Kapitel 4

475 26 2
                                    

Albus legte seine Hand in Gellerts. Er fühlte die angenehme Kühle, die weiche Haut seiner Hand. Er umschloss sie mit seinen Fingern und stand auf.
„Ich will dir folgen, Gellert!", sagte er rau.

Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und gemeinsam, der Wein und die Gläser hinter ihnen her schwebend, verließen sie den riesigen Salon und zogen sich in das privatere Wohnzimmer zurück. Es war kleiner als der Salon. Ein schwarzes Sofa und ein dunkler Holztisch standen in der Mitte des Raumes, der mit einem beigen Teppich ausgelegt war. Albus setzte sich auf die Couch und sank etwas in das weiche Polster ein.
Gellert setzte sich neben ihn, in gesundem Abstand.
Albus war dankbar dafür. So sehr er Gellert auch liebte, sie mussten erst genug Vertrauen aufbauen bevor Albus ihn je wieder so dicht an sich heranließ wie er es einst getan hatte.

Gellert nahm sein Weinglas und schwenkte kurz den Inhalt in Kreisen, dann nahm er einen Schluck von dem süßen Rot und das Glas schwebte zurück auf den Tisch.
„Albus. Warum bist du gekommen?"
Gellerts Stimme hatte einen ernsten Klang angenommen.
„Es geschah gestern. Ich..war in der Großen Halle in Hogwarts als ich plötzlich eine Welle dunkler Magie spürte."
Gellerts Blick verfinsterte sich.
„Ich habe es mir also nicht eingebildet!", sagte er düster.
„Dann hast du es auch gespürt?", vergewisserte Albus sich.
„Ja. Es war wie eine schwarze Woge, die über mir zusammengebrochen ist."
Albus nickte. So hatte auch er es empfunden.
„Wenn wir es in Österreich und Schottland gespürt haben, haben es vielleicht auch andere auf der ganzen Welt verspürt!"
„Davon gehe ich aus.", bestätigte Gellert und zog einen Umschlag aus seiner Weste, „Sonst hätte Europa und Amerika nicht zu einem gemeinsamen Empfang geladen!"
Albus ließ ein leises Kichern ertönen bevor er amüsiert zu Gellert sah.
„Ich denke, es wäre eine gute Idee Queenie mitzunehmen. Diplomatie war noch nie deine Stärke!"
„Oh, keine Sorge, mein lieber Albus. Ich brauche Queenie nicht dafür. DU wirst mich begleiten!"
Albus zog eine Augenbraue hoch.
„Werde ich das?"
„Ja.", bestimmte Gellert, „Du würdest doch nicht diesen hart erkämpften Frieden auf's Spiel setzen, oder doch?"
Albus biss die Zähne zusammen. Er hätte wissen müssen, dass Gellert ihn so um den Finger wickeln konnte!
„Gut. Ich werde dich begleiten.", sagte er, „Unter einer Bedingung!"
Gellert lehnte sich nach vorne und stützte die Ellenbogen auf seinen Knien ab.
„Welche Bedingung?"
„Sollte es zu einem Krieg kommen, wirst du an unserer Seite kämpfen!"
Gellert überlegte kurz.
„Gut."
Gellert ließ ihre Gläser auf sie zu schweben. Leise stießen sie zusammen und gaben dabei ein leises Klirren von sich.
In kleinen Schlücken tranken sie ihre Gläser im Laufe der Zeit aus.
Am späten Abend stand Albus schließlich auf und streckte seine Glieder.
„Ich sollte zu Bett gehen!"
Gellert stand ebenfalls auf und pflückte das leere Glas aus Albus Hand.
„Natürlich."
Die Gläser verschwanden im Nichts und gemeinsam gingen sie zurück in den Westflügel.
„Ich wünsche eine geruhsame Nacht!", sagte Gellert zum Abschied und gab Albus einen kleinen Handkuss bevor er sich umdrehte und mit federnden Schritten in sein eigenes Zimmer ging.

Eine Weile noch saß Albus auf seinem Bett. Gellerts Gesten verwirrten ihn. Da war nichts von dem dominanten, besitzerischen Gellert Grindelwald. Oder versteckte er diese Seiten nur? Wollte er ihn von sich überzeugen? Albus Herz klopfte schneller. Es wäre zu schön, sollte das stimmen.
Er zog sich aus und legte sich in das weiche Bett. Müde fielen ihm die Augen zu und Albus Dumbledore driftete erstmals seit Jahren in einen ruhigen Schlaf in Nurmengard Castle.

Gellert konnte es nicht fassen. Er hatte Albus sein Wort gegeben, an der Seite der Amerikaner und Europäer in einem möglichen kommenden Krieg zu kämpfen! Wie konnte er sich nur darauf einlassen? Und das nur wegen eines lausigen Empfangs?
Doch Gellert wusste, dass es nicht an dem Event lag.
Es lag an Albus. Er wusste, solche Empfänge würden sehr lange dauern und er wollte Albus so lange wie möglich bei sich behalten!
Gellert seufzte, dann fuhr er sich durch die Haare und legte sich schlussendlich schlafen.

Closer Than BrothersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt