!Triggerwarnung!
Bitte lest dieses Kapitel nicht, wenn euch das Thema leicht triggert.
In den ganzen Jahren, in denen ich nun schon mit psychischen Problemen zu kämpfen habe, gab es einige Male in denen ich mich selbst verletzt habe.
Angefangen hat alles mit dem Ritzen. Das habe ich bereits in früheren Kapiteln erwähnt. Am Anfang nur leicht, aber mit der Zeit wurde nicht nicht nur mehr, sondern auch etwas tiefer. Ich trage heute noch Narben an Armen und Beinen. Doch zum Glück sieht man sie nicht wenn man nicht darauf achtet.
Wenn ich heute darüber nachdenke wie unsteril sowohl die Rasierklingen als auch die Verbände waren, wundert es mich, dass sich nie etwas entzündet hat.
Doch als meine Eltern das mit dem Ritzen herausfanden, musste ich mir andere Methoden suchen um mir weh zu tun, ohne dass man lange danach noch die heilenden Schnitte sah.
Mir fiel ein, wie ich einmal auf Instagram Bilder von Mädchen gesehen habe, die riesige blaue Flecken an den Beinen hatten. Und so fing es erst damit an, dass ich mir kleine blaue Flecken am Schienbein zufügte. Aber das reichte nicht, ich wollte mehr. Irgendwann habe ich dann so oft auf meinen Oberschenkel geschlagen, dass erst alles furchtbar angeschwollen ist und ich kaum auftreten konnte und in den nächsten Tagen entwickelte sich die Schwellung dann zu einem großen Blauen Fleck. Das genügte mir dann.
Ein oder zwei Mal schlug ich so lange den Knöchel meines kleinen Fingers gegen die Wand, dass auch die Stelle sehr angeschwollen ist und weh tat.
Viele würden sagen "So etwas bescheuertes. Warum macht man sowas? Als ob das etwas bringt. Es ist gefährlich."
Für mich war es immer wie ein Ventil. Wenn mein ganzer seelischer Schmerz zu viel wurde und ich das Gefühl hatte, dass ich das alles nicht mehr in mir lassen konnte. Zu sehen wie das Blut fließt, wie meine Haut anschwillt hat den Schmerz weniger werden lassen. Jedoch nur so lange, bis bei mir der Selbsthass einsetzte. Hass auf mich selbst dafür, dass ich schwach war, wieder dem Druck nachgegeben habe.
Selbstverletzung kann leicht zu einer Sucht werden wenn man nicht vorsichtig wird. Plötzlich sind die Schnitte nicht genug. Nicht tief genug. Schon zu abgeheilt. Der blaue Fleck tut nicht mehr weh oder ist schon fast weg. Man will immer mehr und hat es irgendwann nicht mehr unter Kontrolle.
Clean ist man erst nach 5 Jahren ohne Selbstverletzung. Am Anfang wurde ich oft rückfällig, aber habe mittlerweile 7 Monate ohne eine Form der Selbstverletzung hinter mir. Ich bin ehrlich, vor allem in den letzten paar Wochen ist es mir oft mehr als schwer gefallen nicht rückfällig zu werden. Oft hat mich einfach nur die Angst davor, mir einen Virus durch die Schnitte einzufangen, davon abgehalten mich zu ritzen. Aber auch der Gedanke an die Menschen, die mich lieben und nicht wollen dass ich mir weh tue. Das hat mir so oft Kraft gegeben. Und jedes mal wenn meine schlimme Phase dann vorbei war, war ich so stolz auf mich es nicht getan zu haben.
Es ist ein ständiger Kampf gegen sich selbst und es gibt Wege sich Hilfe zu suchen oder auch Alternativen für die Selbstverletzung. Wie Eiswürfel auf die Haut zu drücken oder Chilis darüber zu reiben.
Man darf nur nicht aufgeben. Rückfälle sind okay, aber man darf sich davon nicht unterkriegen lassen und immer weiterkämpfen. Man schafft alles wenn man es will!
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Emetophobie - Meine Geschichte
Fiksi RemajaEmetophobie - die Angst davor, sich übergeben zu müssen oder andere dabei zu sehen. Eine eher unbekannte Angst, die doch verbreiteter ist, als man denkt. Hier erzähle ich meine Geschichte. Sie soll Betroffenen helfen, sich nicht alleine zu fühlen...