Man möchte meinen, dass man in Quarantäne irgendwie mehr von den Dingen gebacken kriegt, die man machen möchte... Tja, offensichtlich kein bisschen ^^" Hier trotzdem der klägliche Versuch eines Kapitels.
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Die ganze Zeit über hatte ich ihre Blicke gespürt - besorgt, verängstigt, unruhig und anklagend. Ja, darin war stetig eine gewisse Anklage gewesen, ein Vorwurf, eine Abscheu vor dem, was ich war, und sie klebten auf mir wie Blut an meinen Händen. Nur konnte man sie nicht einfach abwaschen.
Wie seltsam, dass ich all das erst jetzt begriff, dass ich es nicht früher gemerkt hatte. Eleonore fürchtete und verachtete mich in ihrem Inneren, auch wenn sie es hinter einem Lächeln versteckte. Wie lange schon? Vielleicht seit Wochen? Seit Monaten? Schon immer? Wie dumm hatte ich bloß sein können, anzunehmen, es wäre anders. Sie versteckte ihre Gefühle aus Angst und Abscheu, um dann gegen mich zu arbeiten. War es auch mit Milena gewesen? Hatten alleine Furcht und Hass gegen mich, der ihren Bruder suchte, ihr Handeln bewegt - ging es ihr nur darum ihn zu retten, sich selbst. Wie viel Überwindung hatte sie all das gekostet? Wie viel Eleonore?
Wie hatte ich nur so blind sein können?Unfassbarer Zorn hatte sich meiner bemächtigt und ich spürte wie sich mit seiner zerstörerischen Macht gegen alles und jeden zu richten drohte. Wie schon damals als Lilly gestorben war. Dieser Hass war blind, völlig, und nichts hatte ihn bisher zerschlagen können als er selbst, wenn er an sich irgendwann verbrannte.
Diesmal war es anders. Für einen kurzen Moment wurde er zerrissen, löste sich so einfach auf wie Rauch.
"Ich fürchte, ich hatte mich sogar ein wenig in dich verliebt..."
Die Worte trafen mich wie ein Schlag ins Gesicht, härter als der tatsächliche, dessen Schmerz ich nicht spürte, nur das Überraschen darüber, dass er ausgeführt worden war.Perplex konnte ich nur noch zusehen, wie Eleonore verschwand. Taubheit fraß sich durch meinen Körper. Sie hatte mich geliebt? Irgendwie wollte ich die Worte nicht verstehen.
Tief ausatmend ließ ich mich auf einem Stuhl nieder. Vermutlich hätte ich ihr jetzt folgen und sie beruhigen sollen, doch welchen Sinn hätte es gehabt? Was hätte ich ihr sagen können? Was sie wollte, konnte ich ihr nicht geben. Reue war ein Gefühl, zu dem ich nie fähig gewesen war.Heiße Tränen flossen meine Wangen hinab. Was hatte ich da bloß angerichtet? Andererseits war er es gewesen, der damit begonnen, und damit die alten Wunden wieder aufgerissen hatte. Ich hatte versucht all das zu vergessen: Immerhin hatte Amon sich für die Gegenseite entschieden, gegen Hitler gehandelt und nun war er hier, wo er meine Hilfe brauchte. Mich wegen dem, was war, querzustellen, wäre dumm gewesen und hätte doch nur für Schwierigkeiten gesorgt, also hatte ich mich damit abgefunden und versucht meinen Frieden damit zu finden. Ändern konnte ich es nicht mehr.
Allerdings hatte ich mich wieder einmal in ihm getäuscht. Selbst jetzt, als ich nichts erwartet hatte, war es ihm gelungen, mich zu verletzen. Sein Attentat hatte er aus vielerlei Gründen begangen, aber die Menschen in den Lagern, ganz einfach Reue waren wohl keiner davon. Natürlich, er bereute nichts. Es wäre auch zu schön gewesen, zu lächerlich perfekt, wenn er plötzlich all seine früheren Taten verurteilt und deshalb für das richtige gekämpft hätte. So etwas mochte in Filmen geschehen, nicht aber in der Realität.Ich hasste mich selbst dafür, jetzt zu weinen. Es war doch albern und meine Tränen nicht wert. Er war es nicht. Während ich mir wegen ihm die Augen ausheulte, kümmerte es ihn vermutlich nicht einmal. Zumindest nicht so. Amon hatte nie auf diese Art für mich empfunden. Amon hatte und würde nie, wegen mir auch nur innerlich eine Träne vergießen.
Wütend wischte ich meine mit dem Handrücken aus dem Gesicht, zog die Beine noch enger an meinen Körper und starrte an die Wand. Keine Ahnung wie lange, doch als mich ein sachtes Pochen an der Tür aus den Gedanken riss, schien es mir wie eine Ewigkeit.
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Plötzlich in neuen Farben?
Ficción histórica-Das Spiel mit der Zeit ist gefährlich. Und es bleibt niemals ohne Folgen...- Eleonore denkt, die Vergangenheit endlich hinter sich gelassen zu haben, doch da könnte sie sich nicht mehr täuschen. In einer nur zu vertrauten Gestalt steht sie ihr plöt...