Wie bereits erzählt, habe ich nach meiner Zeit beim Psychologen mit einer Verhaltenstherapie begonnen. Ich kam super mit meiner Therapeutin zurecht und fühlte mich immer wohl.
Am Anfang musste ich ein paar Sachen ausfüllen und mir meine persönlichen Ziele setzen, die ich bestenfalls am Ende der Therapie erreichen möchte.
Natürlich wusste ich, dass es schwer werden würde diese Ziele zu erreichen aber man muss ja mit etwas anfangen und man braucht Ziele vor Augen und voran zu kommen. Zum einen habe ich es mir als Ziel gesetzt, ohne Angst mit meinen Händen essen zu können ohne sie vorher zu desinfizieren oder zu waschen.
Ein anderes Ziel von mir war, kein Problem damit zu haben, wenn in Filmen oder Serien sich jemand übergeben muss, und bestenfalls sollte es mir auch keine Probleme mehr bereiten echte Menschen zu sehen, die sich übergeben.
Zunächst hatte ich dann mit ihr überlegt was meine Prioritäten sind, also welche Ziele ich mir als erstes vornehmen möchte.
Wir beschlossen, dass es das beste wäre, zuerst damit zu beginnen, ohne Probleme mit meinen Händen essen zu können, da mich das am meisten in meinem Alltag einschränkt. Doch das ist gar nicht mal so einfach wie man denkt.
In der Verhaltenstherapie geht es ja darum sich mit seinen Ängsten auseinanderzusetzen, aber das verlangt einem einiges ab, vor allem Mut ist nötig.
So beschlossen ich und meine Therapeutin, dass wir versuchen würden mal etwas zu essen, ohne dass ich vorher meine Hände wasche oder desinfiziere.
Während der Therapie war das auch gar nicht so schwer wie ich dachte und ich traut mich vieles auch weil meine Therapeutin mir viel Sicherheit gab, was wirklich wichtig ist, wenn man so etwas schwieriges macht. Sie aß dann auch zusammen mit mir den Keks da es sehr unangenehm für mich war, alleine dort zu sitzen und mich beobachten zu lassen, wie ich gerade etwas mache vor dem ich große Angst habe. Und da sie dann auch gegessen hat war die ganze Situation etwas entspannter. Einmal habe ich es sogar geschafft einen Keks zu essen den vorher ein Kollege von meiner Therapeutin in die Hand genommen hat und mir dann gegeben hat, so dass ich ihn auch noch mal mit meinen Händen berühren musste. Ich war wirklich sehr sehr stolz auf mich und auch meine Therapeutin freute sich für mich.
Des Weiteren habe ich mit ihr die Vereinbarung geschlossen dass ich zu Hause auch so genannte Expos also Expositionen machen würde. Ich sollte mindestens zwei mal in einer Woche etwas essen ohne meine Hände zu waschen oder zu desinfizieren. Wenn ich das geschafft habe durfte ich mir als Belohnung meine Lieblingssüßigkeiten kaufen. Falls ich es nicht schaffen sollte, aus welchem Grund auch immer, durfte ich einen Tag lang nichts Süßes essen. Am Anfang hat das alles auch eigentlich ganz gut funktioniert und ich habe mich des Öfteren getraut einfach über meine Angst hinweg zu sehen und eine Expo zu machen. Doch es gelang mir nicht immer, was auch völlig normal ist wenn man eine solche Phobie hat. Das hat mich auch nicht runter gezogen oder deprimiert, da ich mich einfach gut genug kenne und es für mich auch völlig normal ist mal eine schlechtere Woche zu haben, in der die Phobie mich öfter kontrolliert als ich sie. Auch meine Therapeutin ging da sehr gelassen heran und machte mir keinen Druck, zumindest meistens nicht. Während der Therapie spornte Sie mich immer an, über mich hinaus zu wachsen und mich nicht von meiner Phobie kontrollieren zu lassen.
Als weitere Expos beschlossen wir gemeinsam, dass ich eben so oft ohne Desinfektionsmittel das Haus verlassen würde. Das fiel mir oft leichter als mit meinen Händen etwas zu essen, und ich war darauf auch sehr stolz.
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Emetophobie - Meine Geschichte
Teen FictionEmetophobie - die Angst davor, sich übergeben zu müssen oder andere dabei zu sehen. Eine eher unbekannte Angst, die doch verbreiteter ist, als man denkt. Hier erzähle ich meine Geschichte. Sie soll Betroffenen helfen, sich nicht alleine zu fühlen...