Schritte halten im dunklen Raum wieder. Auf und ab. Hin und her. Ein Mädchen lauschte den Schritten, ohne zu sehen von wem sie waren. Ein Tuch, Knebel und ein paar Kabelbindern, die sie an einen Stuhl fesselten, hielten sie davon ab, mit der Person zu interagieren. Mit all ihrer Kraft versuchte sie sich zu befreien, aber sie war nicht stark genug.
Ein Lachen ertönte aus der Dunkelheit des Raumes. „Meine kleine Seika, versuchst du etwa dich zu wehren?" Die Stimme des Mädchens erklang in einem tiefen Lachen. Als wäre es amüsant Seika dabei zu beobachten, wie sie versucht sich von den Kabelbindern zu befreien. Langsam ging sie auf Seika zu. Umrundete sie und blieb hinter ihr stehen. Legte ihre Hände erst auf ihre Schultern und ließ sie dann über ihren Nacken bis zu ihrem Mund fahren.
Seika schien unter ihrer Berührung zu erstarren.
„Was hast du denn meine Liebe? Du kennst mich doch!" Diese Worte hauchte sie in ihr Ohr bevor sie den Knebel langsam aus Seikas Mund zog und ihn in die Dunkelheit des Raumes warf.
„Was willst du von mir? Und wer bist du überhaupt?" Ihre Stimme zitterte vor Angst.
„Was ich von dir will? Das erfährst du noch früh genug! "Ein raues lachen entsprang ihrer Kehle und ließ Seika erschaudern. „ Das du mich aber fragst wer ich bin, dass verletzt mich zutiefst." Traurigkeit lag in in der Stimme der Sprechenden. „Wir kennen uns doch schon so lange! ...Wobei wir uns noch nie in Person gesehenen haben." Ihre Stimme wechselte von Wut zu Nachdenklichkeit. „Nun gut dann stelle ich mich dir vor." Sie ging erneut um Seika herum. Blieb vor ihr stehen. Sie beugte sich vor und löste das Tuch von ihren Augen und warf es in die Dunkelheit des Raumes: „Mein Name ist Kira! Ich bin froh dich endlich bei mir zu haben!"
Seika betrachtete Kira, sie war mittelgroß und hatte lange braune Haare, die ihr bis zur Hüfte reichten. In ihren roten Augen schien ein Schimmer von Wahnsinn zu liegen.
„Lass mich bitte hier raus Kira. Ich habe dir doch nichts getan!" Seikas Stimme war ruhig. Sie zwang sich dazu, sie ruhig klingen zu lassen. Sie wollte Kira nicht die Genugtuung geben ihre Angst zu sehen.
„Du hast mir nichts getan?! Was erzählst du für ein Scheiß!" Kiras Stimme war laut und bebte vor Zorn. Sie ging wieder näher an Seika heran, strich durch ihre fast schulterlangen, braunen Haare und fokussierte ihren Blick auf Seikas unschuldige, blaue Augen.
„Bitte lass das Kira mir ist das unangenehm." Seika versuchte Kiras Blick auszuweichen.
Kira ließ von Seika ab.Stattdessen begann sie im Raum herum zu wandern. „Du bist echt eine Spielverderberin, Seika. Wir könnten doch so viel Spaß haben!" Enttäuscht und wütend ging Kira auf und ab.
„Bitte Kira, lass mich einfach gehen! Dann können wir das alles hier vergessen!" Seika hoffte Kira mit Vernunft zu erreichen.
„Ich soll dich gehen lassen? Wo ich doch so lange gebraucht habe, dich hierher zu bringen? Vergiss es!" Kira schrie den letzten Teil regelrecht „Du musst bezahlen für alles was du mir angetan hast!" Kira hatte nun wieder Seika mit ihrem Blick fixiert.
„Aber Kira, ich habe doch nie" - „Wage es nicht zu lügen. Verstanden Seika!" Abfällig warf Kira ihr diese Worte entgegen.
„Bitte wir..."
Kira ließ Seika nicht ausreden „Genug der Quasselei. Lass uns endlich zum Punkt kommen."
Sie ging auf sie zu und zog ein Messer hervor.
„Kira was soll das?!" Entsetzen war in Seikas Stimme zuhören.
„Ich werde es endlich beenden." Mit ihren Worten hielt sie das Messer an Seikas Kehle.
Beide sahen einander tief in die Augen. Kira blieben Seikas Tränen nicht versteckt.
Kira lachte bloß. „Glaubst du echt, das rettet dich?" Sie erhöhte den Druck auf das Messer noch etwas. Kiras Lachen war zu blinder Wut geworden.
Trotzdem zog sie das Messer zurück. „Aber weißt du meine kleine Seika, ich weiß, wie es noch mehr Spaß macht!" Sie durchtrennte mit dem Messer den Kabelbinder an Seikas linken Arm.
„Kira, was hast du vor?"
„Ach Seika, ich tue nur wozu du keinen Mut hast." Kiras Finger strichen sachte über die Narben auf Seikas Arm.
„Kira, bitte lass das", ihre Stimme war nur noch ein leises Flüstern.
„Keine Sorge, es ist gleich vorbei!" Sie setzte das Messer an.
„Warum tust du das?", flüsterte Seika.
Kira hielt inne und antwortete: „Du hast mir weh getan. Mir die Schuld der anderen aufgebürdet."
Verwirrung spiegelte sich in Seikas Gesichtsausdruck wieder: „Wer bist du, dass ich dich so sehr verletzt habe?"
Kira antwortete nicht, stattdessen zog sie das Messer fest über Seikas Arm und hinterließ einen tiefen Schnitt.
Seika gab einen keuchenden Laut von sich und Blut begann aus ihrem Arm zu fließen „..Kira du..." Seika stoppte und griff nach Kiras linken Arm. Auch in ihrem Arm war ein tiefer Schnitt, der stark blutete. In diesem Moment verstand Seika: „ Du bist ich?"
Kira gab wieder keine Antwort. Sie zog ihren Arm weg.
„Es tut mir leid", sagte Seika zu Kira.
Dann schwiegen beide. Schon bald merkten sie, dass sich der Rand ihres Blickfeldes verdunkelte. Doch bevor die Dunkelheit sie verschlang und ihre Seelen mit sich nahm, flüsterte Kira noch: „Seika, es tut mir auch leid. Ich habe das hier nicht gewollt..."
DU LIEST GERADE
LIVING MEMORYS
Short StoryFür mich sind Kurzgeschichten der Schnittpunkt von Realität und Fantasie. Sie müssen keinen Regeln gehorchen und sind Frei zu sein was auch immer ich will. Genau dies verkörpern meine Kurzgeschichten Realität und Fantasie, um die Realität unkenntlic...