67. Samantha (Segen)

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Nachdem Sebastian mir gestanden hat, dass er sich nicht verlieben darf, ist das Gespräch etwas ins stocken geraten und ich habe mich deshalb zurück gezogen, was er dankbar zugelassen hat. Da steckt noch etwas mehr dahinter, das ist mir natürlich klar, und meine weiblichen Mutterinstinkte verlangen von mir, dass ich dem auf den Grund gehe. Doch zum Glück sind die nicht all zu sehr ausgeprägt denn  in erster Linie bin ich ein Soldat und er mein Kommandant und nicht mein Sohn. Deshalb begebe ich mich erst einmal in meine Unterkunft, gehe duschen und mich umziehen, bevor ich mich auf den Weg zu Alex mache, von dem ich bereits sehnsüchtig erwartet werde. 

Als ich in sein Büro komme reicht ein Wink mit seiner Hand aus, um die anwesenden Techniker hinaus zu scheuchen, die breit grinsende Blicke miteinander austauschen und mir wissend zuzwinkern, als sie an mir vorbei das Wohnbüro ihres Vorgesetzten verlassen. Ich schließe die Tür hinter mir und drehe den Schlüssel um. Als ich mich umdrehe, finde ich Alex bereits auf den Knien wieder, den Blick fest auf mich gerichtet.

"Engelchen" seufze ich zufrieden und gehe auf ihn zu. Ich lege meine Hände auf seine Schultern und schaue eine Weile auf ihn hinab um ihm die Führung zu bieten, nach der er gerade bei mir sucht. "Göttin, ich war ein guter Engel." Ich nicke, denn ich glaube ihm das sofort. Mir wird auf einmal bewusst, dass Alex der Erste meiner Subs ist, der in seinem Beruf eine Führungsrolle einnimmt und in seinem Leben auch sonst selbstbewusst (und mit viel Humor) seinen Mann steht. Nur in unseren Spielen unterwirft er sich, dann aber so vollkommen, wie keiner meiner Spielzeuge zuvor. Gott, ich fange wirklich an mich in ihn zu verlieben. "Vielleicht bist du ein bisschen wie ich, hmm? Du hast verschiedene Interessen und ich allein reiche dir nicht, aber Mark und Sebastian ..." Ich denke eher laut als dass ich ihn wirklich frage, doch natürlich reagiert er seiner Rolle entsprechend. "Du bist alles was ich brauche, meine Göttin."

Ich zucke zusammen und alles in mir wehrt sich gegen diese Aussage, weil ich weiß, dass sie nicht wahr ist, nicht stimmen kann, obwohl ich mir zum ersten Mal in meinem Leben wünsche, dass es genau so ist. "Nein, das ist nicht wahr, Engelchen. Ich verlange zu viel von dir und habe zu wenig zu geben." Er lässt seine Locken fliegen, ist nicht bereit, mir in dieser Sache recht zu geben und verstößt damit gegen meine Regel, mich das Denken für ihn übernehmen zu lassen. Doch diesen Fehler wird er zu einem anderen Zeitpunkt wieder gut machen müssen, denn im Moment ist dieses Gespräch zu wichtig.

"Unsere gemeinsame Nacht in der Suite war so unglaublich wie auch der Tag danach und bei unserem Videokom hast du mir auch genau das gegeben, was ich brauchte." Erklärt er mir voller Überzeugung doch mein Blick verdüstert sich bei der Erinnerung daran, was ich, wenn auch aus der Not heraus, getan habe. 'Noch so ein Fehler von dir', meldet sich mein Gewissen zurück und droht mir mit der Schwärze einer neuen Depression, doch dann berühren die Hände meines Engels meine flehendlich und ich ergreife sie und ziehe ihn hoch und in meinen Arm. Sobald er sich an mich schmiegt, verschwindet jede Düsternis und ich finde meine Selbstbeherrschung wieder. 

"Ich habe ein Verbrechen an dir mit einem neuen überschrieben, Alex. Und auch wenn es dir damit besser geht so ist es doch falsch." Er klammert sich jetzt noch fester an mich und ich spüre wie sich sein Körper versteift. Er sperrt sich noch immer dagegen sich seiner Hexe zu stellen und ich habe nicht vor, in dieser Sache noch mehr Zwang auf ihn auszuüben. Statt dessen drücke ich ihm einen Kuss auf die Stirn um ihm zu zeigen, dass alles gut wird, bevor ich mich von ihm löse und zu seinem Schreibtisch gehe um mich dagegen zu lehnen, wie ich es zuvor schon beim Kommandanten getan habe. Allerdings lasse ich seine Hände nicht los, um die Nähe zu ihm nicht komplett zu beenden und auch, um ihn vorerst daran zu hindern, sich wieder hin zu knien. 

"Erzähl mir von deiner Session mit Sebastian und Markus!" Fordere ich und seine Augen beginnen zu strahlen während er mir alles erzählt, an das er sich erinnern kann. Es versetzt mir einen kleinen Stich weil ich weiß, dass ich ihm das, was er dort bekommen hat, nicht selbst geben kann. "Du liebst es, richtig geschlagen zu werden und du brauchst es auch. Ich werde dir das nicht in der Weise geben können, das ist dir klar oder?" Warum zur Hölle erkläre ich ihm das jetzt? Ich hätte mit ihm spielen können bis er selbst merkt dass das, was ich ihm geben kann, zuwenig ist. Wenn er sich danach zurück ziehen würde hätte ich genau das erreicht, was ich will, was ich immer will. Alles wäre perfekt, oder nicht? Doch zum ersten Mal fühlt sich das alles andere als perfekt an. Zum aller ersten mal spüre ich, dass Perfekt etwas anderes ist, etwas dauerhaftes, etwas bleibendes, etwas nachhaltiges.

Die Scharfschützin ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt