Kapitel 23

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Tara und Jax. Queens of the Stone Age "Go with the flow"

Kapitel 23

Sky

Ich haderte mit den tausend Kabeln, welche ich versuchte durch den neuen Lenker zu fädeln. Den sich einer unserer illustren Kunden ausgesucht hatte, denn der original Lenker war ihm zu klein. Männer und ihre Statussymbole. Und Jax hatte mir diese glorreiche Aufgabe überlassen. So wie es aussah, war ich derjenige mit der meisten Geduld in der Werkstatt. Wenn Jax Corey gefragt hätte ob ich geduldig sei, wäre mein Liebhaber bestimmt in lautes Gelächter ausgebrochen.

Ich musste eingestehen das ich es Corey in letzter Zeit nicht gerade leicht gemacht hatte. Umso überraschter war ich wie einfühlsam er gewesen war. Ich war glücklich ihn an meiner Seite zu haben und ich war ihm dankbar das er sich mir gestern anvertraut hatte. Das Thema war natürlich speziell. Ein weiterer Escortservice und diesmal mit einer Horde blutjunger Männer. Ich wusste nicht so recht wie ich mit dieser Offenbarung umgehen sollte. Alle Geschäfte des Black Arrows MC waren mir suspekt und ich hatte eine Ahnung, das der Großteil von ihnen semilegal bis hin zu absolut illegal waren.

Wie tief steckten Corey und Jax in diesen Geschäften und gab es da überhaupt noch einen Ausweg? Zumindest hatte ich bei Corey das Gefühl das er wirklich den Club und seine illegalen Machenschaften hinter sich lassen wollte. Doch was war mit meinem Cousin? Mir waren die ewigen Streitereien zwischen ihm und Tara nicht entgangen und ich konnte mir dessen Grund gut vorstellen. Sie hatte sich des Öfteren bei mir beklagt, das sie das Leben einer alleinerziehenden Mutter führte. Die ganze Verantwortung für ihre beiden kleinen Kinder lastete auf ihren schmalen Schultern und neben bei hatte sie auch noch einen Job.

Ich zuckte zusammen als ich plötzlich laute Stimmen aus dem Haus neben der Werkstatt hörte. Dann knallte die Eingangstür und Jaxs schwere Schritte halten über den stillen Innenhof.

“Arbeitest du immer noch an dem Lenker Sky?” fragte mich Jax ein wenig überrascht, als er sich an das große Tor lehnte. Das ich offen gelassen hatte um ein wenig Abkühlung in der schwülen Nacht zu haben. Die Luft knisterte förmlich und ich konnte das heran ziehende Gewitter spüren.

“Ja ich wollte den Lenker heute fertig machen, damit ich morgen nicht noch einmal von vorn anfangen muss.” seufzte ich entnervt und blickte auf den Kabelsalat in meinen Händen.

“Sky mach dir nicht soviel Stress wir haben einen Monat Zeit mit der Karre.” beruhigte er mich.

“Ich weiß. Trotzdem habe ich den Mist lieber jetzt erledigt, als das ich wieder alles auf den letzten Drücker zusammen schrauben muss.” erwiderte ich Schulter zuckend.

“Wow du bist tüchtiger als meine eigenen Mechaniker.” grinste er spöttisch. Und ich wusste nur zu genau das die faulen Hunde nur vernünftig arbeiteten wenn man sie keine einzige Sekunde aus den Augen lies. Ich erwiderte sein Grinsen und legte den Lenker bei Seite. Er hatte Recht, es war noch genug Zeit um die Kabel ordentlich zu verlegen.

“Schläfst du heute hier? Oder haust du dann wieder zu Corey ab?” fragte mich Jax wobei mir der zögerliche Unterton bei Coreys Namen nicht entging.

“Nein ich bleibe heute hier. Wieso was ist los?” fragte ich besorgt und kam auf ihn zu.

“Es ist alles in Ordnung. Mir ist es nur lieber wenn noch jemand im Haus bei Tara und den Kindern ist wenn ich nicht da bin.” sagte er gedankenverloren und blickte zu den dunklen Fenstern seines Hauses empor.

Ich folgte seinem Blick und dachte an den lauten Streit zurück, den ich deutlich in der Werkstatt gehört hatte. “Musst du noch mal weg?” Jax nickte zustimmend und ging langsam zu seiner großen schwarzen Harley.

“Ja, Club Angelegenheiten.” antwortete er ausweichend und lies den Satz unvollendet. “Mach bitte das Tor hinter mit zu und Schluss für heute Abend.” wies er mich in seinem gewohnten Befehlston an und lies keinerlei Platz für weitere Fragen, als er die schwere Maschine startete und der kräftige Motor dröhnend zum Leben erwachte.

Jax wartete meine Antwort nicht ab und ich schaute ihm unsicher nach als er sein Grundstück verlies. Er hatte von einem Moment auf den anderen vollkommen abwesend gewirkt. Was war nur zwischen ihm und Tara vorgefallen? Das er mich anlog und irgendwelche Club Sachen vorschob um mitten in der Nacht von zu Hause abzuhauen. Ich würde zu gern wissen wo er jetzt hin fuhr. Ich schüttelte nachdenklich meinen Kopf über meinen Cousin und dessen Lebensstil und begann mein Werkzeug aufzuräumen.

Nachdem ich mich versichert hatte das sowohl die Werkstatt als auch das große massive Tor verschlossen waren. Begab ich mich in die dunkle Küche, um mir einen spät abendlichen Snack zu suchen. Und erschrak zu Tode als ich den dunklen Schatten am Küchentisch sitzen sah.

“Na hat er dich zum Wachdienst abkommandiert?” fragte mich Tara in die Stille hinein wobei mir der wütende Klang ihrer Stimme nicht entging.

Ich setzte mich zu ihr in die Dunkelheit und betrachtete ihre langen schlanken Finger, wie sie die zierliche Teetasse in einem eisernen Würgegriff hielten. “Ja so was in der Art. Was ist passiert?”

Tara holte tief Luft und lies dann entmutigt ihre Schultern sinken. “Sky, ich erkenne meinen eigenen Mann nicht mehr. Der Mann den ich vor gut sechs Jahren geheiratet habe, welchen ich fast mein ganzes Leben kenne. Er ist mir so fremd geworden.”

Sie schluchzte auf “Der Vater meiner Kinder, er ist ein Fremder. Das ist nicht mehr der Jax den ich einmal kannte. Dieser gottverdammte Motorradclub nimmt ihn immer mehr für sich ein. Ich weis nicht mal womit mein eigener Ehemann sein Geld verdient. Diese Werkstatt ist es auf jedenfalls nicht.” Sie deutete anklagend aus dem Fenster, von wo aus man den alten Schriftzug über den großen Wellblechtoren lesen konnte.

“Die Werkstatt schreibt seit gut zwei Jahren keine schwarzen Zahlen mehr. Und trotzdem ist immer Geld für neue Motorräder und Autos da. Manchmal finde ich ganze Geldbündel in seinen Jeans, wenn ich sie zum Waschen durch schaue.” fuhr sie fort in ihrem Monolog. “Aber ich finde lieber Geld in seinen Taschen als Telefonnummern und Kondome.” den letzten Satz flüsterte sie kaum hörbar.

Ich blickte sie betroffen an und so langsam bekam ich eine Ahnung, wo Jax so spät in der Nacht hin gefahren war. Es tat weh diese intelligente und selbstständige Frau so tief verletzt zu sehen. Tara war zwar nicht mein eigen Fleisch und Blut wie Jax. Doch fühlte ich mich ihr oft näher als meinem Cousin. Und ich konnte ihr nachempfinden wie elend sie sich fühlte.

Es war noch nicht lange her da hatte ich mich genauso gefühlt. Zwar nicht aus den selben Gründen. Aber ich hatte mich so verraten gefühlt als ich Kevin mit dem anderen Typen in unserem Bett erwischte. Und doch wäre ich nie bei Corey gelandet, wenn das alles nicht passiert wäre. Und dafür war ich dankbar. Denn instinktiv wusste ich von der ersten Nacht an, das Corey der Richtige für mich war.

“Was auch immer passiert Tara ich bin für dich und die Kinder da.” redete ich beruhigend auf sie ein und griff nach ihrer eiskalten Hand

Sie schenkte mir ein müdes Lächeln und erwiderte den Druck meiner Finger. “Versprich mir Eins Sky. Lass es nie soweit kommen wie ich. Binde dich nicht zu fest an einen Mann dessen Prinzipien von einer Horde Krimineller geprägt werden. Und denk immer daran Corey ist aus dem selben Holz geschnitzt wie Jax.” beschwor sie mich eindringlich.

Sky is falling (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt