51. Soluna (Middtown-Gemeindezentrum)

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Es ist 17 Uhr als ich wieder erwache. Ich habe 5 Stunden geschlafen, dass ist fast so gut wie ausschlafen. Ich strecke mich und  beschließe aufzustehen, dabei schaue ich auf das Bett unter mir, aber es ist leer. Das es so wirkt, als hätte auch keiner darin geschlafen muss nichts heißen. Das ist militärischer Drill dem auch ich jetzt folge. Ordentlich anziehen und das Messer, mit dem man schläft, anlegen. Dann das Bett machen bevor man den Raum verlässt. Uns wurde ein Waffenschrank zugewiesen, für den nur wir den Schlüssel haben. Neben dem Schloss ist eine Schneeflocke gemalt und wenn ich raten sollte, dann gibt es zu diesem Schrank auch keinen Generalschlüssel, der nicht in unserer Hand ist. Bevor ich mich hingelegt habe, wurde ich kurz durch die Gänge geführt und man hat mir die Türen gezeigt, die ich mir merken sollte. Ich mache mich erstmal auf den Weg zum Speisesaal um zu sehen, ob es schon etwas zu essen gibt.

Als ich die richtige Tür erreiche sehe ich Doc am Ende eines Ganges hinter Muck herlaufen, doch dieser Gang führt nicht in eine Richtung, die für uns freigegeben ist. "Hey Doc, wo willst du hin?" Er dreht sich zu mir um und wirkt erleichtert, mich zu sehen. "Sol..." Ich warne ihn mit einem tiefen schnalzen meiner Zunge. Ich weiß nicht warum die anderen meine Identität geheim gehalten haben aber vorerst will ich es dabei belassen und zum Glück versteht er sofort. "...dat. Gut dass du da bist. Ich habe mich total verlaufen." Muck hat sich auch zu mir umgedreht doch als er mich erkennt fängt er an zu jammern und rennt weg. "Nein, nein, nein, nein!" Ich schüttele nur meinen Kopf und grinse meinen Kameraden an. "Hast du noch alles in deinen Taschen?" Er nickt und lacht. "Ja, habe mich vorgesehen. Zeigst du mir den Weg zur Kantine?" Ich nicke und deute auf die Tür neben mir. "Oh dieser kleine Bastard, wo wollte der mich hinführen?" Ich zucke nur mit den Schultern.

Während wir beide etwas essen, klärt mich Doc über die aktuellen Anweisungen auf. "Wir beiden dürfen uns frei Bewegen, sollen aber nur zusammen die Basis verlassen und uns in Acht nehmen, wenn wir das Zentrum besuchen wollen."  - "Wer hat den Schlüssel zum Waffenschrank?" Doc greift an seinen Hals und zieht ihn an einem Lederband hervor. Ich Frage mich ob Muck wirklich so dumm und ungefährlich ist wie alle tun und nehme mir vor, den Kommandanten bei Gelegenheit danach zu fragen. Nachdem wir satt sind holen wir unsere Handfeuerwaffen und rüsten uns aus. Dann machen wir uns auf den Weg zu einer Schleuse ins Zentrum.

Dort werden wir von einem Sergeant  angeschnauzt, der sich darüber ärgert, dass die Elite von heute es scheinbar nicht nötig hat, Respekt gegenüber Höherrangigen zu zeigen und herrisch aufgefordert, uns zu identifizieren. Der Doc salutiert daraufhin und nennt seinen Namen während er sich über seinen PEA ausweist. Ich lächele den Mann freundlich an und frage mich, ob er sich wohl bei uns beworben hat und abgelehnt wurde. Gott 'bei uns', das hört sich so gut an. "Wird's bald, Soldat?" Ich mache mir nicht die Mühe meinen Namen zu sagen. "Piewie:  6691"

Der Kopf meines Gegenübers beginnt rot anzulaufen, weil er zunächst eine Beleidigung hinter meinen Worten vermutet. "Wie haben sie mich...?" Das Pling seines Gerätes, dass meine Daten übermittelt bekommen hat, unterbricht ihn und ich muss mich zusammenreißen damit ich nicht auflache, als er sein Gerät unwirsch anfährt: "Was?" Dann sehe ich genüsslich dabei zu, wie das, was er da liest, langsam in sein Hirn vordringt. 'Leutnant Sam Jakobi, Scharfschütze, aktuell stationiert in Nordwall unter dem Kommando von Hauptmann Winter.' Ich nicke dem Doc zu. "Ich muss dem Mann wirklich recht geben, es ist eine echte Schande, wie sich die Soldaten heutzutage gegenüber Höherrangigen verhalten."

Sekunden später erreichen wir das Zentrum und sehen uns um. Hier stehen an allen Ecken bewaffnete Soldaten, die das Geschehen beobachten. Im Gegensatz zur Militärbasis sind die Gänge hier bunt angemalt und mit Hinweisschildern versehen. Es gibt eine Klinik, mehrere sogenannte Audienzräume und einige Büros für Terminvereinbarungen in den jeweiligen Einrichtungen. Aus einem großen und besonders bewachten Bereich kommt ein kleiner, vielleicht 5 Jahre alter Junge geflitzt und direkt auf mich zu. Hinter ihm ruft seine verzweifelte Mutter nach Aufmerksamkeit: "Hannes Wielander, bleib sofort stehen. Oh Gott, bitte, haltet ihn auf." Kurzerhand greife ich nach dem lachenden Jungen, drehe mich zweimal mit ihm um die eigene Achse und lasse ihn fliegen, bevor ich ihn mir auf die Hüfte setze damit er nicht weiter weg laufen kann.

Die Scharfschützin ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt