Evelyn:
Hmm, gleich werde ich meine guten alten Freunde wiedersehen. Tim, Isabelle und Lina. Die Freude auf unser baldiges Wiedersehen bleibt allerdings aus. Wir waren eine coole Clique, die auch gern mal über andere Leute ablästerte. Warum? Mittlerweile kann ich auf diese Frage selbst keine Antwort mehr geben. Zu meinen wahren Freunden zählen heute Olivia und vor allem Samu. Warum? Weil sie echt sind, authentisch. Nicht so puppenhaft wie mein alter Bekanntenkreis. Beruhigend fahre ich über meinen Bauch. Ein leichtes Grummeln ertönt und ich zucke leicht zusammen. Ich werde doch nicht etwa krank? Schon den ganzen Tag fühle ich mich schlapp, verspüre gleichzeitig auch ein starkes Schwindelgefühl. Kann aber auch daran liegen, dass ich Samu so sehr vermisse und dadurch keinen Bissen mehr runterkriege. Ich kann ihm noch nicht einmal schreiben, ohne Angst haben zu müssen, dass meine Eltern sich wieder einmischen. Es ist zum Kotzen! Im wahrsten Sinne des Wortes.. Lea kommt strahlend auf mich zu. "Hey, zieh doch nicht so ein Gesicht! Komm mit, sie sind da!" Energisch zieht sie mich in Richtung Tür. Und da stehen die drei, aufgereiht, wie mein persönliches Empfangskomitee. "Oh Evelyn, wir haben dich ja soo vermisst!", zwitschert Lina mit ihrer glockenklaren Stimme. Unsicher lächle ich ihnen zu. "Hey, wo bleibt die Umarmung?!" Tim breitet seine Arme aus. Ob ich will oder nicht.. Automatisch erwidere ich seine Umarmung. Die anderen kommen hinzu, es wird eine Art Gruppenkuscheln. Ohne es wirklich zu wollen, fange ich an mich wieder etwas wohler zu fühlen. "Evelyn, wie siehst du aus?!" Geschockt betrachtet Lina mich von allen Seiten und rümpft, fast angewidert, die Nase. "Sie hat Liebeskummer!" Theatralisch wirft Lea die Arme in die Höhe. Ganz schön aufgekratzt, das Mädel. "Was?! OMG? Wer ist der glückliche?!", kommentieren die anderen Lea's Aussage. "Kommt doch erstmal rein." Das lassen sich die drei nicht zweimal sagen und so sitzen wir kurz darauf mit einer Tasse Kaffee im Wohnzimmer von Lea's Eltern, die momentan geschäftlich unterwegs sind. "Du musst uns alles erzählen!" Es tut weh, die ganze Geschichte immer und immer wieder wiederholen zu müssen. Andererseits hilft es mir vielleicht alles ein bisschen besser zu verarbeiten und realisieren zu können. Selbst meine 'Freunde' sind sprachlos. Ich kann euch sagen, das kommt wirklich selten vor. Isabella betrachtet interessiert ihre natürlich perfekt manikürten Fingernägel, Lina spielt verlegen an ihren Haaren herum, während Tim geistesabwesend aus dem Fenster starrt. "Hat es euch die Sprache verschlagen?" Ich schnappe mir meine Tasse und will gerade zum Trinken ansetzen, als mich der Geruch des Kaffee's geradezu überwältigt. Leider im negativen Sinne. Ich bekomme einen Würgereiz und stürze, eine Hand fest auf den Mund gepresst ins Badezimmer und übergebe mich erneut. Boah, ist mir schlecht! Draußen höre ich ein lautstarkes Klopfen. "Was ist nur los mit dir Evelyn? Kaum willst du endlich etwas zu dir nehmen, schon kotzt du es sofort wieder aus.. Bist du krank?"
"Nee, alles gut. Mir geht's prima!" Zur Bestätigung drücke ich die Klospülung und reiße förmlich die Tür auf. Lea sieht mich misstrauisch an. "Aber du bist sicher, dass es dir gut geht..?" Ich nicke.. und tatsächlich. Wenn man es sich erfolgreich einredet, geht es einem nach einer Weile schlagartig besser. Man muss nur daran glauben. Im Wohnzimmer geht es schon wieder um ganz andere Themen. "Habt ihr schon diesen neuen Lippenstift von Maybelline ausprobiert? Leute ich sag euch, der ist Hammer!" Gelangweilt setze ich mich dazu und lausche den oberflächlichen Gesprächen der anderen. Lea mischt sich ein. "Und diese neue Michael Kors Tasche! Ich hab mich direkt verliebt.. die würde perfekt zu mir passen oder wie seht ihr das?"
Bla, bla, bla. Irgendwann schalte ich ab und hänge wieder meinen eigenen Gedanken nach. Pah, und sowas nennt sich heutzutage noch Freunde! Niemand ist auch nur ein wenig auf meine Lovestory mit Samu eingegangen.. niemand fragt mich ob es mir besser geht, niemand interessiert sich auch nur nen' Scheißdreck für mich und meine Probleme! "Ich dreh mal eine kurze Runde ums Eck, ok? Vielleicht verschwindet dann dieses flaue Gefühl im Magen." Die anderen nicken nur kurz und wenden sich sofort wieder ihrem eigentlichen Thema zu. Schminke, Styles, Beauty. Sollen sie doch reden! Schnell hole ich mein Handy. Ich muss jetzt seine Stimme hören! Und zwar sofort!
Tut, Tut, Tut. Nimm doch endlich ab!
"Hallo, hier ist Samu." Awwr. Seine Stimme verursacht ein leichtes Kribbeln auf meiner Haut. "Hey. Ich bins. Evelyn."
Kurze Stille am anderen Ende. Als Samu spricht klingt er wehmütig.
"Geht es dir gut? Kommst du klar?"
"Ein paar meiner alten Freunde sind da."
"Ist doch schön, dann bist du wenigstens nicht so allein."
"Gar nicht's ist schön Samu! Mir geht es scheiße, ich weiß nicht was ich tun soll, mein Körper spielt verrückt! Ständig muss ich mich übergeben.." Die Verzweiflung ist meiner Stimme deutlich anzuhören.
"Vielleicht wirst du krank..? Mach dir nicht zu viele Sorgen, dass ist nicht gut." Ein hörbares Schlucken ist am Ende der Leitung zu vernehmen.
"Alles ok, Samu?" Absolute Stille, ich bekomme keine Antwort auf meine Frage. "Bist du noch da?"
"Ja. Ich habe gerade nur über etwas.. nachgedacht."
"Über was?"
"Unwichtig, es ist wirklich nicht von Bedeutung."
Irgendwie ist Samu seit meiner Bemerkung, ich könne nicht's mehr essen und müsse mich ständig übergeben, ziemlich komisch. Er würgt unser Telefonat auch schnell ab.
"Tu mir einen Gefallen und ruh dich aus."
"Aye, Aye Chef!"
"Ich denk an dich."
"Ich liebe dich."
"Ich liebe dich."
Mit pochendem Herzen lasse ich mein Smartphone sinken und sehe die Welt wieder mit ganz anderen Augen. Alles wirkt positiver, auch wenn ich Samu's Verschlossenheit am Ende nicht ganz nachvollziehen kann. An was musste er denken? Ich grübele eine Weile nach, während ich durch den Park spaziere um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Bin ich hohl? Ich komm einfach nicht drauf. Ohne ein wirkliches Ziel zu haben laufe ich durch die Straßen und komme an einem DM vorbei. Kurzerhand beschließe ich, noch rein zu gehen um ein neues Deo zu kaufen, da meins gestern leergegangen ist. Bei Lea zuhause werde ich ja scheinbar sowieso nicht gebraucht. Ich schlendere durch die Gänge und schaue mir die neusten Produkte an, bis ich.. ja an den Tampons vorbeikomme. In diesem Moment fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Meine Lippe fängt an zu zittern und ich muss mich an einem Regal abstützen um nicht auf der Stelle um zu kippen. Meine Tage.. ich bin längst drüber.. Das kann nicht sein.. Samu hat es geahnt.. Er wollte es nur nicht wahrhaben.. Wir haben doch verhütet.. Mein Gehirn ist wie blockiert, ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ohne nach zu denken fahre ich mit meinen Händen auf und ab. Wölbt sich mein Bauch etwa schon? Nein, bis jetzt kann ich noch nicht's ausmachen. Immerhin. Kopflos renne ich zurück. Außer Atem und völlig aufgelöst stehe ich schließlich wieder bei Lea. Immer und immer wieder werde ich von kleinen Heulattacken geschüttelt. Nun stehe ich im Mittelpunkt und bekomme die volle Aufmerksamkeit von allen Anwesenden. Lea starrt mich mit großen Augen ängstlich an. "Was ist passiert?" Verzweifelt lasse ich mich in das weiche Sofa sinken. "Ich glaube.. ich bin...schwanger! Von Samu.. meinem Lehrer!"
Einige Stunden später:
Die Lästerschwestern, die sich weiterhin meine besten Freunde nennen, kümmern sich rührend um mich. Noch ist nicht's genau ausgesprochen doch mein Instinkt und die Beweise, dass meine Regel ausbleibt, sagen mir, dass es wahr ist. Ich liege im Bett und bin unfähig mich zu rühren. Meine Ängste wollen einfach kein Ende nehmen. Was werden meine Eltern sagen? Was wird die Schule sagen? Was wird Samu sagen, wenn er hört, dass seine Vorahnung sich bewahrheitete? Bin ich schon bereit für ein Kind? Und das schlimmste ist.. wir werden unsere Beziehung nicht mehr lange geheim halten können.
Isabella und Lina sind bereits losgegangen um mir einen Schwangerschaftstest zu besorgen. Auch wenn das meiner Meinung nach nicht einmal mehr nötig ist. Tim setzt neben dem Bett und hält die Stellung. Es ist wahnsinnig nett von ihnen.. und das nachdem der Tag so miserabel begonnen hatte. Tja, ich lächele Tim müde an. Vielleicht sind es doch wahre Freunde. In brenzligen Momenten kann ich zumindest auf sie zählen.
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TEACH ME / Samu Haber FF
FanfictionEs ist nicht die typische L I E B E , die Evelyn und Samu verbindet. Es ist keine gewöhnliche S T O R Y. Es geht nicht um zwei Jugendliche, die sich bedingungslos ineinander verlieben. Es gibt einen U N T E R S C H I E D. Samu ist L E H R E R. Evely...
