Kapitel 28 - Tag am Strand: Take three

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Ist es Schicksal? Stehe ihr hier gegenüber von Jake, meinem Ex-Freund, wegen diesem Bastard, den man auch Schicksal nennt?

Er ist still, fragt keine Fragen, steht einfach nur da an sein Auto gelehnt.

Jake Andrews, ein Badboy wie nie zuvor.

Er sieht aus wie der alte Jake, nicht der, der mich im Dezember besuchen war. Sein Gesicht zeigt keine Emotion, seine dunkelbraunen Haare fallen locker über seine Stirn und passen perfekt zu seinem komplett schwarzen Outfit.

Er sieht aus wie ein griechischer Gott, den man so eigentlich nur in Filmen und Serien findet.

Woher kommt dieser coole Blick, dieser plötzliche Wandel?

"Junia Bennet, du brauchst also meine Hilfe."

Kein June?

"Man sollte das Auto wohl erst fahren, wenn es bei der Reparatur war."

Er nickt, noch immer keine Emotion.

"So toll ihr diese Reunion in der Schule auch finde, können wir uns langsam auf den Weg machen?", ich zeige auf sein Auto. Wenn er emotionslos sein kann, kann ich das schon lange.

Mein Puls? Noch immer bei 190. Doch das muss Jake nicht wissen.

Also sitzen wir da, in Stille, und Jake startet das Auto. Langsam entfernen wir und wieder von dem Gebäude, in dem wir uns kennen gelernt haben. Kurz muss ich an meinen ersten Schultag als 'die Neue' denken. Alle Alarmglocken in meinem Kopf wurden ausgelöst, als ich den Zettel in der Hand hielt, auf dem 'Jake Andrews' stand. Schon damals war mir klar, dass ein Brite mit dem Namen nur Probleme bringen kann.

Und dann mussten wir das Projekt zusammen machen und die Klischee-Geschichte wurde geschrieben. Es wurde zur Liebe, eine dieser Lieben, von der man noch den Enkelkindern erzählt. Herzklopfen, Gänsehaut, endloses Lächeln.

Und so sitzt dieser Junge neben mir, lässt wieder einmal mein Herz schneller schlagen. Doch diesmal ist alles anders.

Ich bin anders.

Die Situation ist anders.

Wir sind nicht zusammen, er hat Schluss gemacht und mir das Herz gebrochen. Ich habe ein anderes Leben ohne ihn. Es fühlt sich fremd an.

Jake fährt noch immer in Stille das Auto, in der Ferne sieht man meine Straße.

Ich sehe zu, wie mein Handy sich ausschaltet, packe es in meine Tasche und durchforste mit meinen Augen sein Auto. Es sieht aus wie immer:

Dreckige Sportsachen am Rücksitz, ein McDonalds Becher neben dem Steuer und das alte Radio, dass schon vor zwei Jahren nicht funktioniert hat, als Jake das Auto bekommen hat. Ohne zu überlegen drücke ich auf den Knopf vom Laufwerk, um zu sehen welche CD er sich gerade anhört.

Oh ja, Jake Andrews hat CDs in seinem Auto.

"Du hast die noch immer?", ich halte das silberne Stück Polycarbonat in die Luft, auf dem ganz groß die Worte 'Twenty one pilots' abgebildet sind.

Das Fahrzeug bleibt jetzt vor meinem Haus stehen und das erste mal sieht er mir in die Augen, dann zum Polycarbonat und dann wieder in meine Augen.

Plötzlich drückt sein Fuß wieder ins Pedal und wir bewegen uns.

"Ehm, Jake? Ich wohne noch immer genau hier."

"Ready for an adventure?"

Und so fahren ich mit 150 km/h und einem dazu passenden Puls auf der Autobahn. Neben mir ein mich sehr verwirrender Brite. Ziel?

Wer weiß das schon.

-

Die Wohnhäuser verwandeln sich in Bäume, diese verwandeln sich in Hügel und diese verwandeln sich in blaues, rauschendes Wasser. Die Wellen treffen aufs Land und kreieren ein Muster im Sand, wo gerade Kinder bloßfüßig herum laufen.

Ich liebe das Meer, es ist der Ort wo es fast unmöglich für mich ist, unglücklich zu sein.

Das weiß Jake ganz genau.

Es ist 18:05 Uhr als das Auto wieder einen Platz zum Ruhen findet und mir mein Entführer die Tür öffnet. Die ganze Fahrt lang haben wir die CD gehört und aus dem Fenster geschaut.

Mein Gehirn hat versucht zu verstehen was los ist, was ich tuen soll, doch wie schon die ganze Zeit habe ich das Gefühl, die Kontrolle verloren zu haben.

Im Moment kontrolliere ich Nichts was Junia Bennet tut oder denkt. Das habe ich schon bei meiner Konfrontation mit Jess bewiesen und nun auch dadurch, dass ich mit Jake im Auto gelandet bin.

Ich fahre wohl gerade auf Autopilot und schaffe es einfach nicht, ihn auszuschalten.

Meine Augen fangen an zu glänzen, als ich zu den Wellen schaue. Mit geschlossenen Augen versuche ich die Meerluft zu schnuppern.

"Bist du hungrig?", fragt Jake mich, als er die Schlüssel in seiner Jackentasche verstaut.

Natürlich macht er das mit seiner geschickten, obercoolen Art.

"Am verhungern."

Wir machen uns auf den Weg zu unserem Lieblingsbistro und bestellen den Cheeseburger.

Der beste Burger des Strandes.

"Ich war schon ewig nicht mehr hier, das letzte mal, als Scott uns ausgesperrt hat.", fange ich an zu labern.

Autopilot ist wohl eingeschalten.

"Dieser Idiot war damals übrigens die ganze Zeit zu Hause, der hatte nur ein Mädchen bei sich."

"Typisch Scott."

Ich muss meine Augen verdrehen, was uns beide zum Lachen bringt. Im Augenwinkel sehe ich, wie mein Burger seinen Weg von der Küche zu mir startet.

Komm zu Mama.

Sofort mache ich einen großen Bissen.

"Gut zu wissen, dass du noch immer so viel Appetit hast."

"Machst du Witze? Die Fastfood-Läden im Uni-Viertel kennen mich alle mit Vornamen."

Er fängt an zu lächeln, als er nun auch von seinem Burger abbeißt.

"Mein Pizzabote hat mich gestern angerufen und gefragt ob alles in Ordnung ist, weil ich schon eine Woche keine Pizza gegessen habe.", fahre ich fort.

"Das ist ja wirklich merkwürdig für dich, da würde ich mir auch Sorgen machen."

"Ja, Pedro ist der Beste."

Wir essen weiterhin unsere Burger und ich erzähle Jake von den ganzen tollen Restaurants, die man die Sternat unbedingt noch braucht:

Dem Lieblingschinesen von James: beste Frühlingsrollen der Welt.

Der Burgerladen an der Ecke: Ich finde Pommes, die so gut schmecken, sollten illegal sein.

Die Tapas-Bar im spanischen Viertel: Weil Tapas, braucht das eine Erklärung?

"Weißt du Datteln alleine? Schmeckt ja ganz ok, aber Datteln im Speckmantel? Ich glaube das hat Gott höchstpersönlich erschaffen."

Nun ist mein Teller leer und ich wische mit einem Pommes noch den letzten Rest an Ketchup weg. Die ganze Zeit habe ich versucht seinen Blick zu ignorieren und so zu tun, als ob das alles ganz normal wäre.

Anscheinen kann Autopilot-Junia das sehr gut.

Doch es ist nicht normal.

Er mustert mich, schüttelt seinen Kopf.

"Sollen wir ein bisschen spazieren gehen?"

Sein Blick wandert zum Wasser.

Nun ist es Zeit für mich die Kontrolle zu übernehmen und herauszufinden, was wir hier eigentlich genau machen.

Die Neue Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt