14. Nach Hause?

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Halloooooooo, an alle die noch wach sind;)
Ich hoffe es geht euch trotz der aktuellen Situation gut. Ich für meinen Teil langweile mich ziemlich, da ich leider immer noch in Quarantäne sitze. Aber da meine Uni die Prüfungen trotzdem durchzieht, habe ich genügend zu tun...eigentlich.
Ich hatte auch eigentlich vor mehr zu schreiben (da ich jetzt die Zeit ja offensichtlich habe), aber ich habe mir mit diesem Kaptel abartig schwer getan. Und offen gesagt bin ich damit immer noch nicht ganz zufrieden.
Jetzt aber genug palabert, viel Spaß beim lesen :)

Kapitel 14 - Nach Hause?

Lillys Sicht

Ich erwachte noch bevor die Sonne aufging. Mein Kopf dröhnte, als würden kleine Männchen hinter meinen Schläfen sitzen und Vorschlaghämmer gegen die Innenwand meines Schädels donnern.
„Au", stöhnte ich und kniff die Augen zusammen. Mir brannte die Kehle und schrie nach Wasser...wie ich den gestrigen Abend bereute. Ich war nur froh, dass die Übelkeit ausblieb und mein Magen nicht rebellierte, was aber wahrscheinlich an der Tatsache lag, dass ich mich gestern Abend schon reichlich übergeben hatte. Seufzend rieb ich mir müde über die Augen, so konnte es nicht weitergehen. Ich ertrug mich selbst nicht mehr, vielleicht sollte ich mir langsam eingestehen, dass ich Hilfe brauchte. Immerhin war es sicherlich keine Lösung sich zu betrinken. Ich schüttelte den Kopf, bereute diese Geste aber sofort uns stöhnte gequält auf. Für ein Aspirin würde ich jetzt töten.
Ich warf einen Blick auf Thorin, es kam selten vor, dass ich vor ihm aufwachte. Er schlief und ohne diesen besorgten, ernsten Blick, den er für gewöhnlich wie eingebrannt auf seinem Gesicht trug, sah er um einiges entspannter aus. Ich schluckte, vielleicht war es wirklich an der Zeit mit ihm zu reden, doch bevor ich mich dazu durchringen konnte ihn aufzuwecken, schwang ich meine Füße über die Bettkante. Ablenkung konnte jetzt nicht schaden.

***

Ich hob die Hand und klopfte an die Tür. Mia öffnete und ihr Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.
„Wirklich, ich weiß nicht ob ich dich auslachen oder bemitleiden soll...du siehst einfach nur beschissen aus"
Klare Worte, vielen Dank auch. „So fühl ich mich auch", murmelte ich ihren leicht stichelnden Unterton ignorierend und versuchte das Dröhnen, das ihre Stimme in meinem Kopf auslöste, zu ignorieren.
„Na dann komm mal rein" Sie trat einen Schritt beiseite und ließ mich eintreten.
Sam kam gerade ebenfalls aus einer Tür, die vermutlich zum Badezimmer führte, und rieb sich mit einem nassen Tuch übers Gesicht. „Guten Morgen", sagte er gut gelaunt.
„Du bist schon wach?", fragte ich mit einem schwachen Lächeln.
„Wenn du dir mit Mia ein Zimmer teilst, dann hast du nicht wirklich eine Wahl" Er verzog das Gesicht. „Du siehst nicht wirklich fit aus", teilte er mir dann mit und grinste. „Warum hast du nicht Bescheid gesagt? Dann hätte ich mitgetrunken" Mia zog eine Augenbraue nach oben und er fügte hastig hinzu. „Aber natürlich nur in Maßen"
„Natürlich", murmelte ich und musste trotz allem leicht schmunzeln. „Wenn ich gewusst hätte, dass ihr wieder da seid, dann hätte ich mich gemeldet" Ich konnte den Vorwurf, der sich in diesen Worten verbarg, nicht ganz verbergen.
Mia musterte mich eingehend. „Wir wollten etwas mit dir besprechen", sie warf Sam einen schnellen Blick zu. „Aber vielleicht warten wird damit lieber noch ein bisschen"
„Warum, was ist denn los?" Im Grunde wollte ich es eigentlich gar nicht wissen, denn ein solch ernster Blick bedeutete meist nur noch mehr Schwierigkeiten...vor allem wenn Sam so dreinschaute.
„Lilly, ich weiß wirklich nicht ob es klug wäre jetzt...vielleicht sollten wir erst einmal darüber sprechen, warum du dich gestern Abend so abgeschossen hast"
„Ich hab mich gestern nicht-", fing ich an und brach gleich wieder ab. Das Dröhnen in meinem Kopf nahm wieder zu. Ich kniff die Augen zusammen und ließ mich auf Mias Bett sinken. „Ich habe mich gestern nicht abgeschossen", sagte ich noch einmal und dieses Mal leiser.
„Ach? Und wie nennst du das dann?" Mia verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich dachte, wir wären über das Stadium hinaus, dass wir uns Sorgen um dich machen müssten"
Ich zuckte trotzig die Achseln. „Dann lasst es einfach bleiben"
„Aber jetzt hör mal", nun war es Mia, die laut wurde. Wie auf Kommando meldete sich mein Kopf. „Du kannst doch nicht einfach so etwas sagen, du-"
„Mia bitte", unterbrach ich sie. „Bitte hör auf so zu schreien"
„Ich schreie nicht", brüllte sie nun erst recht.
„Mia", mischte sich nun Sam ein und sah sie mahnend an, doch diese ignorierte ihn.
„Nein, sie soll jetzt endlich ausspuken was wieder nicht stimmt", fauchte sie. „Ich dachte es sei besser, aber jetzt rennt sie wieder mit einer Miene rum, als sei jemand gestorben", sie holte tief Luft und sah mich an. „Was zur Hölle ist nun wieder bei dir los? Ich habe dein Selbstmitleid satt"
„Mia! Jetzt reicht es!", Sam hatte nun ebenfalls die Stimme erhoben. „Siehst du nicht, dass das nichts bringt?", fragte er sie eindringlich, doch diese verschränkte bockig die Arme vor der Brust.
„Lass gut sein, Sam. Sie hat ja nicht unrecht" Verbittert biss ich mir auf die Lippe und erwiderte Mias leicht feindseligen Blick. Ich fühlte mich in die Ecke gedrängt und eingekesselt, während ich spürte, wie sich meine Atmung verschnellerte. „Aber ich habe das Recht mich so aufzuführen", meine Stimme zitterte...ich wollte weder über den gestrigen Vorfall sprechen noch über irgendetwas anderes, doch etwas in mir drängte das alles nach draußen. Es war wie ein innerer Kampf. Während sich die eine Hälfte sträubte, kämpfte die andere nur umso verbitterter.
„Ich hatte gestern zwei Optionen. Mich verschlagen, oder vergewaltigen zu lassen und auch wenn es Gott sei Dank zu keinem von beiden gekommen ist, so ist das noch lange keine Entschuldigung", platzte es schließlich aus mir heraus. Ich schluchzte auf und sah mit verschwommenem Blick zu, wie sich Mias Gesichtsausdruck von wütend zu schockiert wandelte. Ich presste meine bebenden Lippen zusammen und sah sie nicht mehr an. Sie konnte es nicht wissen, aber ich wollte ihr Mitleid nicht sehen.
„Lilly ich...", sie brach ab. „Es tut mir leid", murmelte sie.
Ich schluckte und nickte, doch als sie kam und mich umarmen wollte schüttelte ich den Kopf. „Ist schon gut, es ist ja nichts passiert" Und das war gelogen, es war rein gar nichts gut.
Ich wollte aus irgendeinem Grund nicht, dass sie mich berührte und ich wollte auch nicht auf die Art angesehen werde, wie dies beide gerade taten. Als wäre ich ein Opfer...auch wenn es so wäre, so wollte ich dies nicht wahrhaben.
Mia öffnete den Mund und sah zu Sam, ehe sie sich vorsichtig neben mich setzte. „Was ist passiert?"
Ich seufzte und raufte mir die Haare. „Ich will eigentlich gerade nicht darüber sprechen", erklärte ich. Was brachte es denn, wenn ich mich ihnen anvertraute? Mia hatte mir deutlich zu verstehen gegeben, dass sie von mir genervt war...sie konnten ja doch nichts tun.
„Deswegen hast du getrunken?" Sams Frage klang eher wie eine Aussage und ich nickte schwach.
„Nicht nur...aber so ziemlich"
„Na gut", sagte Mia zögernd. Ich spürte, wie in ihr die Fragen brannten. „Aber mit Thorin hast du schon gesprchen, oder?"
Ich starrte sie an. „Natürlich", sagte ich so überzeugend es ging.
Sie schien erleichtert. Ob es daran lag, dass sie sich um mich sorgte, oder an der Tatsache, dass sie jetzt nicht diejenige war die sich um mich kümmern musste, ich wusste es nicht. Doch es schien, als würde ich in letzter Zeit immer weniger wissen. Alles wich einer eintönigen grauen Masse, die mir schwer auf der Brust lag und mir seit Tagen das Atmen erschwerte.
„Was, wolltet ihr jetzt mit mir bereden?", durchbrach ich schließlich die drückende Stille.
„Vielleicht später", sagte Mia schnell.
„Herrgott, jetzt sagt es einfach"
„Es gibt eventuell einen Weg zurück in unsere Welt" Sam lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
Perplex starrte ich ihn an. „W...was?"
„Ich habe mit Gandalf gesprochen, es besteht eine realistische Chance mit dem Medium, mit dem wir hergekommen sind, auch wieder zurückzureisen", fuhr er fort.
„Aber...?", meine Frage blieb in der Luft hängen. Seit Thorin aus dem Koma erwachte hatte ich mich nicht mehr so frei gefühlt.
„Wir werden gehen", sagte Mia ruhig. „Es gibt nur einen Versuch und wenn du-"
„Ja", ich hatte geantwortet, ohne darüber nachzudenken. Einfach aus Instinkt.
„Du willst mit?", fragte Sam verwundert. „Aber wenn du mitkommst, dann musst du Thorin zurücklassen...das ist dir schon bewusst?"
Traurig sah ich ihn an. „Ich weiß", ich schluckte schwer und in meiner Brust riss etwas. Doch so schmerzhaft es war, so befreiend fühlte es sich gleichzeitig an. „Ich will mir einfach keine Sorgen mehr machen müssen", flüsterte ich schon fast. „Und ich will keine Angst mehr haben"
Ich würde etwas verlieren, egal wie ich mich entschied. Doch ich hatte so viele seelische Wunden, was machte da ein gebrochenes Herz noch aus?
Sam runzelte die Stirn. „Du hast ja noch Zeit dir Gedanken darüber zu machen"
Ich nickte, obgleich ich meine Entscheidung gefällt hatte.
Mia stand auf. „Ich gehe zu Sarah", sagte sie. „Irgendjemand sollte es ihr auch mitteilen...obwohl ich nicht denke, dass es irgendetwas bringt" Sie seufzte. „Immerhin können wir sie daheim in psychiatrische und medizinische Behandlung geben"
„Mach dir nicht allzu viele Sorgen", sagte Sam und lächelte sie aufmunternd an. „Das wird schon alles werden"
Mias Mundwinkel zuckte leicht und sie berührte sanft seinen Arm, bevor sie das Zimmer verließ.

Eine Reise Durch MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt