46. Soluna (Team)

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Während wir uns  gegenseitig beim Diktat unserer Berichte lauschen und uns anschließend noch austauschen lerne ich auch die einzelnen Mitglieder und ihre Dynamik untereinander etwas besser kennen. Am meisten bin ich von Klick-Bumm fasziniert die auch ein Paar sind und beide eine Vorliebe für explosive Spielereien haben. Klick, der eigentlich Mirko Noack heißt ist fast so groß wie ich und von zierlicher Statur. Er hat feuerrotes, leicht gewelltes Deckhaar welches in einer Undercut-Frisur an den Seiten wegrasiert ist, dazu ausdrucksstarke braune Augen. Er ist ziemlich wortkarg und benutzt das Schnalzen mit der Zunge, dass der Kommunikation unter uns dient wenn Feinde in Hörweite sind oder es schnell gehen muss, manchmal sogar in den normalen Gesprächen, wenn ein Kopfnicken oder -schütteln nicht ausreicht. Ich dachte erst, dass er vielleicht gar nicht sprechen kann, doch ich habe ihn mit seinem Partner flüstern und kichern gehört.

Enjo Fuego, genannt Bumm, ist ein kleiner aber kräftiger Mann mit langen Fingern die nicht zu seiner restlichen Statur passen wollen, schwarzen gelockten Haaren und kaum zu bremsen was das Reden angeht. Er hat spanische Wurzeln und nutzt diese Sprache gerne für seine umfangreiche Sammlung an Flüchen. Allerdings braucht es nur die Hand seines Freundes, die sich sanft auf seinen Unterarm legt, um ihn verstummen zu lasen als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Klick!

Die beiden erzählen noch einmal, was an den Humvees passiert ist, also Enjo erzählt und sein Partner nickt. "Mino hatte eine Überwachungsdrohne auf Autopilot losgeschickt, die uns beim Annähern der Feinde gewarnt hat und damit wir nicht von allen Seiten eingekreist werden haben wir die Mine im Norden ausgelöst, bevor die Angreifer den Kreis zuziehen konnten.  Aber irgendwie wussten die schon vorher wie wir normalerweise arbeiten. Die haben dieses Mädchen einfach aus den Büschen gestoßen und es war ihnen egal was mit der passiert. Sie haben ihr gesagt, sie solle doch zu uns gehen und sehen, ob wir ihr helfen würden." Sein Freund schnalzt einmal ärgerlich und Fuego nickt, als hätte der etwas wichtiges ergänzt bevor er fortfährt. "Denen wäre es nur recht gewesen, wenn sie eine unserer Fallen ausgelöst hätte aber natürlich haben wir die Mine direkt deaktiviert auf die sie sich zubewegte so dass sie nur noch ein klickendes Geräusch von sich gab. Ich habe sie beruhigt und sie dazu gebracht einfach still stehen zu bleiben und dann kamen auch schon Sam und Raffy."

Raffael Genezer nickt nur, als sich alle Augen auf ihn richten. "Du bist der Flaschengeist der einem einen Wunsch gewährt?" Er lacht über meine neugierige Frage und erklärt es mir dann näher. "Ist ein kleiner psychologischer Trick. Angst sorgt oft für eine ablehnende Haltung, wenn ich jemanden behandle der sich aus Angst vor den Schmerzen dagegen wehrt, hilft es nicht ihm zu sagen, was er zu tun oder zu lassen hat, weil er die Anordnungen dann nur auf seine Ängste hin analysiert. In dem ich ihn über einen Wunsch nachdenken lasse, lenke ich ihn ab und gebe ihm gleichzeitig das Gefühl selbst Einfluss auf die Situation zu haben."

Es ist leicht nachzuvollziehen, nachdem ich gesehen habe, wie es auf die junge Frau gewirkt hat. Ich schätze aber auch, dass es nicht nur eine Wortspielerei ist sondern viel mit ihm selbst zu tun hat. Er hat genau das richtige Alter und Aussehen um das Vertrauen sowohl älterer als auch jüngerer Leute zu bekommen. Zudem wirkt alles an ihm irgendwie harmlos, weich und kuschelig, von seinen freundlichen Augen über seine nicht zu strenge Haltung bis hin zu dieser samtweichen Stimme in die man sich einlegen lassen will. Titus klopft ihm aufmunternd aber etwas zu fest auf die Schulter. "Wenn er mit dir redet wirkt das fast wie ein Beruhigungsmittel, ich kann ein Lied davon singen." Der so Gelobte verzieht sein Gesicht etwas ob der ruppigen Art aber verliert sein Lächeln dabei nicht ganz. "Ja, Callen, dich könnte ich sogar ins Koma reden."

"Farin würdest du Dschinn bitte heile lassen? Wir brauchen ihn vielleicht noch." Titus dreht sich zu Petrik um und lacht laut. "Ich tue ihm schon nichts, bin doch meist der erste, der ihn braucht." Ich richte meine Aufmerksamkeit jetzt auf unseren Funker. "Also bei vielen sind mir die Spitznahmen ja klar, Erol ist der Boss, Fjal hat ein Adlerauge und Wiesel ist so unscheinbar und flink wie ein Wiesel, aber bei dir bin ich ratlos." - "Hey, was denkst du von mir!" Der empörte Ruf des Letztgenannten lässt mich zu ihm sehen. Er hat seine Hände in die Hüfte gestemmt und sich breitbeinig vor mir aufgebaut. "Mein Name ist Wiesel," erklärt er in James Bond Manier, eine der wenigen Filmfiguren aus grauer Vorzeit die sich noch heute einer gewissen Beliebtheit erfreut und über die immer noch regelmäßig ein neuer Film gedreht wird. "Luke Wiesel!" Ich muss Lachen und bringe damit auch alle anderen zum Lachen.

Die Scharfschützin ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt