"Junia, lauf!"
Er wirft mir das Stück Metall zu und ich fange an zu laufen, durch die Tür, auf die Terasse, um das Haus. Ich höre die Schritte hinter mir, doch ich lasse mich nicht ablenken.
Wohin soll ich.
Ich laufe wieder zur Eingangstür und stürme in Richtung Bad. Die Schritte kommen immer näher.
Ein Schatten kommt immer näher.
Und ich laufe, als ob es um meine Leben geht.
"Hey! Stehenbleiben!" Seine Stimme klingt streng, was ich lustig finde. Ich laufe noch schneller.
Vor Kichern bekomme ich fast keine Luft.
"Dieser Pokal gehört mir!" Er greift nach meinem Arm, doch ich schüttle ihn ab. Jetzt nur noch die Treppen.
Im Wohnzimmer werde wir angefeuert.
Als ich die halbe Treppe rauf gelaufen bin fühle ich etwas an meinem Fuß und kurz danach etwas an meinem Körper. Sofort halte ich den Pokal so weit weg von mir, wie möglich.
Er probiert es rechts von mir, doch er erreicht ihn nicht, danach links. Noch immer muss ich kichern, doch Jess bleibt ernst.
"Du gewinnst dieses Battle sowieso nicht, gib ihn mir einfach."
Er steht nahe, sogar sehr nahe. So nahe, dass ich kurz meinen Fokus verliere.
Er schnell in die Richtung des Pokals, was dazu führt, dass ich mir meine Hand anschlage und der Pokal auf den Boden fällt. Man hört ein lautes Splittern und sieht wie sich alle Teile im ganzen Haus verteilen.
"Jess, was hast du gemacht?"
Anne lauft zu uns und versucht die großen Teile aufzulesen.
Doch ich bin stumm, meine Hand fängt an wie wild zu pochen und ich halte sie weg von meinem Körper, als ob ich sie loswerden möchte. Du tust weh, dich mag ich nicht mehr.
Er sieht mich besorgt an.
"Jess, du hilfst mir sofort das sauber zu machen!"
Wieder sieht er mich an, doch sein Blick verändert sich. Er sieht plötzlich wütend aus.
"Du hättest mit den scheiss Pokal doch auch einfach geben können."
Er rennt nach unten und lässt mich alleine stehen.
Und das meine Damen und Herren passiert, wenn man in Bierpong verliert, es nicht akzeptiert und unbedingt den Gewinner-Pokal haben will.
Und wenn man auch noch ein kompletter Vollidiot ist.
-
Die Nacht wird spät und nachdem wir alle noch ein bisschen am Sofa ausnüchtern, machten sich alle auf den Weg ins Bett. Naja, ich mache mich auf den Weg ins Bett.
Was Calvin und Anne, Susan und Kyle machen, will ich gar nicht wissen. Jess ist schon vor einer Stunde in sein Zimmer gegangen. Seine Laune wurde nach dem ganzen Vorfall nicht mehr gehoben.
Also ziehe ich mich um in Jogginghose und Hoodie, putze meine Zähne, stecke mein Handy ans Ladegerät und begebe mich in das warme, weiche Bett.
Drei Sekunden besucht später weiß ich nicht mehr wo und wer ich bin. Ich weiß nur, dass diese Bettdecke mich umarmt und für mich da ist. Ich weiß, dass ich jetzt endlich abschalten kann. Und schon bin ich weg, ohne nur irgendetwas zu wissen.
-
"Aua, verdammt."
Eines meiner Augen schafft es sich für eine Millisekunde zu öffnen. Es ist dunkel, stockdunkel.
"Anne?"
"Nein."
Jetzt sind beide meine Augen geöffnet, weit geöffnet.
"Was machst du denn hier?"
"Das frage ich mich auch."
Ich schalte die Lampe neben mir ein und sehe ihn in der Ecke stehen.
Schwarze Haare, grüne Augen.
"Wo ist Anne?"
"Mit Calvin im vierten Zimmer."
"Ist irgendetwas passiert?"
Er wirkt verlegen und verwirrt, wie er da steht. Seine Hände spiele mit dem Saum seines T-shirts.
"Nein."
Ich blinzle dreimal, doch er steht noch immer da. Ist das vielleicht ein sehr realer Traum?
Doch ich fühle wie sich ein warmer Körper neben mich setzt und wie er seine Arme auf beide Seiten seines Körpers legt.
"Was machst du dann hier?"
"Das frage ich mich auch, glaube mir."
Ich setze mich auf, versuche den Schlaf aus meine Augen zu reiben und schaue auf die Uhr.
4:57
"Waren Calvin und Anne so laut?"
Er schüttelt den Kopf.
"Susan und Kyle?"
"Nein, aber wir sind hier echt in einen Pärchenurlaub geraten."
"Du sagst es, obwohl ich glaube Anne ist schon ein bisschen genervt vom Calvin."
Wieder stille, er bewegt sich ein bisschen.
"Jess, ich frage dich jetzt noch einmal und wehe du antwortest mit 'das frage ich mich auch'. Was tust du hier?"
"Wie gehts deiner Hand?"
Beide unsere Blicke wandern in meinen Schoß, wo meine Hand gerade mit der Bettdecke spielt.
"Schon besser, Eis hat geholfen."
Er wendet seine Augen kurz auf mich, bevor er aus dem Fenster schaut.
"Weißt du, wann die Sonne aufgeht?"
"Ungefähr um 6:30?"
Er zeigt beim Fenster raus.
"Ich würde gern rauf auf den Hügel und dort den Sonnenaufgang anschauen."
"Gute Idee, klingt nach einem tollen Abenteuer, viel Spaß!"
Er verdreht die Augen und überlegt kurz. Spätestens jetzt bereut er es , dass er hier plötzlich aufgekreuzt ist. Doch, naja, er ist selber Schuld.
"Würdest du lieber in der Bibliothek sitzen und von deinem Lover angestarrt werden?"
"James ist nicht mein Lover und du bist blöd."
Ich krabble unter die warme Decke, die mich vor ihm beschützen hätte sollen und drehe mich weg.
"Und spätestens jetzt kann dieser Albtraum ein Ende haben." Ich versuche ihn auszublenden, doch dieser Warme Körper verschwindet einfach nicht. Geschweige davon, dass mich gerade 100 Dinge beschäftigen.
Wie sehe ich aus? Warum ist er wirklich hier? Wieso bin ich so nervös? Wieso bekomme ich so schwer Luft?
Ich schaue aus dem Fenster, in der Ferne sieht man den Gipfel. Er sieht nicht weit weg aus, vielleicht geht man eine Stunde. Hoch ist er auch nicht, also stehen die Chancen nicht schlecht, dass ich es überlebe.
"Na gut."
"Was?"
"Na gut, ich gehe mit dir auf diesen Hügel. Aber unter einer Bedingung." Die Nervosität in mir steigt.
"Die wäre?"
"Du entscheidest dich endlich ob du ein totaler Vollidiot bist oder dieser komische, ein bisschen nette Jess. Dieses ganze Hin und Her löst irgendwie Migräne aus."
Also stehe ich auf, schicke ihn aus dem Zimmer um einen BH anzuziehen, ziehe Jogginghose und Pullover drüber und mache mich auf den Weg.
Anscheinend auf den Gipfel eines Hügels. Mit Jess.
Alle versteckten Kameras auf uns gezückt und ich warte noch immer darauf, dass ich aufwache.
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Die Neue Teil 2
HumorNeue Stadt, neues Glück. Junia Bennet ist jetzt Studentin, sie hat ihre Freunde und Familie zurückgelassen und ist wiedermal bereit für einen neuen Anfang - diesmal mit etwas kürzeren Haaren und 3 Jahre älter, also theoretisch erwachsen. Nachdem es...