Kapitel 3 - Meine erste Studentenparty

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Eine Woche vergeht und langsam lebe ich mich in dieser Stadt ein. Ich besitze nun nicht eins, nicht zwei, sondern drei Anatomie-Bücher, weiß den schnellsten Weg in die Bibliothek und hab das beste Sushi der Stadt gefunden. Susan und Anne entpuppen sich als die süßesten Mädels überhaupt. Fast jeden Tag werde ich eingeladen zum Brunch, Lerndate, Nachmittagkaffee, Kinoabend.

Und einer Party.

Diesen Samstag.

Meine erste Studentenparty!

Und so wie Susan darüber geredet hat, habe ich wohl keine Wahl.

"Das wird so toll Junia, so viele aus unserem Jahrgang werden hier sein. Auch dieser süße Junge, der immer ganz links sitzt!"

Die Stadt hat einige Plätze, in denen man sich mit einem Buch und Kopfhörern gut zurückziehen kann. Manchmal setze ich mich hin, lerne ein bisschen und dann beobachte ich die Menge.

Der Bäcker, der seine neue Ladung annimmt. Die zwei alten Frauen, die mit ihren Einkaufstaschen in der Hand schon eine halbe Stunde lang plaudern. Eine Gruppe von viel zu jungen Jungs um schon die fünfte Zigarette zu rauchen.

Mein Handy stört meinen kurzen Moment Stille.

'In einer halben Stunde in der Bibliothek?'

James. Es frustriert mich wirklich, wie viel er schon weiß, aber es motiviert mich auch.

Also packe ich mein Buch wieder in meine Tasche, verlasse meinen Rückzugort und mache mich auf den Weg.

-

Und da stehe ich nun. Wiedermal vor meinem Spiegel.

Geschminkt, menschlich ausschauend.

Auf meine Spiegel kleben Post-its mit Begriffen, die ich heute mit James durchgegangen bin.

Ich suche BH und T-shirt aus, während ich die Oberarmmuskeln im Kopf durchgehe. Am Mittwoch habe ich meine erste Prüfung.

Die BH träger drücken gegen meine weiche, frisch gewaschene Haut. Ich wähle in schwarzes, einfaches Tshirt mit ein bisschen Spitze im Ausschnitt und dazu eine schwarze, enge Jean.

Kreativ kann ich ja ein anderes mal werden.

Ich werfe mir eine Jeansjacke um, ziehe ein Paar Vans an und hole den kalten Wein aus dem Kühlschrank. Es kann losgehen.

Ein mulmiges Gefühl, aber auch ein glückliches Gefühl macht sich in mir breit. Das alles ist mir unbekannt und genau das brauche ich gerade. Aufgeregt verlasse ich meine Wohnung. Schlüssel in meiner Tasche, Handy an meinem Ohr und Kopf endlich wieder frei.

"Ja Anne? Ich bin am Weg."

-

"Er wirkt aber immer sehr erfreut dich zu sehen.", sie drückt mir den dritten Gin Tonic in die Hand.

Oder ist es der vierte?

"Ja, weil wir befreundet sind."

Anne schüttelt nur den Kopf während Susan sich wieder im Raum umschaut.

"Susan, hilft du mir bitte?"

"Würde ich ja, aber ich bin ihrer Meinung."

"James steht nicht auf mich und aus!"

Meine Aussage verursacht amüsierte Blicke.

"Wen suchst du eigentlich die ganze Zeit?", versuche ich das Thema zu wechseln.

"Ich wäre schon genug betrunken, um Mister Fensterplatz anzusprechen."

Es ist schon ein Uhr nachts. Der Raum ist voller Leute, die ich nicht kenne. Doch irgendwie ist es ein anderes Gefühl als in Sternat. Man wird nicht beobachtet, man fühlt sich nicht verurteilt. Hier gibt es keine Briten oder Brüder, die sich mit jemanden streiten. Oder Spiele wie Flaschendrehen, die mich in blöde Momente versetzen.

Und niemand kennt mich, niemand weiß wer genau ich bin, woher ich komme, und mit wem ich bei der letzten Party nach Hause gefahren bin.

In meinem Blickwinkel sehe ich, wie jemand aus Küche kommt. Susan neben mir wird plötzlich ganz aufgeregt.

"Susan, your time to shine."

"Ich brauche noch einen Vodka."

"Susan, du schaffst das!", Anne schiebt sie in Richtung Küche und schon stehe ich alleine da. Das Getränk kühlt meine Hand und übt seine Wirkung auf mein Gehirn aus. Mit schwindeligem Kopf mache ich mich auf den Weg, ein Wasser tut mir jetzt sicher gut. Anne ist verschwunden, Susan mehr oder weniger beschäftigt. Ich öffne ein Fenster im Gang und lehne mich kurz raus.

Frische Luft trifft auf meine Haut.

So Gedanken, ihr sammelt euch wieder.

"Alles ok bei dir?"

Schwarze Haare, grüne Augen.

"Alles bestens.", ich klinge unsicher. Und betrunken.

"Brauchst du ein Wasser?"

"Seit wann hat Mister Unsympathisch ein Helferkomplex?"

Ein sehr verwirrter Blick trifft meinen. Kurz ist es still. Ich wende mich wieder zum Fenster und schaue die vier Stockwerke runter.

Er lehnt sich auf die Wand neben mir. Und so stehen wir hier. Soll ich etwas sagen? Etwas machen?

Ich überlege ihn zu fragen wie er heißt. Vielleicht ist das keine schlechte Idee.

"Also, wie heißt..." Und er ist weg.

Wann ist er bitte verschwunden?

Ok Junia, du bist betrunken.

-

Eine Tiefkühlpizza, zwei Gläser Wasser und drei Shots später tanzen Susan, Anne und ich auf der Tanzfläche zu Justin Bieber. Wir hüpfen herum, singen lauthals mit und lachen in einer Tour. Draußen wird es hell und langsam fangen die anderen an zu gehen. Auch Fensterjunge will irgendwann gehen, also suchen wir unsere Dinge zusammen. Nur mein Handy ist nirgends.

"Leute, ihr könnt vorgehen wirklich. Ich kann aber nicht ohne meinem Handy gehen."

"Sei nicht albern Junia, wir helfen dir natürlich. Wo hast du es das letzte mal gesehen?"

Ich laufe los ins Bad, doch es ist verschlossen. Kurz warte ich, doch niemand kommt raus.

Das wars.

Ich fange an zu klopfen, doch es geschieht nichts.

"Hallo?"

Noch immer nichts.

Mehr klopfen.

"Was?"

Schwarze Haare, grüne böse Augen. Nackter Oberkörper. Dahinter ein sehr leicht bekleidetes Mädchen, das ein pastelfarbenes Stück Stoff vor ihre Brust hält.

"Mein Handy?" Ich zeige auf das Regal neben dem Waschbecken.

Er wirft es in meine Richtung und schließt die Tür.

Sympathisch wie immer

"Ich habs!", rufe ich meinen Freundinnen zu. Nichts wie raus hier.

Die Neue Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt