Ectrion I *

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(Kürbistumor)

Ich dachte nicht mehr wirklich über die Bewegung nach die ich machte, viel mehr konzentrierte ich mich auf irgendeine Möglichkeit meinem Verfolger zu entkommen. Irgendeine Mauer über die ich klettern könnte, ein unauffälliges Versteck oder irgendeine Rettung. Die Ausdauer war nicht das Problem. Ich wusste, dass ich lange durch halten konnte. Doch der Mann im Anzug hinter mir holte kontinuierlich immer weiter auf. Er war schnell, zu schnell.
Panisch flog mein Blick über die vorbei ziehenden, leerstehenden Wolkenkratzer. Es war keine gute Idee gewesen her zu kommen. Erst jetzt schwebte mir vor Augen wie dumm es gewesen war keinem Bescheid zu sagen. Wie naiv es doch war, zu glauben sie würden es nicht rausfinden, sollte ich über meinen Plan schweigen. Dann wäre ich nun wenigstens nicht alleine auf der Suche nach einem der Kristallsplitter.
Der Mann war immer näher gekommen, ich wollte ihm nicht noch mehr Vorsprung geben, in dem ich mich umdrehte, doch als ich Schüsse hörte, flog mein Blick herum.
Bisher hatte er nicht getroffen, doch das konnte sich schnell ändern. Ich bog abrupt in eine Seitenstraße ein, er blieb mir dicht auf den Fersen.

Je länger ich rannte, desto mehr spürte ich nun doch die Erschöpfung in meine Glieder kriechen. Meine Lunge brannte von der trockenen Luft der ehemaligen Weltstadt und es zogen nur glatte, verspiegelte Scheiben an mir vorbei. Keine Aussicht auf ein Versteck.
Wieder schallten Schüsse durch die Luft. Direkt neben mir ging eine der Scheiben zu Bruch.
Zwischen den hektischen Schritten und Schüssen meinte ich verzweifelt etwas anderes wahrzunehmen, doch vermutlich war der Taubenruf nur Einbildung.
Zwei weitere Schüsse, kurz hintereinander abgefeuert. Geistesgegenwärtig wollte ich ausweichen, doch der Schütze war schneller.
Ein rasender Schmerz durchfuhr mein rechtes Fußgelenk. Ich fiel zu Boden und die kleinen, scharfkantigen Steine auf dem Boden schürften meine Haut auf. Ich atmete schwer und verzog vor Schmerz das Gesicht, als das abfällige Lachen erklang. Ein weiterer Schuss zeriss die Luft, vermutlich die Kugel die mich im selben Augenblick töten würde. Doch das was ich befürchtet hatte blieb aus, statt dessen sackte mein Peiniger leblos in sich zusammen.

Nur Augenblicke später spürte ich, wie sich zwei starke Arme sich um mich schlangen. Kraftlos ließ ich mich dagegen sinken und ein leises Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich Patricks Stimme hörte: "Du bist ein Idiot Manu. Du kannst doch nicht einfach alleine gehen, ohne mir bescheid zu sagen."
Ich hielt die Augen geschlossen. "Du bist trotzdem gekommen um mich zu retten."
Er schien zu überlegen wie er antworten sollte und meinte dann: "Ich werde immer da sein wenn du mich brauchst."
Ich öffnete die Augen wieder und griff nach seiner Hand. "Ich werde auch immer da sein, denn ehrlich gesagt könnte ich ohne dich überhaupt nicht leben."
Ich ließ mir von ihm helfen, mich aufrecht hinzusetzten, dann kramte ich etwas aus meinem Rucksack. Der blaue Kristallspliter leuchtete in der grellen Sonne und Patrik grinste. "Wusste ich doch, dass du ihn hast."
"Natürlich, ich bin eine Maschine.", bestätigte ich und packte den kostbaren Gegenstand schnell wieder weg.
Paluten wurde ernst, als er mich musterte: "Du siehst echt nicht gut aus. Ich hoffe er hat keine Sehne oder so getroffen. Wie ist es mit den Schmerzen?"
Ich betrachtete die blutende Wunde. "Es geht, der Kristall dämpft den Schmerz etwas, aber es tut echt weh."
Er nickte. "Maudado und Zombey sind mit dem Heli nicht weit von hier gelandet, ich bringe dich hin.", entschied er.
Normalerweise hätte ich protestiert, alleine laufen zu können, doch dieses Mal ließ ich mich von ihm Tragen. "Danke Palle.", flüsterte ich und ließ mich gegen seine Brust sinken. Tatsächlich hatten mich meine Ohren nicht getäuscht als ich den Taubenruf gehört hatte, er war unser Notfallsignal.

Es dauerte tatsächlich nicht lang bis wir am Helikopter ankamen. Maudado sah mich, als wir einstiegen mit einem anklagenden Blick an. "Manu warum hast du nichts gesagt?", wollte er wissen. Er war sauer auf mich, doch die Bersorgnis in seinen Zügen ließ sich nicht verbergen. Vom Cockpit her hörte ich Zombey: "Noch so eine Aktion und ich komme dich bestimmt nicht retten."

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