeit war es still zwischen uns und jeder war in seinen Gedanken. >Du hast dich nicht zu entschuldigen Lúthien, denn du hattest nichts falsch gemacht. Ich brauchte Zeit, um deine Entscheidung nachzuvollziehen, aber ich habe es verstanden. Du brauchst dir auch keine Sorgen darum zu machen wie es daheim war. Adar war überraschend herzlich. Ich habe das Gefühl, dass er teilweise ins Leben zurück findet. Er hatte dich und deine Art damals wahrscheinlich auch vermisst, doch weiß er ebenso wie ich, dass du ein Freigeist bist.< Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen und auch ich lächelte mit ihm mit, als ich zu ihm schaute. Auch wenn ich es mir nicht eingestand, ich hatte die Zeit mit Legolas vermisst.

>Eher müsste ich mich bei dir entschuldigen, weil ich damals keine Rücksicht auf dich genommen hatte. Du hörtest mir immer zu und halfst mir bei all meinen Problemen, doch ich dir nicht. Jedenfalls nicht so wie ich es gekonnt hätte. In der Zeit, in der du weg warst, akzeptierte ich das Tauriel nicht die Person war, welche ich gesucht hatte. Es hätte zwischen uns nicht funktioniert. Mein Kopf hatte in der Zeit verstanden was mein Herz schon längst gewusst hatte. Es war nicht Tauriel, die in meinen Gedanken war und mich nachts in meinen Träumen verfolgte. Mein Herz sehnte sich nach einer anderen Elbin und das bemerkte ich leider erst, als es schon zu spät war.<

Bei seinen Worten klopfte mein Herz schneller. Ich sehnte mich förmlich danach das er mich meinen würde, doch verbot mir mein Kopf das. Mein Kopf folgte meinem Herzen noch nicht und daher war ich taub für seine Worte und ich erkannte die logischen Zusammenhänge in seinen Worten nicht. An sich gab es nur eine Person, die in Frage kommen würde, doch kam mir diese Gedanke noch nicht einmal. Ich wollte dieses Thema nur so schnell es geht beenden. Die unterdrückten Schmerzen nicht aufkeimen lassen und weiter so tun, als ob es sie nicht gäbe. Mein Blick schweifte Richtung Himmel.

>Die Sonne geht unter. Wir sollten uns auf unsere Reise vorbereiten.< Einen leicht enttäuschten Blick bemerkte ich, als ich ihn aus dem Augenwinkel heraus betrachtete, doch ebenso wie er einen stillen Entschluss fasste. Was es war konnte ich nicht sagen. >Da hast du recht.< Er stand auf und hielt mir seine Hand hin. >Darf ich Ihnen helfen verehrte Dame?<, fragte er ganz ernst. >Wie kann ich zu solch einer charmanten Frage nur nein sagen, edler Prinz?<, erwiderte ich ebenso ernst und legte meine Hand in seine. Als wir uns einen kurzen Moment gegenüber standen konnten wir uns vor Lachen nicht mehr einkriegen. Schon in unserer Kindheit haben wir uns über die Förmlichkeiten am Hofe lustig gemacht und damit Thranduil in den Wahnsinn getrieben, aber nicht nur ihn. Es war schön mal wieder so unbeschwert zu lachen.

Als wir wieder einiger Maßen aufrecht stehen und laufen konnten, blickten wir ein letztes Mal über unseren gemeinsamen Ort. Danach gingen wir zusammen redend und lachend den Pfad hinab nach Imladris. >Ich wünsche dir eine gute Nacht.<, sagte Legolas, als wir bei meinem Haus ankamen. Er müsste noch wenige Wege gehen bis er bei seinem Gemach wäre. >Wünsche ich dir auch.< Ich blickte in seine Augen, in denen sich mittlerweile das Licht der Sterne spiegelte. Ein dunkles Meer, so tief und unergründlich das man fast in ihm ertrank. Es wütete ein Sturm aus Gefühlen, sodass ich nicht vermochte zu sagen welche ihm am meisten beschäftigten.

Durch ein Rascheln neben uns wurde der Blickkontakt gebrochen und wir schauten nach links. Kenneth kam mit den anderen wieder auf die Wiese. Er lief auf mich zu und kuschelte sich an mich. Ich strich ihm beruhigend über seine Stirn und Nüstern. >Bis morgen.<, sagte Legolas noch als er sich langsam umdrehte und ging. Kurz sah ich ihm nach, konzentrierte mich jedoch dann auf das Schmusepferd vor mir. >Auch dir wünsche ich eine gute Nacht. Ebenso euch.<, sprach ich zu der Herde um mich herum. Ich bemerkte gar nicht mehr den Blick von Legolas, welcher sich noch einmal umgedreht hatte.

Bevor ich ins Haus ging gab ich Kenneth noch einen Kuss und blickte mich kurz nach Thoron um. Er saß auf einem Baum in der Nähe und schien nach Beute Ausschau zu halten. Ich musste darüber lächeln. Drinnen angekommen machte ich den Ofen an und packte schnell meine Gepäck für morgen. Darunter waren Waffen, Kleidung und Kräuter, sowie alles andere was mit müsste. Als dies erledigt war nahm ich ein Bad und genoss die dadurch entstandene Entspannung. Das Wasser wurde aber nach einiger Zeit kalt und ich zog mir was Bequemes an und legte mich in mein weiches Bett.

Ich wollte eigentlich nicht schlafen, denn hatte ich Angst davor diese Bilder wieder in meinem Kopf zu sehen. Aber jemand anderes lenkte mich von diesen düsteren Gedanken ab und ich dachte an die Zeit, welche ich heute mit Legolas verbracht hatte. An sein Lachen und den glücklichen Ausdruck in seinen Augen, welchen ich lange nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Es war diese Unbeschwertheit da gewesen, die eigentlich vor langer Zeit verloren ging. Und das letzte woran ich dachte bevor ich einschlief war ein ganz bestimmter, blonder Elb.

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Ich DANKE euch für über 1K Reads!!!!

So viele Leute sind nun schon auf diese Geschichte gestoßen und haben mich hier supported. Deshalb ein riesiges Dankeschön an eben diese.

Da ich nun ein wenig mehr Zeit zum Schreiben habe kann ich euch sagen das mehr Kapitel kommen werden, sowie hoffentlich ein weiteres heute.

LG eure Meerliarmee

Cuìa mela gladha Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt