"Das?"
Im Spiegel steht ein Mädchen in einem hellblauen, eng anliegenden Kleid. Winzige, weiße Blumen schmücken den Stoff und lassen das Kleid nach Frühling schreien.
"Nein.", sagen Susan und Anne gleichzeitig.
"Da hat mir das Barbie-Kleid besser gefallen."
"Ich ziehe sicher nicht das pinke Kleid an, da erblinden ja sogar die, die in der letzten Reihe sitzen."
Kleider sollten einfach nicht pink sein, vor allem nicht dieses feurige Pink.
"Probier das." Anne hält mir ein waldgrünes Kleid hin.
Es erinnern mich an die Augen von einem gewissen jemand.
Also kehre ich wieder in die Umkleidekabine zurück und zwinge mich aus dem hellblauen Stoff.
"Kann eine von euch bitte endlich von ihren Ferien berichten?"
"Was soll ich schon berichten? Ihr zwei verlässt mich und lasst mich alleine in der Stadt zurück.", beschwert sich Anne.
"Was kann ich dafür, wenn Kyle mich zu seinen Eltern einlädt?", man kann Susans Lächeln förmlich hören. Sie hat Weihnachten bei Kyle verbracht.
"Junia, wie gehts deinem Bruder?"
"Noch immer verlobt."
Anne seufzt enttäuscht.
"Und wie gehts mit unserem Loverboy?"
Ich verlasse die Kabine und drehe mich vorm Spiegel um. Es ist kein 'Nein', doch es ist irgendwie langweilig.
"Hübsch."
"Aber kein Wow-Effekt."
Also bekomme ich das nächste Kleid in die Hand gedrückt. Es ist beige und hat vereinzelte weiße Blumen darauf bestickt.
"Also Junia, Loverboy?"
Ich verschwinde wieder in dem viel zu engen Raum.
"Er ist so toll, dass ich langsam denke, der Jess vor einem Monat war sein böser Zwillingsbruder."
Während ich mit dem Kleid kämpfe, überlege ich, ob ich ihnen von Jakes Besuch erzählen soll. Doch was soll es ändern? Ich habe mich doch schon entschieden.
Allein der Gedanke daran, dass ich ihm noch eine Chance geben könnte, lässt mich erstarren.
Ich habe jetzt Jess.
"Also?", wieder trete ich vor den hohen, goldenen Spiegel.
"Na endlich, ich dachte wir finden es nie!"
Anne stellt sich hinter mich, hält die obere Hälfte meiner schulterlangen Haare nach oben und zupft vorne ein paar Strähnen raus.
"Perfekt."
"Jess wird umfallen!"
Ich denke daran, wie es wohl sein wird Jess zur Hochzeit mitzunehmen. Was werden alle denken?
Durch ein Kopfschütteln werde ich die Gedanken los und konzentriere mich auf das Hier und Jetzt.
"Können wir jetzt endlich essen gehen? Ich verhungere!"
Als wir das Geschäft verlassen, läuft uns ein mir sehr bekannter Junge über den Weg. Blaues Hemd, blonde Haare und die Brille auf der Nase.
Den IQ kann man schon von weitem riechen.
Doch als James uns erblickt, dreht er um. Was ist jetzt schon wieder los? Ich dachte, diese Phase haben wir schon überwunden.
"Komisch." Ich sehe meine Freundinnen an. "Gestern hat er Jess und mich auch einfach aus seiner Wohnung geschmissen. Dabei haben wir uns ja gerade noch so gut verstanden."
Anne schaut in die Richtung in die James verschwunden ist und sagt nichts.
Susan hakt sich bei mir ein. "Du kennst doch James, der wird schon seinen Gründe haben. Was sagt ihr zu Sushi?"
"Na gut, aber irgendwer muss mich nachher Anatomie abprüfen!"
-
Die Bücher stapeln sich mittlerweile schon am Boden, an den Tischen, am Schrank. Überall hängen Zettel mit Fakten, die ich nicht vergessen darf.
Das geht nicht, ich muss das alles wissen!
Meine Haare habe ich nach oben gebunden, doch einige davon haben sich wieder gelöst und stehe von meiner Kopfhaut weg. Ich sehe verrückt aus. Ich trage meinen 'Friends'-Hoodie nun schon den dritten Tag in Folge und man kann ganz genau sehen, wohin ich Spaghettisoße gekleckert habe.
Vor mir liegt das Bild von einem Schädel. Kann mir jemand verraten, wieso er so viele Löcher hat?
Und wieso musste man die alle benennen?
Wie lange sitze ich eigentlich schon hier?
Die Uhrzeit sagt mir, dass es drei in der Früh ist.
Zeit um eine Folge auf Netflix zu schauen, um mein Gehirn zu entspannen.
Um vier in der Früh entscheide ich mich dann endlich schlafen zu gehen.
Doch davor muss ich mich unbedingt duschen, meine Zähne zehn Minuten lang putzen und mir endlich etwas frisches anziehen!
Und das Zimmer lüften, es riecht wie im Kleiderschrank eines pubertierenden Jungen, der alle Sportsachen einfach wieder zurück wirft.
Als ich aus der Dusche komme steht plötzlich ein Mädchen vor mir.
"Man du hast mich erschreckt." Meine Mitbewohnerin wartet vor der Badezimmertür und sieht gar nicht erfreut aus.
"Kannst du vielleicht nicht um 4 in der Früh duschen?"
Ok, sie hat recht, das ist vielleicht wirklich nicht sehr normal.
"Tut mir leid, ich habe nächste Woche diese schwere Prüfung..."
"Dann dusch gar nicht."
Ok, wenn sie wüsste wie ich vorher ausgesehen habe, würde sie anders denken.
"Sorry."
Doch sie ist schon weg und knallt ihre Tür hinter sich zu.
Mit schlechtem Gewissen lege ich mich endlich in mein Bett, scrolle noch ein bisschen durch Instagram und gerade als ich mein Handy endlich weg legen möchte, macht mir mein Handy wieder einen Strich durch die Rechnung.
Eine Nachricht, um 4:32 morgens.
"Thinking of you, always."
Jake Andrews, du hast mir gerade die drei wertvollen Stunden Schlaf genommen, die ich heut noch bekommen hätte.
Danke für nichts.
-
Meine Augen wollen sich einfach nicht öffnen und etwas schweres liegt auf meinem Gesicht.
Es ist rechteckig, kalt.
Es vibriert.
Ich schalte meinen Wecker aus und lege mein Handy aufs Nachtkästchen.
Wie werde ich diesen Tag bitte überleben?
Ich packe die wichtigsten Bücher in meine Tasche, schleiche durch den Flur um meiner Mitbewohnerin nicht zu begegnen und verlasse die Wohnung.
Nach drei Tagen.
Vor dem Universitätsgebäude wartet schon meine Freundschaftsgruppe und redet aufgeregt über die Prüfungen, die nächste Woche anstehen. Ich klammere mich an meinen warmen Cappuccino, der Winter hat die Stadt voll getroffen.
"Hi.", begrüße ich alle und stelle mich zwischen Jess und Susan.
"Junia, wie siehst du denn aus?" Susan klingt schockiert.
"Schlaf ist mittlerweile nur noch ein entfernter Bekannter meine Liebe."
Sie schüttelt den Kopf und sieht sich um.
"Weiß irgendwer wo Anne ist?"
Alle schütteln den Kopf und nun sehe auch ich mich um. Anne ist normal immer die erste, die auf der Uni aufkreuzt. Sie hat viel zu viel Angst nur noch die schlechten Plätze zu bekommen. Die Meute bewegt sich ins Gebäude, doch Jess hält an meinem Arm fest.
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Die Neue Teil 2
HumorNeue Stadt, neues Glück. Junia Bennet ist jetzt Studentin, sie hat ihre Freunde und Familie zurückgelassen und ist wiedermal bereit für einen neuen Anfang - diesmal mit etwas kürzeren Haaren und 3 Jahre älter, also theoretisch erwachsen. Nachdem es...