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Jameson

12 Monate ist es jetzt her, seit Heart mich verlassen hat. 12 Monate ist es her, seit ich zuletzt meine Eltern gesehen und gesprochen habe. 12 Monate ist es her, seit ich mit den Summers gesprochen habe.
12 Monate ist ihre Beerdigung her. 12 Monate ist es her, seit ich los gerannt bin, nicht damit aufgehört habe und die Stadt verlassen habe.

Ich habe alles und jeden hinter mir gelassen. Ich bin gerannt, die ganzen 12 Monate, ohne zum Stillstand zu kommen. Mein Herz, es hat geblutet, die letzten 12 Monate. Ich weiß nicht wie es möglich ist, dass ich noch hier bin, weil ich mich fühle, als wäre ich tot.

Ich habe Angst und mein Herz rast, als ich den Friedhof betrete. Ich habe sie nicht besucht, kein einziges Mal in diesen 12 Monaten. Ich bin nicht in der Lage gewesen ihr Grab zu besuchen und so zu tun, als würde ich akzeptieren, was passiert ist. Ich bin es immer noch nicht.

Ich biege rechts ab und laufe mit gesenktem Blick gerade aus, auf meinen Alptraum zu.                           

Oh Gott. Meine Hände zittern, genau wie meine Beine. Mein Hals fühlt sich ganz trocken an, so als würde ich gleich ersticken. Meine Augen brennen, ich kämpfe gegen die Tränen an.

Wenn ich jetzt den Kopf hebe, wenn ich jetzt geradeaus sehe, werde ich es sehen. Ihren Namen auf diesem Stein. Mein verfluchtes Herz überschlägt sich, als ich aufsehe. Ein leiser Schluchzer verlässt meinen Mund, genau wie die erste Träne, die ihren Weg hinunter findet.

Meine Atmung verlangsamt sich, sodass ich laut nach Luft schnappe. Die Blumen, die weißen Rosen, die ich bis eben noch in meiner Hand gehalten habe, fällt mir hinunter, genau wie ich auf die Knie falle. Die feuchte Erde durchweicht sofort meine Kleidung, doch das ist mir egal.

Ich streiche mit zittrigen Fingern über die acht Buchstaben und versuche nicht dabei zu ersticken. Mein Herz schmerzt, genau wie mein gesamter Körper.

Ein lächerliches Jahr ist vergangen und es wird nicht besser. Ich habe jeden verdammten Tag nach der Erlösung gewartet, die sie mir versprochen hat, doch gekommen ist sie nicht.

Ich bin immer noch alleine, gebrochen und verzweifelt. Mein Herz schmerzt von Tag zu Tag mehr und ich weiß nicht wie ich den nächsten Tag, geschweige denn den Rest meines Lebens überstehen soll.

Jeder der sagt, dass Zeit Wunden heilt, ist ein verdammert Lügner! Zeit heilt keine Wunden. Zeit bringt dich um den Verstand. Zeit nimmt dir die Erinnerungen an die die du liebst. Zeit macht dir klar, wie schnell alles vorbei sein kann.

Gott ich hasse Zeit. Ich hasse jede Sekunde,Minute, Stunde ohne sie. Ich hasse es, dass ein Jahr vergangen ist, ohne sie. Ich hasse es, dass ich unseren Hochzeitstag alleine, betrunken und depressiv in meinem Zimmer verbracht habe.

Ich hasse es hier zu sein. Gott wie sehr ich es hasse in der selben Zeitzone wie sie zu stecken, ohne sie.
Ich hasse es, dass ich manchmal vergesse wie ihr lachen klingt. Ich hasse es, dass ich vergesse wie sie gerochen hat. Ich hasse es, dass ich nicht mehr weiß, wie sich ein ich liebe dich aus ihrem Mund angehört hat.

Verfickte scheisse.

Meine Sicht verschwimmt nach und nach, das ziehen in meiner Brust wird immer stärker und ich habe das Gefühl, jeden Moment ohnmächtig zu werden. Instinktiv greife ich mir an die Brust, genau dorthin wo mein Herz eigentlich schlagen sollte, genau dorthin, wo ihr Name steht.

Ich weiß nicht wie viel Zeit vergeht, doch ich weiß, dass es nicht genug ist, denn ich bin immer noch hier und mein Herz, Heart, nicht.

Ich weiß nicht einmal wieso ich hier her gekommen bin. Kein Wort verlässt meine Lippen. Es bringt mir nicht die Erlösung oder den Frieden. Es ist, als würde ich mich selber quälen wollen. Ich hätte nicht hier her kommen sollen.

Langsam stehe ich auf, beinahe stürze ich und ich wünsche mir für einen Moment, dass ich es wirklich tue und mir das Genick breche, doch es passiert nicht, mir passiert nichts.

Ich versuche zu atmen, greife mir an den Hals, weil es sich anfühlt, als würde jemand fest zu drücken. Meine Sicht verschwimmt, die Erinnerungen drohen mich in die Knie zu zwingen.

Ihre stahlblauen Augen, ihr Lächeln, Oh Gott ihr wunderschönes Gesicht steigt in meinen Gedanken auf und mir wird schlecht. Ich schüttle kräftig den Kopf, um dieses Bild loszuwerden und wende mich so schnell ich kann von ihrem Grab ab und verlasse den Friedhof.

Ich kann das nicht. Ich kann ihr keine Blumen ans Grab bringen und so tun, als wäre die Tatsache, dass sie nicht mehr da ist okay, denn das ist es nicht. Es ist alles anderew als okay. Es ist grausam, grauenvoll, es bringt mich um.

Ich wische mir über die Augen, um wieder klar sehen zu können und bleibe stehen. Mein Blick richtet sich auf den tristen Himmel und verweilt einen Moment da. Ich atme ein und aus. Versuche mein Herz, genau wie meine Atmung zu beruhigen und als ich merke, dass ich es nicht schaffe, laufe ich einfach weiter.

Es wird nie mehr so sein, wie es einmal war. Mir wird es nie mehr gut gehen. Ich werde nie mehr glücklich sein. Nicht, wenn ich hier bin, während sie es nicht ist.

Ich hasse es ohne sie.

Ich hasse es ohne dich, mein Herz.

Stay with MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt