Seine Hand sucht nach meiner, doch ich ziehe sie zurück.
Kein June, keine Liebe Geste wird mich jetzt sänftigen. Ich brauche Antworten.
"Ich dachte, es wäre das Beste."
"Was meinst du?"
Er bricht den Blickkontakt ab, starrt auf den Parkplatz und denkt nach.
"Wie gesagt, ich wollte dir nicht im Weg stehen."
"Und da hast du nicht einfach mit mir darüber reden können?"
"Du hättest mich doch nur davon überzeugt, dass ich das nicht tue."
"Und wäre das so schlecht gewesen?"
Seine Augen bleiben in der Ferne, sein Mund ist still.
"Jake, ich weiß das ich nicht so dein Ding, doch manchmal ist es besser, über seine Gefühle zu reden und für das zu kämpfen, was man eigentlich will. Man kann nicht einfach Schluss machen, den Kontakt abbrechen, dem Mädchen das schlechteste Gefühl der Welt geben und wieder aufzukreuzen, wenn es wieder passt."
Noch immer Nichts, noch immer der Kopf starr nach vorne gedreht.
"Weißt du, während du dich hier mit einem Mädel nach dem Anderen abgelenkt hast, habe ich versucht wieder normal zu funktionieren. Wieder herauszufinden, wie ich bin, ohne einen heißen Briten in meinem Leben. Und ich habe es geschafft. Versteht du, wieso ich mir jetzt schwer tue, dir wieder zu vertrauen? Nach all den Monaten? Ich würde wieder 10 Schritte zurück gehen, ins 'Land der heißen Briten' und dir die Chance geben, das alles noch einmal durchzuziehen."
Jetzt sieht er mich an und ich bekomme das Gefühl, dass er so schnell nicht mehr weg sehen wird.
"Glaubst du, dass ich das nicht weiß? Ich habe es vermasselt, weil ich dachte es wäre leicht dich gehen zu lassen. Aber verdammt June, das ist es nicht. Es hat vielleicht nicht so gewirkt, aber es war wirklich schwer dich aus der 'Welt der heißen Briten' gehen zu sehen. So schwer, dass ich es mir jetzt einfach nicht mehr vorstellen kann."
Nun bin ich die, die nach vorne blickt. Ich sehe zu, wie ein Auto gerade rückwärts seinen Parkplatz verlässt.
"Ich weiß, das klingt jetzt ein bisschen schnulzig, aber das hier gerade bin ich, wie ich für dich kämpfe.", versucht er mit ernster Miene zu sagen.
Sein Satz bringt mich zum kichern, doch ich muss noch immer nach vorne auf den Parkplatz schauen. Denn wenn ich ihn ansehe, dann sehe ich seine wunderschönen Reh-Augen.
Und dann werde ich ihm verzeihen.
Dann werde ich die Tür zum 'heiße Briten'-Land eintreten.
"June bitte, i know i am an Idiot. Und ich weiß, dass ich dieses ganze 'über die eigenen Gefühle reden' nicht sehr gut kann."
Und so wage ich es: ich sehe in wieder an.
Mir sitzt ein Junge gegenüber, der in seinem Anzug aussieht, also ob er eine James Bond Mission im nächsten Casino vor sich hat. Seine Muskeln spannen das weiße Hemd über die eine schlecht zusammengebundene Krawatte baumelt. Seine Haare sind verwuschelt, er hat sie ein bisschen wachsen lassen.
Das warme Gefühl von vorhin kommt zurück.
Jake, der Bilderbuch-Badboy aus der Schule, sitzt hier vor mir.
Junia Bennet, schulterlange braune Haare, 1,75, blaue Augen, Medizinstudentin, eigentlich ganz normal und einfach.
Nichts besonderes, hab ich vorher immer gedacht, bis ich Jake kennengelernt habe
Wenn jemand mit einem Schluss macht ist es das schwierigste, sein Selbstwertgefühl zu behalten. Oft sucht man die Fehler in sich, in vergangenen Situationen. Doch ein Break-up kann einen auch stärker machen, es gibt einem die Chance sich besser kennen zu lernen und einmal nur an sich zu denken.
"Aber wieso erst jetzt?", flüstere ich. Ich suche in seinem Gesicht nach Antworten.
"Ich dachte es wird irgendwann besser."
"Ich weiß einfach nicht, ob das genug ist Jake."
Immer wieder versuche ich mich selbst zu überzeugen, dass das Beste wäre zu gehen.
Weit weg.
Mich hinter Büchern zu verstecken und auf die neue Staffel 'Outer banks' zu warten.
Ich halten an dem Gedanken fest, dass ich auch ohne ihn gut zurecht komme. Dass er uns einfach aufgegeben hat, einfach entschieden hat es zu beenden.
Ich halte daran fest, wie viele Taschentücher ich für das ganze verschwendet habe und der Natur damit geschadet habe. Wie viele Stundenlange Telefonate deswegen geführt werden mussten.
Doch als der Brite näher kommt und sich unsere Hände berühren verliere ich diesen Halt.
Ich kann zwar gut ohne ihn leben, doch will ich das? Mein Herz spricht für mich, als es sich wieder entscheidet aus meiner Brust zu springen.
"Jake?"
"I really want to kiss you right now."
Seine Hand entfernt sich von meiner und streichelt meine Wange. Ich schließe meine Augen, spüre das Kribbeln.
Einatmen, Ausatmen.
Ich kann ihn nicht küssen. Nicht schon wieder ein verbotener Kuss auf einer Hochzeit.
Denk an die Taschentücher Junia, Telefonrechnungen.
Blitzartig sehe ich wieder auf den Parkplatz. Jetzt parkt ein Auto ein und schaltet die Lichter aus.
Denk an die vielen Selbstzweifel, viele viele Tage in deinem Bett mit deinem Laptop und Disney plus.
Eine Person im Anzug öffnet den Kofferraum und holt eine Jacke raus.
Denk an dein neues Leben in der neuen Stadt, wie glücklich du warst und Jess.
Jess???
Jess!!!
Schwarze Haare, grüne Augen im Anzug stehen vor mir.
Bin ich so betrunken, dass ich halluziniere?
"Was zur Hölle machst du denn hier?"
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Die Neue Teil 2
HumorNeue Stadt, neues Glück. Junia Bennet ist jetzt Studentin, sie hat ihre Freunde und Familie zurückgelassen und ist wiedermal bereit für einen neuen Anfang - diesmal mit etwas kürzeren Haaren und 3 Jahre älter, also theoretisch erwachsen. Nachdem es...