16. Mark (wachsende Freundschaft)

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Kleine Anmerkung zum Bild: Dieses Bild war meine Vorlage für Mark und zusammen mit dem Bild im folgenden Kapitel meine Inspiration zu dieser Geschichte. Allerdings sieht Mark ihm nur ähnlich, denn er hat etwas helleres Haar (schwarzbraun) und dunkelbraune Augen. Und jetzt weiter zur Geschichte.

Da Sam meine Hilfe bei der Eingliederung nicht benötigte, habe ich mich zurück gezogen

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Da Sam meine Hilfe bei der Eingliederung nicht benötigte, habe ich mich zurück gezogen. Statt dessen bin ich bei Seb für eine notwendige Aussprache nach seinem Wutausbruch. "Seit wann wusstest du Bescheid, Markus?" Oha, mein voller Vorname, er ist noch immer sauer. "Seit ich die Info über ihre Versetzung und ihre Personalakte erhalten habe." Ich habe nicht vor ihn anzulügen und er runzelt verärgert seine Stirn, mit dem Blick kann er einen wirklich niederstarren und echt Angst einjagen. "Warum hast du mich nicht gewarnt?"

Ich schaue ihn lange an, lasse mich nicht von ihm einschüchtern und ihn nachdenken bis er selbst auf die Antwort kommt und nicke nur, als er sie mir endlich seufzend gibt. "Weil ich dich selbst darum gebeten habe." Wir sprechen uns aus und ich denke, im Grunde ist er mir dankbar, denn Sam hat ihn beeindruckt. "Sie ist unsere letzte Chance, das stand in der Mail. Ich musste nicht nur ihr sondern auch uns diese Chance ermöglichen." Er nickt verstehend und schlägt mir zum Abschied etwas zu fest auf meine Schulter so dass ich mein Gesicht verziehe, während ich höre: "Danke, Mark." Ich schwöre, das macht er extra. Gott bewahre ihn davor, dass jemand Gefallen daran findet, wenn er mal Danke sagt.

Es ist 17 Uhr und ich frage Sam, ob ich sie etwas herumführen soll, nachdem ich ihr die Dienst- und Trainingspläne ausgehändigt habe. "Das wäre sehr nett. Ich habe mich schon ein bißchen umgesehen und hier herrscht eine erstaunliche Disziplin. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit." ich lächele sie erfreut an. "Du lässt dich nicht so leicht unterkriegen, oder?" Ich sehe, wie sich ein Schatten über ihr Gesicht legt, während sie sich wohl an etwas erinnert und als sie wieder lächelt erreicht es diesmal nicht ihre Augen. "Aufgeben ist keine Alternative."

Ich runzle meine Stirn während ich sie besorgt ansehe. Ihr Tonfall und auch ihre Haltung, die sich bei diesen Worten strafft, machen deutlich, dass sie diesbezüglich bereits einige Erfahrungen gesammelt hat. Doch sie ahnt wohl wo bei mir der Schuh drückt, wenn ich sowas höre, denn sie ergänzt sofort: "Ein Rückzug im richtigen Moment und sogar sich zu ergeben bedeuten nicht, dass man aufgibt." Ich nicke erleichtert und fahre mit der Hand durch mein Haar. Sie stößt mir ihren Ellebogen in die Seite. "Dennoch bevorzuge ich es, zu siegen." Wir lachen gemeinsam, und machen uns auf den Weg, dabei erkläre ich ihr alles, was sie wissen muss und vielleicht sogar etwas mehr.

Wir gehen in die große Halle genau ins Zentrum wo auch ein riesiger Wegweiser auf einem Podest steht und ich deute dabei zunächst in Richtung Westen, aus der wir heute morgen gekommen sind. "Den Seiteneingang kennst du ja schon. Daneben gibt es noch eine kleine Höhle die unserem Boot als Garage dient, um vor dem Wetter und den Terroristen geschützt zu sein." Erkläre ich und drehe mich dann weiter, deute in verschiedene Richtungen auf die Dinge die sie schon kennt, wie die Mannschaftsquartiere das Haus der Offiziere und die Lager und Einrichtungen der TBL.

Dann gehe ich mit ihr zum südlichen Ausgang, der unsere Verbindung zum eigentlichen Einsatzgebiet ist. "Ein Teil der Insel zwischen uns und den Verbrechern ist zeitweise von Wasser überspült und lässt nur wenige, kurze Zeitfenster für einen Übergang zu Fuß zu." Erkläre ich und bin wieder einmal positiv überrascht, wie interessiert und aufmerksam sie alles aufnimmt. "Von unserer Seite aus gibt es eine ausfahrbare, breite Brücke, die jedoch nur selten genutzt wird und eher für den Notfall gedacht ist." Ich zeige ihr auch noch weitere, sich anschließende, kleinere Höhlen, in denen die Wäscherei, das Lazarett und deren Wohnräume usw. untergebracht sind.

"Selbst hier sind nur Männer angestellt? Gott, verbietet er die Frauen oder vertreibt er sie wirklich alle mit seinem Gebrüll?" Ich höre keinen Vorwurf heraus, nur Neugier und eine leise Note von Humor. Deshalb blinzle ich sie überrascht von der Seite kann. Als sie meinen Blick mit fragend hochgezogenen Augenbrauen erwiedert, lache ich auf und beeile mich dann, ihre Frage zu beantworten. "Nunja, der Kommandant macht keinen Unterschied im Umgang mit anderen, egal ob sie ihm direkt oder nur indirekt unterstellt sind. Zivilisten, besonders weibliche, haben damit ein noch größeres Problem als jeder andere. Sie empfinden ihn, nun ja, unhöflich." Meine vorsichtige Wortwahl lässt sie amüsiert auflachen und in ihren Augen funkelt der Schalk, aber sie verkneift sich eine Erwiderung. Ich mag sie.

Später führe ich sie auch die Treppe hinauf zu einem Durchgang auf den Berg und zu einem See. An ihm befindet sich eine Station mit Pumpen, die das Wasser über ein Aufbereitungssystem nach unten leiten und die Leitungen speisen die auch hier kein Trinkwasser enthalten. "Ist es hier sicher?" Ich zucke die Schultern. "Die Pumpen werden bewacht und vom Wachturm aus kann man weit voraus ins Feindesland aber auch zurück über den See gucken. Leider kommt es immer mal wieder vor, dass ein Einzelner die Steilwand unbemerkt hier rauf klettert und einen unserer Soldaten attackiert oder eine Falle platziert."

Wir tauschen uns über Möglichkeiten und Gefahren aus und ich bringe sie auch zum Wachturm. "Für die erste Zeit bist du hier zur Wache eingeteilt." Sie nickt und wieder höre ich keinerlei Beschwerde. Das haben wir auch schon anders erlebt, zum Beispiel von F3. Auf meine neugierige Frage hin lächelt sie nur. "1. Ich bin perfekt für diese Position geeignet. 2. Ich wäre enttäuscht, wenn der Kommandant mich auf einen Einsatz schicken würde ohne mich vorher zu prüfen. Und 3. Ich habe nicht erwartet, dass ich es mir bis dahin einfach gemütlich machen kann." Ich bin wirklich beeindruckt und zeige ihr das auch. "Soviel Verständnis für unsere Entscheidung, danke." Sie zwinkert mir ein 'gern geschehen' zu.

Auf dem Weg zurück zeige ich ihr auch noch die Quelle mit Teich, die innerhalb des Berges liegt und dank eines besonders guten Wasseraufbereiters unsere Trinkwasserversorgung garantiert. "Die Wasseraufbereitung und das Sparen von Wasser hat auch hier oberste Priorität, ebenso wie die Wartung dieser Anlage." Damit erkläre ich nebenbei die Techniker, die gerade genau damit beschäftigt sind. Sie beäugt die Gruppe kritisch, die von Alex überwacht wird und fragt mich noch nach ein paar technischen Details.

"Die Vorteile dieser Bergfestung wirst du beim nächsten Sturm erkennen," warne ich sie schon mal vor. Wer dann nicht im Berg ist, hat ein Problem, aber das kann man nicht beschreiben, das muss sie selbst erleben. Schließlich gehen wir zusammen in die Kantine. Es ist Zeit fürs Abendessen und daher ergibt es sich einfach, dass wir auch das zusammen einnehmen. "Wenn du morgen die Wege noch nicht findest, dann frag einfach. Es wirkt alles ganz einfach aber wer neu hier ist verläuft sich schnell mal." Sie schmunzelt mich an und ich merke, wie mein Blick etwas zulange auf ihren Lippen ruht.

Schnell reiße ich ihn hoch und mich zusammen, während ich diesem schalkhaften, silbernen Glitzern in ihren grauen Augen begegne. "Ich denke das war eine ziemlich ausführliche Begehung und wenn es nicht noch versteckte Geheimkammern gibt, dann habe ich jedes Gebäude, jeden Übungsplatz und ich glaube auch mindestens jeden zweiten hier stationierten Mann gesehen, ich denke ich komme zurecht." Jetzt bin ich es der vergnügt schmunzelt. Einige Ecken hier sehen sich sehr ähnlich und ich bin mir ziemlich sicher, dass es ihr nicht besser ergehen wird, als den anderen. Schließlich verabschieden wir uns vor der Kantine, weil unsere Betten nunmal an verschiedenen Orten stehen. Verdammt, ich mag sie wirklich sehr.

Die Scharfschützin ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt