Kapitel 21 - Ruhe vor dem Sturm

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"Macho!"

Mein großer Bruder nimmt mich in den Arm und hebt mich auf. Und er riecht komisch.

"Hast du gerade trainiert?", frage ich ihn angeekelt.

"Jap.", sagt er mit frechem Lächeln.

"Idiot."

Ich nehme meine Tasche und trage sie in mein Zimmer

"Willkommen zu Hause, Schwesterherz!", ruft mir das Stinktier nach. Das ist ja mal ein nettes Willkommen.

Mein Zimmer sieht aus wie ich es verlassen habe. Sofort kommen Erinnerungen hoch, wegen welchen ich diesen Ort auch umso mehr verlassen musste. Überall hängen sie.

Verfolgen mich.

Ich schüttle meinen Kopf, um sie los zu werden und greife an meinen Hals.

Die Kette.

Jess.

Sofort geht es mir besser.

Also lasse ich meine Tasche auf meinem Bett stehen, auspacken ist für Weicheier, und laufe wieder in den unteren Stock.

"Junia, wir essen in einer halben Stunde.", ruft mir meine Mutter nach, doch ich bin schon im Auto.

Ich muss Nicki sehen.

-

"Dein Leben ist ja noch immer wie eine Telenovela!"

"Dabei habe ich wirklich versucht eine langweilige Dokumentation draus zu machen."

Wir liegen auf ihrem Bett und lassen unsere Köpfe in Richtung Boden baumeln.

"Und mein Typ meldet sich nicht einmal.", meint Nicki verzweifelt.

"Wird er sicher. Und falls nicht, ist er es nicht wert."

"Du hast ja Recht."

Wir scrollen ein paar Minuten durch Instagram, als sie irgendwann wieder beginnt zu erzählen.

"Weißt du, Lukas hat mir gestern geschrieben."

"Der Lukas? Wirklich?"

Unser alter bester Freund und Nickis Ex-Freund Lukas.

"Was haben unsere Ex-Freunde nur plötzlich?", fragt mich meine beste Freundin.

"Haben wohl alle die selbe Krankheit gerade."

-

Und so verbringe ich die nächsten Tage mit meiner Familie und natürlich mit meinem Anatomie-Buch.

Meine eigentliche große Liebe.

Nach den Ferien ist die große Abschlussprüfung und naja, ich kann noch gar nichts.

Macho und Emely bringen Leben ins Haus. Wir spielen Spiele, planen die Hochzeit.

Es ist wirklich schön zu Hause zu sein.

Und Jess? Der ist brav und ruft mich jeden Tag an, erzählt von den Streitereien zwischen seiner Oma und seinem Vater und zaubert jedes Mal ein Lächeln auf mein Gesicht.

Drei mal habe ich das Gefühl, ein Auto würde in die Einfahrt fahren und ein gewisser Brite würde aussteigen. Doch jedes mal negativ.

Und das ist gut so.

Zu Silvester um Punkt zwölf schickt mir Jess ein Foto von sich, wie er die Kamera küsst und schreibt dazu 'Komm endlich zurück!'.

On my way, Jess, nur noch zwei Tage.

Also packe ich 48 Stunden später wieder meine Sachen. Es waren ruhige Ferien, angenehme Ferien.

Das spannendste war der Tag, an dem wir Hochzeitskleider kaufen waren und Emily sich einfach nicht entscheiden konnte. Fünf Läden und eine Flasche Sekt später hat sie sich entschieden, dass sie nackt heiratet und wir sind wieder nach Hause gegangen.

Ruhige Ferien, die ich einfach gebraucht habe. Und jetzt kann ich mich wieder auf die Stadt und den Trubel freuen. Und auf Jess.

Doch als ich es endlich geschafft habe alle Geschenke in meinem Koffer zu verstauen macht mein Bildschirm mir einen Strich durch die Rechnung. Denn dort steht etwas, was so gar nicht nach einem ruhigen Ende der Ferien aussieht.

Es ist eine der Nachrichten, die man nur bekommt, wenn man es am wenigsten erwartet.

'We need to talk.'

Und ja, ich habe mich mehrmals vergewissert, ob es wirklich da steht.

Ich bin wohl geliefert.

Die Neue Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt