14.

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Atlas
Seit drei verdammten Tagen suche ich sie schon. Dieser mieser Bastard! Ich kann es nicht fassen, dass er mich so hintergangen hat !? Und dann auch noch mit so einer hinterhältigen Schlampe wie ihr!
Naja, was anderes hätte ich bei diesem schwanzgesteuerten Hurensohn auch nicht erwartet. Kommt eine auch nur ansatzweise attraktive Frau und schon bist du ihn los. Typisch.
Jedoch hätte ich nicht erwartet, dass er so weit geht. So weit, die Mörderin meines Vaters zu schützen und mit ihr durchzubrennen.
,,Boss." Ertönte die Stimme von einem meiner Männer.
,,Was ist?"
,,Die beiden wurden an einer Tankstelle gesichtet." Seine Körperhaltung war gerade und sein Blick starr auf die Wand hinter mich gerichtet. An das muss ich mich wohl gewöhnen.
,,Bist du dir sicher?" Meine Stimme klang bedrohlich, um nicht an Autorität zu verlieren.
,,Ja, der Informant ist zu 100% sicher."
,,Verstanden. Mach eine kleine Truppe an Männern bereit und schick sie los, um sie zu finden."
,,Jawohl!"
Sobald der Typ aus meinem neuen Büro ging, sackten mein Schultern runter und ich pustete die Luft aus meinen Lungen.
Der unerwartete Tod meines Vater brachte auch ein unerwartetes Erbe mit sich, auf das ich vollkommen unvorbereitet war. Ich habe nicht damit gerechnet von heut auf morgen das Imperium, welches mein Vater erschuf, zu übernehmen. Vielmehr wollte ich es nicht. Keiner von uns wollte es. Mein älterer Bruder ist abgehauen und wurde nie wieder gesehen und mein anderer älterer Bruder tat das gleiche. Ich war wohl zu naiv, zu glauben, dass mein Vater doch Alvarez als Erben einträgt, anstelle von mir. Diese ganze Hochstaplerei ist einfach lächerlich! Warum muss ich jemanden Angst machen, damit er auf meine Seite kommt? Doch meine trüben Gedanken wurden von einem dumpfen Knall unterbrochen.
Die Tür wurde aufgerissen und zwei breit gebaute Männer traten ein.
,,Boss, ich bitte Sie schleunigst mit uns zu kommen! Jeder Widerstand ist zwecklos." Ihr Blick war diesmal starr auf mich gerichtet.
,,Ich glaube ihr habt vergessen wer die Befehle hier erteilt!" Schrie ich die beiden Felsen vor mir an.
,,Es ist nur zu Ihrem Besten." Darauf kamen die beiden auf mich zu, packten mich an den Schultern und schliffen mich die Tür hinaus.

Octavia
Als ich das nächste Mal meine Augen öffnete sah ich die hell erleuchteten Sterne am dunklen Himmel. Ich blinzelte ein paar Mal bis ich meinen Kopf vom Fenster löste. Jedoch erwies sich dies als keine so gute Idee, denn sofort durchzuckte ein stechender Schmerz meinen Nacken. Zischend schloss ich die Augen und senkte meinen Kopf nach links, nach rechts, nach vorne und dann nach hinten.
Ich legte meinen Kopf danach auf die Kopflehne und schloss meine Augen für paar Sekunden, bis ich beschloss mir Mateo anzuschauen.
So drehte ich meinen Kopf nach links, jedoch zischte ich sofort auf.
Seine Hände umschlossen das Lenkrad und zerdrückten es, jedoch war nicht dies was mich schockierte. Es waren seine Hände. All seine Knöchel waren aufgeschlagen und ummantelt mit getrocknetem Blut. Dieses floss jedoch and dem Lenkrad runter, auf die Fußmatte. Das Blut war schon getrocknet, was mich wissen lässt, dass er ohne Pause, stundenlang gefahren ist.
,,Halt bitte dort an der Raststätte an. Ich muss auf Klo." Sprach ich ihm zu. Er jedoch reagierte nicht auf meine Lüge. Ich dachte schon, dass er mich ignorierte, als er tatsächlich rechts abbog. Ich schnappte mir die leere Plastikflasche und eilte in die Toiletten. Kurz vor den Türen stockte ich und meine Hände fingen an zu zittern. Ich erinnerte mich jedoch schnell daran, dass Schwäche in meiner Situation nicht zu gebrauchen war. So stieß ich die Tür auf, füllte die Flasche schnell mit frischem Wasser und ging zurück zum Auto. Ich lief jedoch auf die Fahrerseite zu und öffnete die Tür.
Mateos Blick war immer noch starr nach vorne gerichtet und seine Hände schienen nicht das Lenkrad loslassen zu wollen. So griff ich sanft nach einer seiner Hände um die Wunde zu säubern, doch sie bewegte sich kein bisschen.
,,Mateo." Meine Stimme war flehend und leise. Daraufhin schloss er seine Augen fest und löste seine Hand langsam vom Lenker.
Ich nahm seine Hand und schüttete vorsichtig Wasser auf diese um das Blut weg zu wischen. Dabei passte ich auf, dass alles auf den Asphalt lief.
Als ich fertig war sah ich endlich zu ihm rauf. Sein Gesicht war schmerzvoll verzerrt und seine Augen immer noch geschlossen. Sein Anblick tat mir im Herzen weh, sodass mir Tränen in die Augen schossen. Sanft legte ich meine Hand auf sein Gesicht, zwingte ihn mich anzuschauen.
,,Hey", meine Stimme klang plötzlich rau und traurig, ,, mir geht es gut. Wirklich. Mach dir keine Sorgen, wenn es das ist worüber du so betrübt bist." Schief versuchte ich ihn anzulächeln. Doch seine Augenbrauen verzogen sich nur in Verwirrung.
,,Du-", fing er an, doch schnell unterbrach ich ihn indem ich hastig meinen Kopf schüttelte. Ich beugte mich bloß runter ins Auto und versuchte ihn irgendwie zu umarmen, auch wenn dies nicht so gut klappte. Er verstand jedoch sofort und umschlang mich fest mit seinen Armen.
,,Danke.", fing ich an zu sprechen.
,,Danke für alles. Aber tu mir bitte noch einen Gefallen. Ruh dich aus, Okay?" Ich löste mich etwas von ihm, um ihm ins Gesicht zusehen. Stumm nickte er leicht, was mich zum lächeln brachte.
Ich löste mich langsam von ihm und entfernte mich. Er jedoch zog seinen Schlüssel aus der Zündung und stieg ebenfalls raus. Verwirrt sah ich ihn hinterher, wie er den Kofferraum öffnete, eine Decke und zwei Kissen aufs Dach legten und die hinteren Sitze einklappte. Er nahm die Decke breitete sie dann aus und legte die Kissen gleich drauf. Mit einem Schulterzucken quittierte ich das ganze und umrandete das Fahrzeug um wieder auf die Beifahrerseite einzusteigen, um dort weiter zuschlafen.
,,Was tust du da?", unterbrach mich Mateos Stimme davon die Türe zu öffnen.
,,Nach was sieht's denn aus? Ich geh schlafen."
,,Ne, ne, du schläfst hinten mit mir!"
Irgendwie wusste ich, dass das geschehen würde, jedoch ließ ich die Türklinke los, verdrehte meine Augen und Stieg von der hinteren Tür ein. Mateo schloss den Kofferraum und kam mir hinterher, ich zog nur noch meine Schuhe aus und warf sie nach vorne und legte mich sofort hin. Mateo verschloß nur noch die Türen mit den Schlüssel und tat das gleiche. Sofort schloss ich meine Augen, wurde jedoch von einer starken Hand an eine harte Brust gezogen. Leicht genervt schüttelte ich den Kopf. Aber nicht wegen ihm, sondern wegen mir. Es nervte mich, dass er nicht nicht anwiderte.
,,Du bist unmöglich." Mit diesen Worten und einem darauf folgenden Lachen von Mateo schlief ich ein.

Im Nachhinein bin ich mir sicher, dass ich niemals so gehandelt hätte, wenn ich nicht erfahren hätte, dass Diego mich nur belogen und betrogen hat. Er war die einzige Person in meinem Leben, der ich vertrauen konnte, die einzige die mir zu hörte. Doch warum verletzte es mich so sehr? Ich war doch mein ganzes Leben allein gewesen, warum zerbrach es mein Herz, als sich die Person, für welche ich mich in jeder Sekunde geopfert hätte, mir ein Messer in den Rücken rammte? Ich habe etliche Menschen umgebracht und habe noch nie so einen Schmerz empfunden wie jetzt. Verdiene ich das alles hier? Ist das meine gerechte Strafe für all das Leid, was ich verursacht habe? Lässt Gott mich so büßen oder ist all der Schmerz erst ein Vorgeschmack für das was noch kommen wird? Und warum klammere ich mich an einen fremden Mann, welcher mich vor ein paar Tagen noch misshandelt hat? Ist es, weil er der letzte ist, der noch zu mir hält? Oder ist es weil er der erste ist, der sich für mich einsetzt und nicht fordert, dass ich mich für ihn einsetzte? Ich glaube ich war in dem Moment, in dem Mateo seinen Arm um mich geschlungen hat mental einfach viel zu labil. Doch was mich noch mehr beunruhig ist, dass ich mich beschützt gefühlt habe,

zum ersten mal.

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