18. Leutnant Jakobi (Vorbereitungen)

1K 71 4
                                    

Kaum zu glauben, wie schnell 2 Wochen vergehen. Langsam hat sich die Aufregung um mich gelegt und sogar die Führungsriege beginnt sich an meine Anwesenheit zu gewöhnen. Mark ist mir schon jetzt ein guter Freund geworden und hat zum Glück aufgehört, zu sehr Kavalier sein zu wollen. Stattdessen fördert er mich, in dem er mir die Trainingspartner zur Seite stellt, die mir beim Ausmerzen meiner Schwachstellen helfen können, oder die so kompatibel mit mir sind, dass unsere unterschiedlichen Stärken die Schwächen des anderen ausgleichen. Dabei haben sich für mich auch erste Freundschaften in der Mannschaft angebahnt.

Wenn ich keinen Wachdienst habe, sitzen wir während der Siesta gerne zusammen und tauschen uns über die Fähigkeiten der anderen Kammeraden aus, denn Mark hat mitbekommen, dass ich eine gutes Auge und Erinnerungsvermögen habe. Meine Beobachtungen helfen ihm, die Leute noch besser einzuschätzen. Dabei benenne ich aber bewusst nur die Stärken, denn ich möchte auf keinen Fall zwischen die Stühle geraten, weil sich plötzlich ein Kammerad ungerecht beurteilt fühlt und spitz bekommt, dass das Urteil von mir kommt.

Der Kommandant sagt meist gar nichts und beobachtet mich nur, wartet regelrecht auf meinen nächsten Fehler, den er dann gnadenlos kritisiert. Ich verbuche das aber als Interesse an mir und nicht als Schikane und setze seine Kritik immer sofort um, was er dann mit einem Kopfnicken registriert. Das reicht mir als Bestätigung. Es geht ihm nicht darum einen nieder zu machen, er verlangt aber Perfektion und hält sich nicht mit Höflichkeiten auf. Jedenfalls sehe ich das so. Zwingt mich ja keiner, seine Unhöflichkeiten persönlich zu nehmen.

Mark und auch Alex wirken gerne beschwichtigend auf die Soldaten ein, die von ihm drangsaliert werden; der eine mit aufbauenden Worten, der andere mit einem witzigen Spruch, der die Situation auflockert. Dabei ist mir aufgefallen, dass Winter die Stirn zu Marks Einmischungen runzelt, der dies dann gekonnt ignoriert. Diese Freundschaft muss einiges aushalten, vielleicht hab ich deshalb auch keine Anzeichen für eine tiefergehende Beziehung gesehen. Und ich meine tiefer am Körper. Bei den Spannungen zwischen den beiden ist es sicher ratsam, nicht noch mehr Sprengstoff in Form von Sex oder gar Liebe hinzuzufügen.

Alexander hingegen bringt mit seinen lustigen Sprüchen immer wieder kurz Winters Mundwinkel zum zucken und grinst dann, zufrieden mit sich selbst. Als sich unsere Blicke in einem dieser Momente treffen und ihm klar wird, dass ich ihn erwischt habe, grinst er mich an, piekst dabei seine ausgestreckten Zeigefinger in seine Wangen und zwinkert mir dann zu. Darauf hat er es also abgesehen. Ich schüttele lachend den Kopf.

Bei meinen Stippvisiten an der Quelle und in der Werkstatt konnte ich ihn dabei beobachten, wie er die Arbeiter überprüft und eine der Schrauben sogar nachgezogen hat. Die Arbeiter schienen auf ihn zu hören und seine Worte ernst zu nehmen, Nun, bei dem Kommandant kann er auch nicht komplett unfähig sein und ich habe gehört, dass er dessen Vertrauen genießt. Das macht zumindest Hoffnung.

"Soluna?" Der Kampfriese kommt auf mich zu, als ich mich vom Abendessen in der Kantine zurück zur Unterkunft begebe und ich lächle ihn freundlich an, was auch ihn zum strahlen bringt. Im Feld soll er eine echte Kampfmaschine sein, aber als Mitbewohner der gleichen Baracke ist er ein echter Teddybär. "Was meinst du?" Frage ich verwirrt, weil ich die Sprache nicht verstehe, die er zu nutzen scheint. Er grinst. "Dass das ein passender Name für dich ist."

Ich bin überrascht und zeige ihm das auch, weshalb er nervös erklärt: "Du hast ein Lächeln wie die Sonne und Augen wie der Mond, deshalb nenne ich dich ab sofort Sol-Luna." Erklärt er mir bestimmt und ich jubelte innerlich. Mein erster Spitzname, die Integration beginnt und ich denke mit dem Namen habe ich Glück. "Alles klar, Titus, ich werde versuchen, mir das zu merken und entsprechend darauf zu reagieren." Ich zwinkerte ihm zu und er wird ganz rot vor Freude. Gott wie süß. Dann druckst er etwas rum, sieht sich um, zieht mich verschwörerisch in eine Ecke und flüstert: "Morgen geht's los." Ich hab gesehen, dass er vorhin in der Nähe der Führungsoffiziere gestanden hat und nicke. "Danke für die Warnung, dann bereiten wir uns mal darauf vor, was?" Er nickt ernst und wir gehen gemeinsam schlafen, also natürlich jeder in sein eigenes Bett.

Die Scharfschützin ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt