Kapitel 19 - Wohl nicht überglücklich

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"Du hast dir die Haare geschnitten?", fragt er mich.

Seine Stimme klingt nervös, sie hat nichts von dem selbstbewussten Badboy, den ich damals am ersten Tag kennengelernt habe.

Jake Andrews, ein Badboy wie nie zuvor? Er sieht aus als ob er jeden Moment zusammenbrechen könnte.

"Wie hast du mich gefunden?"

Doch er sagt wieder nichts.

Ich werde Mark umbringen, er weiß doch, dass es mir endlich wieder besser geht. Das ich gerade nichts weniger gebrauchen kann als den Jungen, der mir das Herz gebrochen hat.

Den Jungen, der sich schon seit mehr als neun Monaten nicht gemeldet hat.

Ich habe mir vorgestellt, wie er jede Nacht eine andere hat, wie er mich schon längst vergessen hat und jetzt steht er hier? Vor mir? In dieser neuen Welt, die ich mir aufgebaut habe?

Und nennt mich wieder June?

"We need to talk. Can we talk?"

Sein britischer Akzent löst einen Stich aus, der immer und immer wieder in mein Herz trifft. Am liebsten würde ich flüchten, mich in mein Bett legen, meine Augen schließen und das hier wieder vergessen.

Wieso ist er hier? Will er, dass es mir wieder schlecht geht? Dass ich wieder Monate brauche, um über ihn hinweg zu kommen und endlich wieder glücklich bin?

Ich weiß und ich höre es nicht gerne.

Doch der einzige Weg herauszufinden was er hier macht, ist mit ihm zu reden.

"Ok."

Meine Augen fangen an zu brennen, doch ich muss jetzt stark bleiben.

-

Jake Andrews sitzt mir gegenüber, in dieser Stadt in die ich geflüchtet bin. Er sieht müde aus, als ob er die letzten Nächte kein Auge zu bekommen hat.

Es ist komisch.

Mit diesem Jungen war ich mehr als 2 Jahre zusammen und wir waren ein Herz und eine Seele.

Und jetzt sitzen wir so da? Niemand traut sich etwas zu sagen, ich kann ihn nicht einmal anschauen.

"Also?", frage ich ihn.

"June."

"Das hast du bereits gesagt."

"June, kannst du mich anschauen?"

Unsre Blicke treffe sich.

"Verdammt, ich habe fast vergessen wie schön deine Augen sind.", sagt er mit seiner tiefen Stimme.

Atemnot.

Schwindel.

Tot.

Wieso reagiere ich nur so auf ihn?

Wieso kann niemand mehr anrufen, wieso müssen alle plötzlich vor meiner Tür stehen?

"Jake, wieso bist du hier?"

Er bewegt sich nach vorne, so dass er ein bisschen näher bei mir sitzt. Kurz sieht er auf den Boden, seine Augen wandern den Gehsteig entlang, bis sie wieder bei der Bank ankommen und wieder bei meinen landen.

"I miss you."

Wochenlang habe ich mir gewünscht genau diese Worte zu hören. Ich habe gewartet und gehofft, dass er mit einer romantischen Geste auftaucht.

Doch irgendwann habe ich aufgegeben und es angefangen zu akzeptieren. Und das war schwer, das Schwierigste was ich je gemacht habe.

"Wieso jetzt?", frage ich den Briten. Er hat mir verziehen, als ich seinen Bruder geküsst habe. Ich habe ihm verziehen, als ich ihn mit Nicki gesehen habe. Wir hatten wundervolle Jahre zusammen mit viel Gelächter und Spaß.

Die Neue Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt