nicht aufgeben

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Kapitel 37

Cole

"Das würde ich bleiben lassen, Arschloch!", blaffte Cole und hielt seine Dienstwaffe an den Hals des Mistkerls gedrückt, der sich gerade von einen ziemlich heftigen Tiefschlag von Luna wieder aufgerappelt hatte und gerade dabei gewesen war auf sie loszugehen.

Sofort sah der Mann ihn panisch an und ließ die dünne Klinge fallen. Shit. Hätte er ein Messer oder so gehabt, wäre Luna nicht so glimpflich davon gekommen, aber sie hatten in überrascht. Offensichtlich. Zed, schob sich an ihnen vorbei und ging ins Badezimmer wo er dabei half, Veronikas nackten Körper aus der Wanne zu ziehen und Luna grob befahl ihm Handtücher zu bringen.

"Hände hinter den Kopf, Gesicht zur Wand!", befahl Cole dem Typen und dieser folgte seinen Anweisungen nur zögerlich. Doch Cole wusste es zu beschleunigen. Er griff einen Arm des Mannes, drückte den Kerl mit dem Gesicht brutal gegen die Wand und hielt ihn in einem Polizeigriff bevor er etwas Kabelbinder zu fassen bekam und ihm damit die Hände festband. Zu seinem Glück hatte er noch daran gedacht seine Dienstwaffe aus dem Wagen zu holen bevor Zed in einer unmenschlichen Geschwindigkeit seinen Wagen durch den Verkehr gelenkt hatte.

Danach zwang Cole den Typen auf die Knie und griff nach seinem Handy, informierte in knappen Worten seine Kollegen und bestellte einen Rettungswagen. Dann erst wagte er sich einen Blick ins Bad zu werfen. Veronikas Körper lag schlaff auf den Fließen, Zed hatte ihr ein Druckverband angelegt und Luna beiseite geschoben. Sie sah geschockt aus. Ihr Kleid war nass, ihre Beine und Arme mit verwässerten Blut bedeckt und sie wagte kaum zu atmen als sie dabei zusah wie Zed ganz in seiner Funktion als Arzt aufging und sich um Veronika kümmerte.

Der Typ vor Cole murmelte etwas und fing an zu heulen, womit Cole gerade gar nicht umgehen konnte und ihn mit dem Gesicht weiter zu Boden drückte, bevor er zu Luna ging. Immer darauf bedacht Zed nicht in die Quere zu kommen, der routiniert Puls und andere Funktionen testeten //überprüfte. Er sah entspannt aus, aber das musste er wohl. Zed arbeitete hauptsächlich in der Notaufnahme des hiesigen Krankenhauses.

"Sie hat viel Blut verloren und muss dringend versorgt werden, aber sie lebt und wird auch am Leben bleiben, wenn endlich die Rettungskräfte kommen. Babygirl, gib mir noch ein Handtuch!" meinte er kühl und Cole griff schneller nach einen weiteren großen Tuch und reichte es seinen Freund, der dieses allerdings um Veronikas Körper schlang um sie zu bedecken. Dann fiel sein Blick auf den Dreckskerl der immer noch leise heulend auf den Boden im Flur lag.

Zed machte Anstalten zu ihm zu gehen aber Cole fuhr dazwischen.

"Nein, Zed! Er ist keine Gefahr mehr! Halt dich zurück!"

"Dieses Stück schieße hat sie angegriffen!", fauchte dieser nun, komplett ohne seine ärztliche Gelassenheit von gerade.

"Allerdings. Du solltest dir ihr Gesicht ansehen!", meinte Cole und zog Lunas zitternden Körper an seinen und umschloss sie fest. Ihr Blick war immer noch starr auf ihre Freundin gerichtet und sie schien etwas weggetreten zu sein. Tränen benetzten ihre Wangen und sie zitterte am ganzen Körper. Zed sah noch einmal kurz zu Veronika, überprüfte noch einmal ihre Werte, dann kam er zu Cole und Luna und drückte seine Finger auch gegen ihren Puls.

"Sie steht unter Schock und es ist nicht gebrochen", diagnostizierte er, nachdem er ihr Jochbein abgetastet hatte und Luna einen tiefen Schluchzer von sich gab. Sie wollte unvermittelt auf Veronika zugehen aber Cole hielt sie auf und Zed versuchte zu ihr durchzudringen.

"Nicht Babygirl, du darfst sie nicht bewegen", sagte er und daraufhin ließ sie sich gegen Coles Brust fallen und begann heftig zu weinen. So blieb sie bis die Rettungskräfte kamen und nach Zeds Anweisung begannen Veronika vorsichtig aufzuladen. Als er wieder nach oben kam griff er nach Lunas Arm.

"Sie sollte mitkommen, die Polizei ist auch schon unten", sagte Zed und Cole strich Luna noch einmal beruhigend über den Rücken, bevor er Zed erlaubte ihm ihren kleinen zitternden Körper hochzuheben.

"Sei vorsichtig mit ihr", hauchte er und etwas rumpelte in seinem Herzen, als Luna ihn losließ und sich stattdessen an Zed klammerte. Verdammt, dieses Mädchen hatte es ihm echt angetan.

Als er dabei zusah, wie Zed sie davontrug, so vorsichtig und sanft, wurde ihm das Herz wieder schwerer. Zed war sein bester Freund, sein Bruder. Er würde ohne genauer darüber nachzudenken, auf Luna verzichten, wenn er wüsste, dass sie bei Zed gut aufgehoben wäre. Aber das war sie nicht und würde es auch nie sein. Zed war unberechenbar, seine Blackouts brandgefährlich und Luna zu kostbar.

Sein Freund zweifelte daran das es mit ihnen dreien zusammen klappen könnte, Cole aber nicht. Er und Zed verbrachten, abgesehen von ihrer Arbeitszeit, sowieso jede freie Minute miteinander und Luna fügte sich hervorragend ein. Sie genoss die Aufmerksamkeit der beiden Männer, ohne sich erdrückt zu fühlen. Zumindest glaubte Cole das. Luna gehörte nicht zu den Frauen die mit ihren Gefühlen hinterm Berg hielten und war durchaus dazu in der Lage sich gegen zwei Männer wie ihn und Zed durchzusetzen. Wenn sie sich bedrängt fühlen würde, würde sie nicht zögern etwas zu sagen und wenn nötig ihnen beiden verbal den Kopf zu waschen. Anders wäre sie wohl nie so weit im Leben gekommen.

Cole hatte ihren Hintergrund analysieren lassen. Sie war stark, weil sie es hatte sein müssen, denn es hatte nie jemanden gegeben, der ihr half. Sie war ein typisches Systemkind, seit ihrer Geburt in staatlicher Fürsorge. Zwar war sie nur immer kurz bei Pflegefamilien gewesen und hatte dadurch zwangsweise irgendeine Art von Vernachlässigung erfahren aber von allem anderen, von dem man sonst immer hörte, schien sie verschont gewesen zu sein. Sie war in keiner Art misshandelt worden. Cole hatte das sehr genau überprüft, denn als Polizist sah er was Menschen ihren Mitmenschen antun konnten, auch und vor allem Kindern und Schutzbefohlenen, die sich nicht wehren konnten. Er war sehr genau gewesen, aber die üblichen Codeworte in ihrer Akte, die das Jugendamt dazu verwendete um so etwas festzuhalten – und sich damit nicht selbst mitschuldig zu machen - ohne jemanden aber auf die Füße zu treten, fehlten. Luna war eine Erfolgsgeschichte. Intelligent, ehrgeizig, unproblematisch. Die Erzieher hatten sie für dutzende Förderungsmaßnahmen empfohlen, von denen es, für Kinder wie sie, viel zu wenige gab.

Das alles hatte Cole beeindruckt und nun, da er Zeuge ihres Mutes geworden war, gab es für ihn keinen Zweifel: Sie war etwas besonders, etwas schützenswertes und Cole würde sie beschützen.

Also: Nein. Cole konnte Luna nicht aufgeben, sie nicht seinen besten Freund alleine überlassen. Sie war ein Licht, das einfach nicht erlöschen durfte.

Als Cole hörte, wie der Krankenwagen wegfuhr und die Spurensicherung kam, musste er sich zusammenreißen um seine Aussage vor den Kollegen nicht allzu sehr abzuwürgen, weil er so dringend sehen wollte, wie es Luna im Krankenhaus ging. Er zwang sich dazu geduldig zu sein und präzise zu antworten. Dabei gab er den Männern auch Zeds Nummer – glaubte aber nicht das sie seine Aussage überprüfen würden. Er war einen von ihnen. Dazu kam: Er hatte keinen Grund zu lügen, mit Veronika verband ihn nichts und selbst als der Polizist seine Andeutung, Luna hätte mit Cole und Zed ein „Date" gehabt, weg räusperte war es ihm egal. In seiner Abteilung war es mehr oder weniger bekannt wo er seine Freizeit verbrachte und das Noir genoss einen ziemlich guten Ruf: Es galt als edel und exklusiv, nur wenige rümpften innerlich darüber die Nase und wenn dann nie vor ihm. Dennoch ließ Cole Sachen aus, wie die, dass er einen Kollegen auf die Droge Dornröschen angesetzt hatte und dieser ihm die Information gab, die dafür sorgten, dass sie überhaupt hier hergefahren waren. Offiziell waren sie einfach nur zwei verliebte Männer, die einer Frau hinterhergeeilt waren, nachdem diese das „Date" so plötzlich beendet hatte und waren zufällig in die Szene hineingestolpert. Das klang schlüssig und war für die Männer nicht weiter wichtig: Viel lieber wollten sie wissen, wer der Kerl war und warum er versucht hatte Veronika zu töten und es dann wie ein Selbstmord aussehen zu lassen und genau das war auch eine Frage dessen Antwort Cole ebenfalls brennend interessierte.

Beta: Geany

Take it Deep, Babygirl - Seven SinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt