Shinda sah sich um. Sie waren an ein Bach, dessen Ufer von ein paar Bäumen gesäumt war. Die Sonne quälte sie mit ihrem heißen Strahlen. Im Sommer liebte sie es an diesen Ort zu kommen. Es bereitet ihr Freude in den Schatten der Bäume den Anblick des Baches zu genießen. Langsam ging sie auf den Wasserstrom zu. Shinda war erleichtert, als sie in die kühlen Schatten der Bäume trat. Sie setzte sich auf einen Stein, zog geschwind ihre Schuhe aus und taucht ihre Füße in das kalte Nass. Eine Weile genoss sie einfach das Gefühl des Wassers an ihren Füßen. Ihre Gedanken schweiften ab. Sie stand auf und ging ein kleines Stück weiter in den Bach hinein. Sie wollte nicht in ihrem inneren Sturm ertrinken.
Sie konzentrierte sich ganz darauf was sie spürte. Das Wasser, den steinigen Untergrund, die Strömung, die warme Sommerluft.
Ein Lied ging ihr durch den Kopf. Shinda nutzte es um sich abzulenken, begann den Text zu singen und bewegte sich dabei. Ihr Tanz mit dem Wasser war wunderschön anzusehen. Es wirkte als würde sie mit ihm spielen.
Am Ende des Tanzes sank sie auf die Knie und starrte auf ihre Reflektion. Ihre Reflektion war durch die Strömung des Wasserlaufs verzerrt. Das Lächeln, welches sie trug, stellte sich im Wasser als trauriges Schmunzeln dar. Sie versuchte weitere fröhliche Gesichtsausdrücke, aber alle wurden vom Wasser hinfort gewischt. Enttäuscht blickte sie auf ihre Reflektion und fragte sich warum es ein Unterschied zwischen ihr und ihrem wässernden Spiegelbild geben muss. Doch an dem Umstand dass in diesem Bach eine Strömung verlief, konnte sie nichts ändern, deshalb wand sie ihre Aufmerksamkeit schon der Reflektion ab.Sie wartet trotzdem an der Stelle und konzentrierte sich auf das, was sie spürte. Wie das Wasser sie berührte, die Steine sich in ihre Beine drücken, die Strömung scheiterte sie mitzuziehen, ein Windhauch sie streifte.
Ein Stück von ihr entfernt sah sie ein schimmern im Bach. Shinda stand auf und ging mit schweren Schritten hinüber. Erneut kniete sie sich auf den steinigen Untergrund. Suchend blickte sie tief in das Wasser bis sie das Schimmern wiedersah. Sie griff danach, wobei sich ihre Pulloverärmel voll Wasser saugten.
Sie öffnete ihre Hände und erblickte eine kleine Figur. Sie war aus einem weißen Stein, der im Sonnenlicht geheimnisvoll glänzte. Überall in der Figuren waren Risse und Spalten, manche groß, manche klein. Dadurch wirkte es als würde die Figur jeden Moment auseinanderbrechen. Shinda erinnerte sich an sie, sie hatte sie damals selbst gemacht. Sie hatte über einen sehr langen Zeitraum immer wieder daran gearbeitet, weil der Stein, den sie bearbeitete so unnachgiebig war. Es schmerzte sie, die Figur in einem solchen Zustand zu sehen. Sie hatte die Figur damals sehr gemocht, nicht nur weil sie sie selbst gemacht hatte, sondern auch, weil man mit ihr wunderbar spielen konnte. Irgendwann hatte sie den steinernen Begleiter dann verloren. Ironisch dass sie die Figur so viele Jahre später fand, wo sie doch so lange nach ihrer gesucht hatte. Sie konnte ihren Blick nicht von der Figur abwenden, die in ihr Erinnerungen weckte.Noch einmal konzentriert sich auf das was sie spürte. Die Wassertropfen an ihren Händen, die steinerne Figur, die Strömung die an ihr zerrte, und ein warmer Windstoß, der sie frösteln ließ.
Diese Erinnerungen wollte sie nicht. Sie war sich sicher. Einmal sah sie die Figur noch an dann schloss sie ihre Hände und übte Druck auf sie aus. Ein knirschendes Geräusch ertönte. Sie ließ die Steinreste zurück ins Wasser fallen und stand auf. Schnell erreichte sie das Ufer, zog sich ihre Schuhe an. Shinda beschloss diesen Ort nie wieder zu besuchen, genauso wie die Schatten der Vergangenheit.
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LIVING MEMORYS
Short StoryFür mich sind Kurzgeschichten der Schnittpunkt von Realität und Fantasie. Sie müssen keinen Regeln gehorchen und sind Frei zu sein was auch immer ich will. Genau dies verkörpern meine Kurzgeschichten Realität und Fantasie, um die Realität unkenntlic...