Kapitel 18 Der unbändige Zorn des Brahma und die Güte der Kali
Ich erwache von meinen Kopfschmerzen. Sie hämmern sich in meine Gehirnbahnen, wie tausende kleine Nadeln, die mich voller Begeisterung filetieren. Es ist schlimmer, als an dem Morgen bei Raphael. Ich öffne ein Auge und blinzele. Ich bin in meiner Wohnung. Das erkenne ich an dem geöffneten Kleiderschrank, aus dem wahllose Kleidungsstücke heraushängen und kein Stapel mehr geradesteht. Raphael. Ich liege auf den Bauch. Mein Rücken schmerzt. Bilder aus dem Restaurant blitzen auf. Die Toilettenkabine. Mayas wütendes Gesicht. Danach Danny an der Bar. Jake. Tequila. Schwärze. Was ist passiert? Ich fühle mich als wäre ich unter eine Walze geraten. Breit und platt. Ein weiteres Mal versuche ich mich daran zu erinnern, was nach dem Tequila passiert ist. Danny an der Bar. Jake. Tequila. Schwärze. Langsam ziehe ich meine Beine heran und drücke mich nach oben, bis ich auf allen Vieren hocke. Zwei Wirbel in meinem Rücken knacken und die Decke rutscht von meinen Schultern. Ich bin komplett nackt. Es dauert eine Weile bis ich stutze.
„Endlich wach?" Ich fahre zusammen. Die Stimme verortet sich rechts neben mir. Nur langsam drehe ich meinen Kopf und sehe direkt in Jakes warme, braune Augen. Sofort sitze ich kerzengrade. Was mir mein Kopf mit einem weiteren Hammerschlag dankt.
Jake steht nur in Shorts neben meinem Bett. In seiner Hand hält er eine Tasse Kaffee. Er lächelt, streicht sich über den flachen Bauch und danach die verwuschelten Haare zurück. Ich möchte schlucken, doch mein Hals ist so trocken, dass ich es kaum schaffe. Nein. Nein. Nein. Das darf einfach nicht wahr sein. Meine Gedanken überschlagen sich.
„Scheiße, scheiße, scheiße.", entfährt es mir, während ich versuche aufzustehen. Ich falle vor lauter Panik fast aus dem Bett. Ich blicke auf meine Hand. Ein frischer Verband. Ich greife nach meinem Telefon auf dem Nachttisch und sehe mehrere Nachrichten. Sie sind von Raphael und auch einige von Danny. Jake steht noch immer seelenruhig auf der anderen Seite des Bettes und streicht sich erneut durch die dunklen Haare. Die Situation auf seinem Kopf wird dadurch nicht besser, sondern eher trauriger.
„Beruhige dich, Mark."
„Beruhigen? Verdammt Jake, ich habe einen totalen Filmriss und du stehst da und trinkst Kaffee. Was ist passiert verdammt noch mal?", frage ich aufgebracht und spüre, wie meine Finger zu zittern beginnen. Vor Aufregung. Durch den Kater und die vollkommene Dehydrierung. Keine gute Kombination. Ich krame mir eine Hose aus dem Schrank, lasse dabei einen weiteren Stapel zusammenbrechen und ziehe sie mir umständlich über.
„Wir haben getrunken, geredet..." Er macht eine Pause und zuckt mit den Schultern. Daran das wir an der Bar gesessen und etwas getrunken haben, erinnere ich mich auch noch. Genauso, wie an Jakes intensiven braunen Augen und den Tequila. Ich schmecke das Salz auf meinen Lippen. Imaginäre Säure lässt die Seitenstränge meines Halses pulsieren. Gelächter. Maria erzählt mir von einer Nachricht. Maya. Sex. Ich setze mich auf das Bett zurück als mich ein leichter Schwindel erfasst. Ich erinnere mich wieder deutlich an die Nachricht über die verlorene Jungfräulichkeit meiner Schwester. Nein, das kann nicht sein. Raphael hat das nicht getan. Ich sehe zu Jake. Aber habe ich es getan?
„Danach Jake, danach!", fordere ich ihn zu weiteren Erläuterungen auf. Unsicherheit durchströmt mich, wie glühend heiße Lava. Ich versuche mich auf bestimmte Regionen meines Körpers zu konzentrieren. Nichts. Normalerweise merke ich es, wenn ich mit Jake geschlafen habe. Trotz seiner immer fürsorglichen Vorbereitung. Die Tatsache, dass ich gestern extrem alkoholisiert gewesen bin, verunsichert mich. Ist nichts passiert oder spüre ich es nur nicht? Jake trägt immerhin Unterwäsche. Ein gutes Zeichen? Allerdings hat er einen Kaffee in der Hand und das heißt einfach nur, dass er schon aufgestanden ist. Mein Puls ist heftig und verursacht mir damit noch mehr Kopfschmerzen. Durstig bin ich auch, doch in diesem Moment kann ich nur an Raphael denken. Warum bin ich auch immer so unbeherrscht? Wieso muss ich ständig zu viel trinken? Wieso kann ich mich nicht einfach mal zusammenreißen. Des Satz formuliert sich in meinem Kopf nicht als Frage, sondern als Aufforderung. Ich hätte einfach nach Hause gehen sollen oder besser noch mit meinen Eltern mitfahren soll. Obwohl ich dann vermutlich irgendwo heulend in der Ecke zusammengebrochen wäre. Ich klaube mir einen Pullover vom Boden auf. Ich bin schrecklich zittrig.
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Doors of my Mind 2.0 - Ihr Freund. Mein Geheimnis
Romance[Fortsetzung von 'Doors of my Mind- Der Freund meiner Schwester'.] Wenn ich meine Augen schließe, dann sehe ich ihn. Seine wunderschönen grünen Augen, die sich wieder und wieder in meine Gedanken schleichen. Und obwohl er mich abgewiesen und verletz...