-Danke.-

-Einhörner helfen nicht mehr.-

Ich renne. Renne gegen die Trauer an. Renne alleine im Dunkeln durch Köln. Aber das interessiert mich nicht. 'Unter allen Leidenschaften der Seele bringt die Trauer am meisten Schaden.' Hatte das nicht mal irgendsoein Thomas gesagt? Thomas von Aquin glaube ich.. Der Satz stimmt. Meiner Meinung nach...
Ich weiss zwar nicht wie lange ich schon renne, aber ich bin am Rheinufer angelangt. Ich setze mich auf die Steine und kauer mich zusammen. Ich heule. Ja. Ich heule wahrscheinlich irgendwelche riesigen Wasserfälle. Laute Schluchzer und Gewimmer entweichen mir. Eine Hand legt sich auf meine Schulter. Ich schrecke auf und fahre um. Aber es ist nur Rewi.
'Hei. Was ist denn los? Ich hab dich nur noch wegrennen sehen und bin dich suchen gegangen. Alles okay? Willst du mir erzählen was passiert ist?'
Auch wenn ich mit Rewi nicht sonderlich viel zu tun habe, er manchmal echt seltsam ist, habe ich vertrauen in ihn. Ich glaube er kann gute Ratschläge geben. Ich hoffe denn ich schütte mein Herz bei ihm aus. Es tut gut.
'Versprich mir, dass du mich nicht auslachst okay?' Nicken von Rewi's Seite.'Also das ist so. Felix und ich. Wir haben ja echt sehr viel zusammen gemacht und so. *schnief* Und auf jeden Fall habe ich mich in ihn verliebt. Heute wollte ich es ihm eigentlich sagen, aber dann wollte er mich umarmen aber ich wollte ihn küssen und dann waren wir kurz davor *schnief und wimmer* und dann wurde er von seiner Freundin gerufen und ich habe abgebrochen und bin weggerannt. Ich konnte einfach nicht mehr. Ich weiss, dass wir ja nichtmal zusammen sind und ich mich eigentlich für ihn freuen sollte, aber ich kann mich beim besten Willen nicht für ihn freuen. Ich möchte die Frau an seiner Seite sein.' Während meiner Heulerei-Erzählung schließe ich meine Augen um weitere Tränen zu unterdrücken. Als ich sie öffne schaut Rewi mich mitfühlend an und nimmt mich fest in seine Arm. Ich heule seine Schulter voll. Man tut das gut. Aber es wird kalt und so breche ich nach einigen Minuten die Umarmung ab. Rewi begleitet mich noch nach Hause und geht dann wieder auf die Party. Verständlich. Schließlich ist Felix sein bester Freund.
Ich schließe gerade die Wohnung auf, stelle meine Kamera an meinen Schminktisch so auf das man die Arbeitsfläche sieht und bereite alles für ein paar neue Nailart Videos vor. Ich will vorproduzieren. Denn bei einigen Sachen bin ich mir sicher:
1. Ich werde erstmal wochenlang scheisse drauf sein. Selbst wenn Felix sich entschuldigt, wobei wofür eigentlich? Naja egal.. Wütend bin ich trotzdem. Einfach, weil er seiner besten Freundin nicht mal sagen kann, dass er eine feste Freundin hat...
2. Ich muss mich langsam für einen Studiumsplatz bewerben.
3. Ich möchte mehr Kontakt zu Rewi. Ich glaube er kann ein echt super toller Zuhörer sein, mit dem man aber auch jeden Scheiß machen kann.
4. Ich muss meine Wohnung fertig dekorieren.
5. Ich will richtig dicke Frust-Shoppen gehen.

Ich entferne meinen Lack gründlich wasche meine Hände, führe meine Nagelroutine durch und wasche mir erneut die Hände.
Fertig mit diesem, setze ich mich an den Tisch und beginne die Aufnahme.
1. Nägel mit Glitzerverlauf.
2. Nyan-Cat Nägel.
3. Regenbogen Nägel.
4. Water-Marble Nägel.
5. Galaxy Nägel.
6. Nagel-Designs ohne spezielle Utensilien.
Muss erstmal reichen an Videos ohne verheulter Stimme und verheultem Gesicht.

Ich putze mir noch die Zähne, ziehe mir Schlabbersachen an (siehe Anhang) und lege mich in mein Bett. Nach wenigen Minuten gelange ich in einen nicht erholenden Schlaf.

Um 5 Uhr morgens werde ich von lautem geschreie und geheule auf der Straße wach. Ich ziehe die Vorhähe zur Seite und öffne mein Fenster auf Kipp. Mir war eh zu warm. Doch was ich da sah, tat mir für die Betroffene Person leid. Es war Lena. Rewi's Freundin, die dort einen anderen Typen in der Hand hält. Dieser Typ sieht aus wie der klassische BadBoy.. Und Rewi steht dort und schreit sie an. Ich kann von hier oben erkennen wie enttäuscht er ist. Kalte, stumme Tränen laufen über seine Wangen. Sofort laufe ich hinuter, stelle mich hinter Rewi und flüster in sein Ohr, dass sie es nicht wert ist und er besser Schluss machen sollte. Er hat jemand besseren verdient.
'Weisst du was Lena. Wenn es dir doch eh scheiss egal ist, was aus unserer Beziehung wird, verpiss' dich doch mit deinem BadBoy nach sonst wo und wage es ja nicht dich wieder bei mir zu melden. Verpiss dich einfach. Ich will nie wieder etwas mit dir zu tun haben.'
'Pff. Wenn du meinst. Du wirst nie wieder jemanden wie mich bekommen. Außerdem, hast du dich mal angeschaut? Du bist ein Waschlappen, hast keine Muskeln und ficken kannst du auch nicht gut.'
'Wer ist nochmal immer als erstes zum Orgasmus gekommen? Du? Richtig! Tausend Punte. Herzlichen Glückwunsch!'
'Boah nerv nicht echt. Komm Brandon! Wir gehen!'
'Verpiss dich in das Arschloch deines Vaters! Da wo du hergekrochen bist!'
Darauf in zeigte sie ihm den Mittelfinger und machte auf dem Absatz kehrt mit ihrem Brandon. Ich ziehe Rewi an der Schulter hoch in meine Wohnzimmer und mache ihm die Couch fertig.
'Hab wohl oder übel keine Herren Klamotten. Aber ich kann für dich kurz rüber zu Felix und ne Boxer und ein Shirt holen, damit du was frisches hast.'
'Musst du nicht. Ich geh morgen wieder nach Hause. Passt schon.'
'Okay. Brauchst du noch irgendwas?'
'Nein. Danke. Tut mir Leid, dass wir dich geweckt haben. Und jetzt belaste ich dich auch noch mit meinem Problemen obwohl du selber welche hast...'
'Hey! Das ist doch kein Problem! Guten Freunden hilft man egal wie es einem geht.'
'Danke das ich dich habe.'
'Nichts zu danken Sebastian. Schlaf gut.'
'Du auch Bella.'
Ich lächel ihn nochmal an und lege mich wieder schlafen. Wieder nicht erholend. Ich glaube ich sehe aus wie eine Leiche als ich am morgen aufwache. Ich bewege mich ins Badezimmer und putze mir die Zähne einfach nur um diesen abartigen Morgengeschmack im Mund los zu werden. Danach laufe ich ins Wohnzimmer und wecke Rewi. Seine Augen sind rot angeschwollen und so setze ich mich neben ihn, nachdem er sich aufgesetzt hat und nehme ihn fest in den Arm.
'Ich weiss das klingt dumm und das sagt man irgendwie immer, aber vergiss sie. Sie ist es nicht wert. Damit verschwendest du deine Tränen.'
'Ja das stimmt. Aber es ist richtig was du sagst. Wenn diese dumme Fotze meint sich mit ihrem Loverboy zwei schöne Nächte machen zu müssen und sich danach den nächsten such bitte. Ich würde ihr sogar das Dorfmatrazen Schild bezahlen.'
'Geht doch. Hast du Lust wad zu essen? Ich habe CiniMinis, Milch, Äpfel oh und Wasser hätte ich fast vergessen.' Sage ich mit leicht sarkastischen Unterton.
'*lach* Einfach CiniMinis? Ich verpiss mich danach auch.'
'*auch lach* ja klar, aber musst du nicht rewi.'
'Doch doch. Wollte eh noch duschen.'
'Okay'
Wir gesellen uns in die Küche und stopfen die kleinen Quadrate in uns hinein. Danach begibt sich Rewi auch schon nach Hause. Ich gehe duschen und ziehe mir die gleiche Kleidung wieder an. Ich schaue auf mein Handy und bemerke das ich über 100 Nachrichten von Felix habe. Ich lese sie mir durch, antworte jedoch nicht. Er entschuldigt sich, möchte das wir freunde bleiben, wünscht sich das ich mich melde, macht sich sorgen, etc.... Das ist zwar süß von ihm aber ich habe keine Lust.

Die nächsten Tage vergingen ähnlich. Morgens habe ich ein bisschen gegessen, dann geduscht und mich ins Bett gelegt und Filme über mein Laptop geschaut während ich mit Rewi geschrieben habe. Felix hat sich nicht gemeldet, klingelte jedoch täglich. Ich ignorierte ihn immer.

Zwei Wochen ist Felix' Geburtstag jetzt her. Immernoch klingelt er täglich. Ich habe tiefe Augenringe und ich bin abgemagert. Ich frühstücke schließlich nur noch und das auch sehr wenig... Aber hey. Leben geht weiter.
Heute morgen klingelte Felix nicht. Was mich ein wenig verwunderte, aber auch nicht wirklich störte. Ich rechne nicht wirklich damit das er noch klingelt. Wieso sollte er auch?
Am Nachmittag um 4 klingelte es dann doch. Ich öffnete die Tür und siehe da... Felix.
'Bella. Bevor die Tür wieder zuschlägst möchte ich das du heute Abend um 19 Uhr zu mir kommst okay? Ich möchte mich emtschuldigen und zwar ordentlich. Bitte zieh dir etwas schönes an und komm rüber. Bitte.'
'Kann man da überhaupt nein sagen? Ich gucke mal ob ich vorbeikomme...'
'Danke.'
Damit verschwindet er. Innerlich könnte ich kreischen, lasse mir äußerlich jedoch nichts anmerken. Jetzt heisst es warten. Warten das die Zeit vergeht...