Mordnacht

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(Kürbistumor)

Mit einem Glas Sekt stand ich entspannt in der Lobby des angesehenen Hotels. Ich fühlte mich gut, der neue Anzug saß wie angegossen und meine Haare lagen zur Abwechslung mal nicht völlig zerzaust auf meinem Kopf, was durchaus daran liegen könnte, dass ich gestern extra beim Frisör gewesen war.
Zum Einen um dem Anlass gerecht auszusehen, denn meine Eltern würden es nie im Leben dulden, sollte ich auf der Spendengala nicht völlig herausgeputzt auftauchen, zum Anderen aber um eine ganz bestimmte Person zu beeindrucken. Erst gestern war Manuel aus seinem zwölfmonatigem Australienaufenthalt zurück gekehrt.

Am liebsten hätte ich sagen können, er sei mein fester Freund, doch wir beide hatten beschlossen, dass es besser wäre die lange Phase der Trennung nicht als Paar zu verbringen. Aus dem einfachen Grund, dass man nie wissen konnte was passieren würde.
Doch ich hatte weder jemanden kennen lernen wollen der Manuels Platz hätte einnehmen können, noch hatte ich wirklich die Zeit dazu gehabt. Ich hatte vor einem Monat mein Abitur mitveinen Schnitt von 1,1 geschafft und das erfüllte mich mit Stolz. Es war eines der wenigen Male gewesen, dass ich ehrliches Lob von meinem Vater erhalten hatte. Er war ein resoluter und zielorientierter Mensch, der stets erwartete, dass man mehr als sein Bestes gab.

Veranstaltung wie diese organisierten meine Eltern des öfteren, und jedes Mal nur in den besten Locations. Vermutlich war das der Weg wie sie ihr Geld mit gutem Gewissen ausgeben konnten, abgesehen von den Familienurlauben und dem großen Anwesen, welches ihnen gehörte.

Es waren noch nicht viele Gäste da, lediglich etwas Familie und Geschäftspartner meiner Eltern. Es wunderte mich, dass der langjährigste unserer Partner noch nicht eingetroffen war, normalerweise verpasste er keine Gelegenheit um überpünktlich zu kommen.

Als ich den Blick zu der sich gerade öffnenden Tür wandte, erkannte ich die Person, auf die ich die letzten zwanzig Minuten gewartet hatte. Manuel.

Er trug einen schwarzen Anzug und statt der üblichen Krawatte eine Dunkelblaue Fliege, die langen Haare hatte er offen gelassen und nur die beiden vorderen Stränen zurückgebunden. Er sah unverschämt gut aus, doch das hatte er in meinen Augen auch schon, als er gestern müde und zerzaust aus dem Flugzeug gekommen war.
Als er mich erkannte grinste er und kam selbstsicher auf mich zu. Ich hatte ihn gestern abgeholt und nach hause gefahren. Wir hatten ununterbrochen geredet, doch ein Thema ganz absichtlich außen vor gelassen.

Auf dem Weg nahm er sich elegant ein eigenes Glas Sekt von einem Tablet. Schließlich stand er direkt vor mir und sah mich an. Ich überlegte einen Moment ob ich etwas sagen sollte, doch stattdessen nahm ich seine Hand und zog ihn aus der Lobby in das noch leere Restaurant.

"Und gibt es irgendwen?", wollte er wissen. Liebevoll sah ich ihn an und schüttelte langsam den Kopf. "Ich konnte an niemand anderen als ab dich denken." "Wie sehr ich das gehofft habe.", flüsterte er hastig und drückte endlich, nach einem Jahr wieder seine Lippen auf meine. Ich seufzte wohlig in den Kuss hinein, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Einen Augenblick lang lösten wir uns von einander, doch lange wollte ich nicht von ihm ablassen. Gemeinsam stolperten wir ein Stück nach hinten als ich ihn etwas zu stürmisch erneut küsste.

"Das ist aber sehr unschicklich.", hörte ich eine gehobene, nässelnde Stimme hinter uns und ich löste mich kichernd von Manu. In der Tür des Restaurants stand Michael, in einem so dunkel violetten Anzug, dass er beinahe schwarz wirkte. Er lachte als er Manus erschrockenes Gesicht sah und kam dann schnell zu uns herüber. Mit einem Handschlag begrüßten sich die Beiden. "Schön dich endlich nicht mehr nur über den Bildschirm zu sehen."

Michael war schon seit der sechsten Klasse einer meiner besten Freunde. Seine Mutter hatte sich von seinem Vater scheiden lassen und schließlich einen Geschäftspartner meiner Eltern geheiratet. Da sich unsere Mütter erstaunlich gut verstanden, hatten wir uns schnell angefreundet. Er und Manu hatten sich auf Anhieb gut verstanden.
Maurice ging in die gleiche Klasse wie Micha und so hatte ich ihn früher schon gekannt. Ich erinnerte mich noch an dem Moment als uns aufgefallen war, dass er und Manu sich vor Jahren über das Internet kennen gelernt und nachdem sie bemerkt hatten, dass sie in der gleiche Stadt wohnten, beste Freunde geworden waren.

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