Kapitel 42
Cole
Cole war betrunken, schon wieder. Er wusste, dass er damit aufhören musste, aber weder er noch Zed konnten aufhören den Schmerz unterdrücken zu wollen. Sein Freund mit harten, brachialen Sex bei dem er immer mehr die Beherrschung verlor und Cole mit Alkohol. Was war nur aus ihnen geworden? Cole hatte keinerlei Interesse mehr an den Frauen die kommen und gingen. Mittlerweile hielt es keine mehr eine ganze Nacht mit ihnen aus. Sie kamen wie Motten angeflogen, die etwas Licht erhascht hatten und verschwanden, sobald sie sich ihre Flügel an ihnen versenkt hatten. Cole unterhielt sich nicht einmal mehr mit ihnen, sie waren ihm egal. Er schlief auch nicht mit ihnen, versuchte nicht ihr Vertrauen zu gewinnen, versuchte nicht einen Ersatz zu finden. Er war dabei, wenn Zed mit ihnen schlief und hielt ihn davon ab, den Frauen wehzutun, schickte diese dummen Hühner davon, die kamen, um Luna zu ersetzen und dabei ihren Hals riskierten. Mehr aber passierte nicht und obwohl sein Freund es versuchte, auch Zed fand keine Erleichterung mehr. Genau wie jetzt als er eine schöne Frau von seinem Schoß schob und sie so kalt und angewidert ansah, dass sie zusammenzuckte und sich schnell trollte.
Super. Wieder eine weniger. Wahrscheinlich würde Cole Zed heute K.O. schlagen müssen damit er nicht durchdrehte. Oder Zed ihn. Wer wusste das schon. Es war merkwürdig zwischen ihnen beiden geworden, als hätten sie sich zusammen in Luna verloren und nun da sie weg war, wussten sie nicht wie sie die losen Enden wieder aneinander binden sollten. Es war etwas kaputtgegangen zwischen ihnen was sie alleine nicht mehr reparieren konnten.
Zed lehnte sich zurück. Im Gegensatz zu Cole fasste er keinen Alkohol an und starrte nur ins Leere. Er wirkte so neben sich wie Cole sich fühlte und sein sonst eher raffiniert zerzaustes Aussehen wirkte nun tatsächlich einfach nur Chaotisch. Das zerschlissene T-Shirt saß irgendwie schief, die löchrige Jeans war mit einem Saum in seinen schweren Boots gefangen, während der andere darüber lag und seine Haare hatte er nicht gekämmt. Auch seine Ohrringe und der Piercing an seiner Augenbraue fehlten, als hätte er es vergessen, sie nach der Schicht im Krankenhaus wieder anzulegen. Das war ihm noch nie passiert und seine verstörenden Augen, die Luna so faszinierend fand, wirkten müde und irgendwie verloren. Er hatte seinen Bart nicht getrimmt und wirkte ungepflegt, vielleicht grenzte es an ein Wunder, dass er zumindest noch duschen ging.
Cole wusste wie Zed sich fühlte. Auch er hatte heute wenig Lust gehabt hierher zu kommen, aber was hätte er tun sollen? Er hatte das schon immer getan, sich nicht mit Zed zu treffen schien für ihn noch merkwürdiger als hier zu sein.
„Es tut mir leid", entfuhr es Zed dann plötzlich und Cole wusste ganz genau was er meinte. Zed hatte Luna für sich gewollt, obwohl er wusste, dass das nie geklappt hätte und nun hatte er sie vertrieben, hatte ihre beider Chance zerstört, mit Luna glücklich zu werden.
„Schon gut. Das wird schon wieder", sagte Cole, weil er tatsächlich nicht sauer war auf Zed. Er war nicht nachtragend, das war nicht seine Art. Zed hatte Mist gebaut und Cole stand zu ihm, so war es immer und würde es immer sein. Auch, wenn er die Verbindung zu seinem Freund nicht mehr ganz so intensiv spürte wie früher. Aber auch das würde heilen. So wie die Zeit alles heilen würde.
„Nein wird es nicht. Ich hab es versaut. Ich hätte auf dich hören sollen, aber ich war ein ungeduldiger Idiot. Wie immer", sagte Zed und wieder schüttelte Cole den Kopf. Diese Entschuldigung war nicht notwendig.
„Wie überlebst du das nur immer wieder?", fragte Zed dann und als Cole ihn ansah, bemerkte er wie Zed sich mit den Fingern über die Brust rieb als hätte er körperliche Schmerzen genau dort, wo sein Herz schlug.
„Liebeskummer? Das geht vorbei, das tut es immer", meinte Cole und Zed grinste selbst spöttisch.
„Ich hab dir so oft gesagt, was für ein Weichei du bist, weil du dich immer wieder verknallst und nun bin ich ein größerer Haufen Elend als du es je warst. Scheiße, ich vermisse sie so sehr, dass ich tatsächlich flennen könnte." meinte Zed und ließ seinen Kopf nach hinten fallen. Er sah wirklich wie ein Haufen Elend aus.
„Es ist diesmal auch bei mir schlimmer. Luna war zu besonders", sagte Cole und goss sich ein weiteres Glas ein. Es war zu viel, das wusste er. Aber er musste trinken, sonst würde es zu sehr wehtun.
„Ja, das war sie. Sie war perfekt", murmelte Zed
„Du hast nicht einmal die Kontrolle verloren", sagte Cole und Zed lächelte wieder etwas ironisch.
„Ja. Weil ich ihr nicht wehtun wollte. Nicht zu sehr zumindest. Es war mir wichtig", meinte er und sah dann Cole an der wieder verstehend nickte.
„Sie hat uns vertraut, dir und mir. Sie hätte alles mit sich machen lassen", bestätigte Cole und dann schwiegen sie beide. Er und Zed. Vereint in den Erinnerungen an sie, Trübsal blasend wie die zwei Idioten mit gebrochenen Herzen, die sie waren.
„Ich liebe sie", hauchte Cole dann und Zed nickte nur bestätigend. Cole mag sein Herz ständig an Frauen hängen aber diesen Satz hatte er nie laut ausgesprochen. Verliebt sein und Liebe empfinden waren für ihn zwei verschiedene Dinge.
„Hätte es jemals geklappt? Wir alle drei?", fragte Zed nun und Cole konnte ihn darauf keine Antwort geben und darüber nachzudenken war zu schmerzhaft, deswegen erhob er sich und versuchte zielsicher einen Fuß vor den anderen zu setzen. Er war stolz auf sich, nur lediglich ein wenig zu schwanken. So betrunken konnte er also doch nicht sein. Er hielt sich am Rand der kleinen Bühnen und Sitzgelegenheiten auf um niemanden zu treffen, den er gerade nicht sehen wollte. Zum Beispiel Melody, die mehr sah als ihr guttat.
Als ihn dann doch ein Schwindel ergriff, der nicht nur vom Alkohol kam, sondern auch von seiner Verzweiflung, musste er sich mit der Hand an der Wand abstützen und eine Weile innehalte.
Da begann es. Die Halluzination. Es musste eine sein, denn selbst in den Momenten wo Luna bei ihnen gewesen war, war sie nie so schön gewesen wie in diesen Augenblick. Ihre langen ebenholzfarbenen Haare hatte sie sie zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen gebunden und ihr Gesicht war mit dezentem Make-up an genau den richtigen Stellen betont. Ihre Augen wirkten dabei noch größer, ihr rundes Kinn noch niedlicher, während alles andere an ihr alles andere als süß wirkte. Das Kleid saß an ihr wie eine zweite Haut und war komplett mit schwarzen Pailletten besetzt, die in dem dämmrigen Licht des Clubs schimmerten und ihre Füße steckten in flachen Schuhen, weil sie es nicht nötig hatte das ihre ellenlangen Beine noch weiter betont wurden. Sie stand da, direkt vor ihm und blickte ihn aus leicht überraschten Augen an. Ihre vollen Lippen öffneten und schlossen sich gleich wieder, bevor sie unsicher einen Schritt auf ihn zumachte und so aussah als würde sie sich Mut fassen.
Das war lächerlich. Sie würde niemals hierher kommen und sich selbst nie so unsicher nähern. Er sah ihr dabei zu, als würde er Traumgebilde anblicken und obwohl er wusste, dass dies wahrscheinlich die ersten Auswirkungen eines Wahnsinns waren, wollte er sich nicht abwenden. Sie war so schön und sie zu sehen machte ihn glücklich, auch wenn ihr verschwinden in noch tiefer ins Unglück ziehen würde.
Als sie so dicht vor ihm stand, war die Halluzination dermaßen real, dass er ihren einzigartigen, femininen Duft wahrnehmen konnte. Gott, wie sehr vermisste er sie, dass er sich schon einbildete ...
„Hey", sagte sie und plötzlich platzte der Traum wie eine Blase und ihm wurde klar, dass sie kein Traum war, sie war hier. Wirklich. Wahrhaftig. Und er könnte sie in diesen Moment anfassen, berühren und ...
„Ich wollte nur ...", begann sie, aber weiter kam sie nicht. Er machte einen Ausfallschritt nach vorne, packte ihre Oberarme, wirbelte sie herum bis sie mit den Rücken zur Wand stand und ihn erschrocken anblickte bevor er ihr in den Nacken packte und die küsste. Cole konnte nicht anders, es war so lange her und sie schmeckte so gut und er hatte zwar keine Ahnung, warum sie hier war aber er musste sie unbedingt haben.
Beta: Geany
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Take it Deep, Babygirl - Seven Sins
RomanceLuna ist ein gutes Mädchen. Das war sie immer. Die Musterschülerin, die Streberin und diejenige lieber den netten Jungen von nebenan datet als den bösen, verführerischen Draufgänger. Warum sie dennoch ihrer Freundin in diese Untergrundbar folgt und...