Mit Gemüsebratlingen gegen Glücksbärchies

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Kapitel 5 Mit Gemüsebratlingen gegen Glücksbärchies

Ich erwache durch ein heftiges Pochen in meiner Handfläche. Es ist gleichmäßig, dumpf und damit umso nerviger. Die Schmerztablette hat aufgehört zu wirken und mit einem Dröhnen im Kopf setze ich mich auf.

Ich lasse das gestrige Gespräch mit Shari Revue passieren und nehme mir vor, mich bei ihr zu entschuldigen. Das Unsinnometer in ihren Kopf muss bis zum Ende ausgeschlagen haben. Mehr als sonst. In diesem Moment frage ich mich, wie sie es bloß mit mir aushält.

Ich schwinge meine Beine aus dem Bett und fahre mir über das Gesicht. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich noch ausreichend Zeit habe. Meine erste Vorlesung beginnt erst um 10 Uhr. Ich sehe auf meine bandagierte Hand und komme zu dem Schluss, dass ich mir auf dem Weg zur Uni ein paar Verbände und Pflaster besorgen sollte um nicht doch noch an einer Blutvergiftung zu sterben. Was war das nur gestern wieder für ein Tag? Ich seufze, während es in meinem Nacken langsam kribbelnd warm wird. Es ist, als würde ich erneut Raphaels Hand dort spüren und ich jaule verzweifelt auf. Unwirsch reibe ich mir über die Stelle bis sie brennt und gehe ins Bad. Ich stelle mich unter die Dusche und ignoriere, dass der Verband mit Wasser vollläuft. Immerhin achte ich darauf, dass ich ihn nicht auch noch einseife. Ich gönne mir zum Frühstück ein Stück des gestrigen Kuchens und mache mich auf den Weg zur Uni.

Im Treppenhaus pralle ich mit einem jungen Mann zusammen. Ich weiß, dass er über mir wohnt und so gut, wie nie etwas von ihm zu hören ist. Seine braunen Augen schauen immer abwesend. Als wäre er so weit entfernt, wie die entlegensten Galaxien im Weltraum. Doch diesmal sieht er mich an. Ein attraktives Gesicht. Sanfte, liebevolle Gesichtszüge. Seine Hand legt sich abfangend an meine Schulter und meine bettet sich an seinen Arm. Er zieht sie sofort zurück, als wäre ihm diese winzige Berührung ungewohnt. Fast unangenehm.

„Entschuldigung, ich sollte damit aufhören mit dem Hintern zuerst die Wohnung zu verlassen", witzele ich. Nur ein feines Zucken in seinem Gesicht, als wäre er nicht sicher, wie er darauf zu reagieren hat. Seine graue Arbeitshose hat schwarze Flecken und definitiv schon bessere Tage gesehen.

„Schon okay. Es ist ja nichts passiert.", erwidert er sanft. Er wendet sich ab und gleitet leichtfüßig und fast lautlos die Treppe hinab. Ich blicke ihm einen Moment nach. Ein wunderlicher, junger Mann. Ich schüttele den Kopf und folge ihm die Treppe hinunter. An der Türklingel suche ich nach seinem Namen. E. de Faro. Auch ungewöhnlich.

Bevor ich zur Uni gehe, mache ich wie geplant einen Abstecher zur Apotheke. Ich decke mich dort mit Bandagen und Pflastern ein. Eine freundliche Apothekerin erneuert mir meinen alten, blutigen Verband und schwatzt mir noch ein Desinfektionsmittel und ein Wundcreme auf. Ich nehme alles mit. Sie fragt mich nach dem Unfallhergang und ich fantasiere eine spektakuläre Geschichte mit Einbrechern, Kung fu und Messern zusammen. Sie weiß, dass ich spinne, aber an ihrem Gesichtsausdruck kann ich ablesen, dass ihr diese kleine Ablenkung ebenfalls gut gefällt. Ich, der Erretter aus dem tristen Alltag. Ich freue mich, als sie mir bestätigt, dass mich wirklich keine Amputation erwartet und ernte ein heiteres Lachen der jungen Frau. Bei einem bezaubernden Café mit veganen Leckereien kaufe ich meiner kleinen Blume einen Bitte-sei-mir-nicht-böse-Muffin mit extra vielen Ich-bin-untröstlich-Blaubeeren und mir selbst eine Ich-hatte-noch-nicht-genug-Kuchen-zum-Frühstück-Zimtschnecke. Dann verschwinde ich zur Uni.

Nach den ersten beiden Vorlesungen treffe ich endlich auf Shari. Sie beäugt mich kritisch, während ich auf sie zu laufe. Ich werde gespielt langsamer und neige meinen Oberkörper etwas nach hinten, bis ich die letzten Schritte gebeugt und in Zeitlupe auf sie zugehe. Zunächst ist ihr Blick ernst, dann säuerlich und zum Schluss beginnt sie zu lachen. Sie stupst mir sachte gegen die Schulter.

Doors of my Mind 2.0 - Ihr Freund. Mein GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt