38. Mark (zu dritt)

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Die Nacht habe ich zwar gut geschlafen aber mein Traum war ziemlich verwirrend. Seb lief Händchen haltend mit mir durch die große Halle und war nicht bereit meine Hand los zulassen als Sam auf mich zukam um mich zu umarmen. Sie ließ sich weder davon noch von seinen bösen Blicken abhalten und umarmte und küsste mich. Ein Keuchen lässt mich zurück sehen, doch jetzt habe ich Alex an der Hand der mich an sich zieht und küsst. Ein leises Lachen von Sam  und plötzlich hält sie Alex im Arm und mein bester Freund ist wieder da und küsst mich. Gott ich war irgendwie froh, als mein PEA ansprang und mich weckte.

Der Vormittag verging schnell mit Planungen, Berichte lesen und Videokonferenzen. Der Oberst war erleichtert zu hören, dass Sam es geschafft hat, aber auch sehr überrascht. "Sie haben aber nicht gemeinsam Hauptmann Winter erledigt und das Kommando übernommen, oder?" Ich lache und wage es, humorvoll zu erwidern. "Eigentlich hat er vor 24 Stunden freiwillig das Kommando abgegeben und ist verschwunden." Der Oberst kennt mich nicht so frech und würde Sebastian sowas scheinbar zutrauen, doch als ich zu Lachen beginne, erkennt er meinen Scherz und droht mir mit dem Finger. "Mark Fischer, was ist denn da bei Ihnen los? Sie so frech, Winter macht einen Tag frei und Alexander hat seit gestern Nachmittag seine Stellvertreter ans Ruder gelassen?" Natürlich ist er wieder einmal bestens informiert, soviel dazu dass er auf meinen Witz reingefallen ist. Schnell werde ich wieder professionell.

Kurz vor Mittag besorge ich ein paar Zutaten und begebe mich dann wieder zur Suite. Als ich anklopfe öffnet mir Alex die Tür. "Hey Mark, komm rein. Wir sind schon gespannt, was du für uns zaubern willst." Mir fällt auf wie entspannt er aussieht. "Alles okay mit dir?" Ihn so ruhig und in sich gekehrt zu sehen bin ich nicht gewohnt und er reagiert auch irgendwie gedämpft, während er mich zur Küchenzeile im kleinen Zimmer führt. Ich schaue mich neugierig um, kann aber nichts mehr von einem 'Projekt' erkennen. Ihren Laptop sehe ich geschlossen auf dem Schreibtisch neben einem ebenfalls verschlossenen Karton stehen, ansonsten gibt es nichts ungewöhnliches. 

Außer dass der Sergeant ziemlich nah bei mir steht, als ob er meine Nähe sucht. Ich folge meiner Intuition und nehme ihn seitlich in den Arm. "Wo ist Sam?" - "Im Bad. Sie kommt gleich dazu. Kann ich dir irgendwie helfen? Ich kann zwar nicht kochen, aber gut schnibbeln." Dabei lässt er sich regelrecht in meine Umarmung fallen als ob er die Zuneigung gerade gut gebrauchen könnte und ich drücke ihn etwas fester an mich. Allerdings ist er weder traurig noch besorgt oder ängstlich und normalerweise lässt er meine kleinen Zärtlichkeiten nur in solchen Momenten zu. 

"Alex, jetzt ehrlich, bist du okay?" Er lächelt, aber es hat nichts Freches an sich, so wie ich es von ihm kenne und liebe. Es ist irgendwie - keine Ahnung - selig? Ich kann es einfach nicht greifen weil ich mich nicht erinnern kann, ihn schon mal so erlebt zu haben. "Es ging mir nie besser, Mark. Und wie geht es dir? Wie war dein Picknick?" Ich sollte nicht überrascht sein, dass er davon weiß. "Eigentlich wirklich schön. Sam ist schon eine ganz besondere Frau." Als ich sehe, wie sein Blick verträumt zu dem Karton wandert wird mir klar, was ich da gerade tue. "Sag mal, Alex, stört es dich nicht, wenn sie sich auch mit mir trifft?" 

In dem Moment scheint auch ihm aufgegangen zu sein, was hier gerade ganz und gar nicht stimmt und er reißt erschrocken seine Augen auf. "N...Nein?" Sein zögerliches Stottern wirkt nicht so, als ob er sich selbst dessen unsicher ist. Vermutlich weiß er nur einfach nicht, wie ich ich dazu stehe und das weiß ich ehrlich gesagt selbst nicht so genau. Er legt seine Arme um meine Körpermitte als ob er Angst hat, dass ich ihn abweise, obwohl er doch wissen sollte, dass es eher andersherum ist. "Und Du? Stört es dich, dass sie mit mir spielt?" Die Wortwahl lässt mich um so mehr stutzen. Ich merke wie all diese Eindrücke mich gerade überfordern, deshalb wende ich mich den mitgebrachten Lebensmitteln zu, und löse mich dadurch aus seiner Umarmung. Während ich auspacke und alles auf der Theke verteile rede ich locker weiter um meine eigene Unsicherheit zu überspielen. "Ich dachte ich mache eine Hähnchenpfanne. Willst du das Gemüse schnibbeln während ich mich um das Fleisch und die Kartoffeln kümmere?" 

Die Scharfschützin ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt