54. Soluna (Erkunden und Überwachen)

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Nach dem Sturm hat die Sonne noch nicht wieder ihre volle Kraft erlangt und die übliche Mittagshitze ist daher erträglicher als sonst, für mich noch mehr als für andere, weil mir die Hitze nicht soviel ausmacht. Aus diesem Grund machen wir uns bereits um fünfzehnhundert auf den Weg so dass wir unser Ziel bei Sonnenuntergang erreichen werden. Obwohl wir dieses mal alle in die selbe Richtung laufen sind wir in 3 Gruppen à 4 Leuten aufgeteilt und streifen in einigem Abstand durch das Gebiet. Wir wollen schließlich keine Aufmerksamkeit erregen, sollten wir auf Fremde stoßen und auch nicht alle auf einmal in eine mögliche Falle tappen. Zum Glück kommen wir gut voran und begegnen auch sonst nichts und niemandem.

Als wir weit genug nach Osten vorgedrungen sind und uns der erwarteten Wohngasse jetzt vorsichtig von Nordwesten nähern erwartet uns bereits die erste Überraschung. Das sind nicht einfach eng zusammen gebaute Hütten sondern eine kleine Festung auf die wir da stoßen. Nicht dass es eine Mauer oder eine andere Art von Zaun gibt, aber die Häuser sind stabil gebaut und stehen ohne Gassen dicht an dicht wie ein Gebäude da. Die Außenwände haben keine Fenster sondern eher Schießscharten und bestehen weitgehend aus Stein oder Altmetall. Außerdem haben sie fast alle auch ein Obergeschoss und an einer Stelle ragt ein kleiner Raum wie ein Wachturm noch weiter in den Himmel. Das ist keine Wohngasse sondern eine militärische Einrichtung und Noyan beschließt auf Nummer sicher zu gehen. "Klick, 2 Such- 2 Überwachungs-Drohnen jeweils eine rechts und links rum." Wir liegen etwas verteilt und abseits im Gras und warten auf die Ergebnisse der kleinen Fluggeräte, die von Klick und Petrik gelenkt werden. 

Da wir unsere Fahrzeuge nicht dabei haben können wir unsere PEA's nur über das offene Netz miteinander verbinden. Das birgt die Gefahr von unseren Feinden überwacht und abgehört zu werden, doch eine direkte Verbindung zwischen unseren PEA's ist nur in Sichtweite möglich uns somit unsinnig. Deshalb sind wir offline und daher von niemandem zu finden und abgeschnitten von der Außenwelt. Auch die Verbindung der Drohnen zu den Pads, die sie lenken, läuft über das Britanika-Netz und wir beten alle darum, dass wir unentdeckt bleiben. Während wir warten, erzählt uns Casper von etwas, dass ihm aufgefallen ist. "Die Namen, die sich diese Gruppe gegeben hat, haben im Alt-finnischen eine Bedeutung. Veli bedeutet soviel wie Bruder und Veri bedeutet Blut." - "Bruder im Blute?" Hinterfrage ich leise und ich frage mich, ob es sich wirklich bei allen um Blutsverwandte handeln könnte doch Fuego bringt mich von diesem Gedanken wieder ab. "Bestimmt meinen die 'Blutsbrüder' wie in diesen Winnetou-Filmen." Allerdings versteht keiner, wovon er redet und er seufzt auf. "Das ist ein Klassiker aus der Vorzeit, " erklärt er und erntet nur Unverständnis, weil einfach keiner in der Einheit seine Vorliebe für diese uralten Filme teilt.

"Ketju" erklärt Casper weiter "bedeutete in dieser Sprache Kette und Tuhota kann man, wenn ich nicht ganz falsch liege, mit Zerstörung übersetzen." Schnell werden wieder alle ernst, denn damit offenbart sich für uns ein Ziel, dass die Gruppe verfolgt. "Die wollen die Kette, die sie hier fesselt, zerstören. Die wollen nicht nur die Macht hier übernehmen sondern auch wieder runter von dieser Insel." Doc spricht unsere Gedanken aus und Boss fragt unser Sprachengenie mit gerunzelter Stirn, ob er diese Erkenntnis auch mit dem Kommandanten geteilt habe, doch dieser schüttelt nur verschämt den Kopf. "Es ist mir erst auf dem langen Marsch hierhin in den Sinn gekommen."

Schließlich sind die Drohnen zurück und wir übertragen in einer direkten Verbindung die aufgenommenen Bilder und gesammelten Daten an unsere Pads und PEA's auf denen wir dann die Aufnahmen ansehen und analysieren. 

Insgesamt hat der ganze Komplex eine fast quadratische Struktur deren Ecken nach Westen, Osten und Süden zeigen. Im Norden gibt es statt einer Ecke eine weitere Wand die den Komplex von einem Vier- in ein ein Fünfeck verwandelt und in  in die das große und schwer bewachte Haupttor eingelassen ist, das wir von unserem Standpunkt aus durch unsere Ferngläser gut sehen können. In der nordöstlichen Wand, nahe der Ecke im Osten, ist ein kleinerer Hintereingang der ebenfalls von einem Mann bewacht wird. Dort hat die Such-Drohne außerdem einige Minen registriert und markiert und zwar genau dort, wo die Vegetation einem Angreifer etwas Deckung bieten würde.

Die Scharfschützin ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt