18.

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Octavia

(Vor dem Zeitsprung)

,,Wie meinst du das?", meine Stimme zitterte als ich sprach. Seit wann bin ich so ängstlich?

,,Ich tu doch nichts.", sein Grinsen verriet mir jedoch, dass es nicht lange dauern würde, bis er etwas tut. Und da kam es. Seine Faust raste mit einer so unberechenbaren Geschwindigkeit auf mein Gesicht zu, dass ich hätte schwören können, dass ich es mir auch nur eingebildet habe.

Doch er war nicht der einzige, der das getan hat. Es legte sich in diesem Moment ein Schalter um. Ich war wieder im Keller von Diego. Im Ring, gegen seine Männer kämpfend.

Automatisch wich ich seinem Schlag aus und positionierte mich, um zu kämpfen. Ich erkannte den Schock und die Ungläubigkeit in seinen Augen. Und schon wieder, wie vorprogrammiert, holte ich aus und traf seine linke Wange genau mittig. Ich hörte ein mir allzu bekanntes Knacken, welches von meinen Knöcheln kam.

Er stolperte zur Seite, doch fing sich wieder schnell. Er ließ seinen Nacken knacken und hob seine Fäuste vor sein Gesicht, leise lachend.

,,Nicht schlecht Süße. Nicht schlecht." Doch in diesen Moment war ich nicht ich. Ich war wieder die Waffe, die Diego erschaffen hat. Er hat mich getriggert und jetzt werde ich nicht in der Lage sein mich zu stoppen. Denn sobald ich in diesen Zustand komme, gibt es kein Entkommen. Weder für mich, noch für die Person, die mir gegenüber steht.

Er holte erneut aus, doch erfolglos. Ich blockte und meine Faust landetet erneut erfolgreich in seinem Gesicht. Doch diesmal war ihm nicht zu Lachen zumute. Er spuckte provokativ auf den Boden und schüttelte leicht seinen Kopf.

,,Was bist du?", das hat er vollkommen ironisch gemeint, doch das wurde mir nicht klar.

,,Wer weiß, wer weiß." Ich lächelte ihm provokativ ins Gesicht, nicht weil ich es wollte, doch weil es mir so beigebracht wurde.

,,Provoziere deinen Gegner bis ans Maximum, bringe ihn dazu seinen Verstand zu verlieren, dann wirst du siegen."

,,Die Frage ist wohl eher: wie zur Hölle du mit deinen Kampfkünsten als Bodyguard eingestellt worden bist."

Er lachte trocken auf.

,,Witzig, wirklich. Doch ich kenne diesen Trick schon, das bringt nichts.", seine Zähne waren aufeinander gepresst, er mochte diesen Trick vielleicht kennen, doch er ist ihm schon längst verfallen.

,,Ist das so? Das letzte Mal kanntest du ihn nicht.", und schon wieder provozierte ich ihn, indem ich einen Kussmund formte.

,,Oh oh oh, ganz dünnes Eis.", und schon wieder tat er den gleichen Fehler, einfach auszuholen, doch das bring nichts. Diese Methode ist einfach viel zu vorhersehbar. Männer benutzen diese Technik besonders wenn sie gegen Frauen kämpfen, da sie nicht erwarten, dass wir auch stark sind. Lächerlich!

Ich fing seinen Arm ab und streckte ihn nach oben, mein linkes Bein schlang sich in Windeseile hinter sein linkes Bein und so beförderte ich ihn auf den Boden. Mit einem lauten Knall fiel er auf den Grund und stöhnte schmerzerfüllt auf. Bevor er jedoch die Möglichkeit hatte aufzustehen, saß ich auf ihn und hielt seine Arme über seinen Kopf auf den Beton genagelt. Diese Position resultierte jedoch, dass mein Gesicht nur wenige Millimeter vor seinem war.

,,Du hast verloren." Flüsterte ich ihm grinsend ins Gesicht. Ich muss zugeben, es hat mir doch etwas Spaß gemacht.

,,Ach, ist das so?", fragte er mich schelmisch grinsend.

,,Jep, ,Test bestanden' würde ich sagen." Jedoch vergaß ich meine Kraft auf seine Arme zu verlagern, und so befand ich mich in sekundenschnelle unter ihm.

Er sah mir ein letztes Mal in die Augen bevor er, wie ich ihm damals, seine Lippen auf meine drückte. Geschockt riss ich meine Augen auf, unfähig dazu zu reagieren. So hat er sich also angefühlt.

Als er seine Lippen endlich von meinen löste, konnte ich aufatmen. Geschockt und verwirrt sah ich ihn an und hätte er nicht gelacht, hätte ich ihn die nächsten zehn Minuten noch angestarrt.

,,Habe ich dich etwa kalt erwischt? Du warst auf einen nicht vorhersehbaren Schlag vorbereitet, aber auf einen Kuss etwa nicht? Ist das nicht dein Trick?", lachte er mir dreist ins Gesicht.

,,Halts Maul und geh gefälligst runter von mir, du wiegst ja ne Tonne!", ich war sichtlich von der Situation verärgert und beschämt. Noch nie hat es jemand geschafft mich so aus dem Konzept zu bringen. Doch warte bloß ab! Das bekommst du alles noch zurück!

,,Ist da jemand etwa beleidigt?"

,,Hör auf zu lachen und beweg deinen Arsch hier raus. Ich habe nämlich ziemlich wenig Lust dazu, mich hier noch länger aufzuhalten!" Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust und sah ihn aufdringlich an.

,,Wenn du mich schon so anguckst, kann ich ja wohl schlecht nein sagen. Nicht?" In diesen Moment hätte ich ihm gerne dieses dämliche Grinsen aus dem Gesicht geschlagen.

,,Gib es doch zu, du wolltest bloß meine wundervollen Lippen erneut auf deinen spüren.", machte ich eine sarkastische Bemerkung und rollte dabei meine Augen.

,,Mhm, wenn ich so darüber nachdenke... Ja, ja da hast du Recht." Er schien mir in dem Moment überhaupt nicht mehr ironisch, sondern ziemlich ernst. Meine Arme fielen schlaff runter und mein Mund klappte auf.

Das ist doch nicht sein Ernst, oder!?

,,Jetzt stell dich nicht so an und beweg deinen tollen Arsch aus der Türe.", jetzt lachte der Idiot wieder.

,,Eres un idiota, ¿sabes? (Du bist ein ziemlicher Idiot, weißt du das?)"

Ich folgte ihm, heraus aus diesem Loch. Wir liefen wieder aufs Auto zu und stiegen ein.

,,Fahr jetzt bitte irgendwo hin, wo man auch richtig atmen kann. Ich habe nämlich keine Lust mehr auf ,Tests', verstanden?" Ich hatte wirklich die Schnauze voll von dem Mist.

,,Jawohl Chef!", er quittierte seinen Ausruf mit einem Salut, was mich ungewollt zum kichern brachte.

,,Du bist nicht witzig, Idiot."

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