Kapitel 12

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,,Also, wo gehen wir hin?", frage ich Remus leise.

,,Psst! Folg mir einfach!", flüstert er, während er um die Ecke in den nächsten Korridor späht.

Er gibt mir kurz ein Zeichen ihm zu folgen. Wenig später schon stehen wir mitten im Korridor.

,,Ähm, Remus? Ich weiß ja nicht, ob du taub bist, aber was genau war an ,,wir müssen unentdeckt trainieren!" so unverständlich?", frage ich ihn zögernd. Dabei ziehen sich meine Augenbrauen immer weiter zusammen. Okay, ich glaube ich muss mit ihm dringend mal in den Krankenflügel. Nicht nur, wegen seiner Ohren, sondern auch, weil er jetzt verrückt wird. Warum bei Merlins Bart läuft er jetzt vor dieser verfluchten Wand hin und her und-

Moment. Was-? Was zur Hölle??

,,Ähm, Re-"

Doch er lässt mich nicht weitersprechen. Er blickt sich nochmal um, bevor er mich am Handgelenk packt und zu der Tür zieht, die soeben erschienen ist.

Wir treten durch die Tür und plötzlich befinden wir uns in einem großen Raum. So ein bisschen erinnert mich dieser Raum an den Raum, in dem ich immer zuhause unterrichtet wurde.

Wieder möchte ich zum Sprechen ansetzten, doch diesmal ist Remus schneller.

,,Wir sind hier im Raum der Wünsche, Monoceri. Er erscheint in der Form, in der man ihn braucht."

,,Ich- wow." Mehr kriege ich im Moment nicht raus. Eine Weile noch starren wir an die gegenüberliegende Wand in den Spiegel, der dort die ganze Wand verkleidet.

Dann dreht sich Remus abrupt zu mir um und spricht zu mir, während er langsam ein paar Schritte rückwärts geht.

,,Also... Womit fangen wir an?"

Kurz bin ich verwirrt, dann reiße ich mich zusammen. Kurz schließe ich die Augen, um mich zu sammeln.

,,Ich weiß es nicht. Die Kräfte sind unterschiedlich. Ich weiß nicht, was genau ich auf dich übertragen habe. Ich für meinen Teil kann ohne Zauberstab bedingungslos zaubern, allerdings ist diese Kraft noch sehr unkontrolliert und somit sehr gefährlich. Ich muss dringend lernen mit ihr umzugehen. Aber ich weiß halt nicht, ob du das auch kannst. Weißt du, was ich meine?"

Kurz herrscht Stille. Dann schaut mich Remus mit einem so ernsten Ausdruck in den Augen an, dass ich Mühe habe nicht zurückzuweichen.

Auf einmal geht alles ganz schnell. Ich weiß nicht, wann er seinen Zauberstab raus geholt hat, aber er richtet ihn auf mich und spricht schnell und sicher einen ,,Stupor!" aus.

Ganz automatisch hebe ich meine Hände und halte sie dem Fluch entgegen. Anstatt mich zurückzuwerfen und, dass das Licht des Zaubers verpufft, dringt das Licht in meine Hände. Ich spüre die zusätzliche Magie in jeder Faser meines Körpers. Der Zauber war stärker, als ich erwartet hätte.

Im ersten Moment fühle ich mich völlig benebelt von der ganzen Magie, dann bricht sie aus mir heraus, bevor ich es verhindern kann. Ein blitzender bläulicher Ball aus reiner Magie bildet sich knapp über meinen Händen. Der Ball ist gerade mal so groß wie ein Tennisball, doch ich weiß, dass er trotz der kleinen Größe absolut tödlich ist.

Und hier ist der Punkt erreicht, vor dem ich Angst habe. Ich habe kaum Kontrolle über diese Macht. Es ist, als hätte dieser kleine Ball einen eigenen Willen - einen Willen, der an meinen gebunden ist, aber so stark ist, dass er es fast schafft, meinen eignen zu brechen.

Ich falle auf die Knie. Der Schweiß läuft mir übers Gesicht. Meine Finger zittern und verkrampfen.

Ich weiß nicht, wie lange ich so da hocke, verzweifelt versuchend die Magie zu erdrücken.

Langsam, ganz langsam lässt die Kraft nach, mit der die Magie sich versucht zu befreien. Ich öffne meine Augen einen Spalt breit, ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich sie vor Anstrengung zusammengekniffen hatte, und sehe wie ein Teil des Lichts zurück in meine Hände fließt und der Rest in der Luft verpufft. Ich sehe auch, dass ein Teil auf Remus zufliegt, und halte die Luft an.

Das Licht, die pure Magie, trifft seine Hand, in der er immer noch seinen Zauberstab hält. Und genau wie vor ein paar Augenblicken bei mir, dringt die Magie in seine Hand. Doch da es nur ein kleiner und schwacher Teil war, äußert es sich nicht durch einen Ball, sondern nur durch ein bläuliches Knistern um seine Hand. Er starrt schockiert auf seine Hand.

Das Knistern wird stärker und ich spüre, wie sich meine eigene Magie rührt und zu dem Knistern möchte. Doch ich unterdrücke dieses Ziehen.

,,Remus! Du musst ihm Einhalt geben! Du musst gegen die Macht ankämpfen! Hol sie in deine Kontrolle! Lass dir nicht deinen eigenen Willen entziehen!", schreie ich ihn an.

Doch mehr als ihm diese Anweisungen immer und immer wieder zuzurufen kann ich nicht tun. Er muss es selbst schaffen.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, doch nach gefühlten Ewigkeiten erlischt das Licht. Schwer atmend lässt sich Remus auf die Knie fallen. Sein Zauberstab liegt einen Meter von ihm entfernt. Seine linke Hand hat er auf seinem Oberschenkel abgestützt, während er seine rechte mit Abscheu betrachtet. Ich kann seine Gedanken gut nachvollziehen. Mir geht es genauso.

,,Das ist es also? Ein weiterer Teil in mir, der zum Monster mutiert ist? Diese Magie, diese unheimliche Macht, die ist zum Vernichten da, oder?"

Ich schweige. Doch wie man so schön sagt, manchmal ist keine Antwort Antwort genug.

Ich höre ihn schwer ausatmen. Dann lässt er langsam seine Hand sinken und richtet seinen Blick auf mich. Ich zucke leicht zusammen. In seinen Augen schimmert wieder dieser Zorn und dieser Hass.

,,Warum, Monoceri? Warum tust du mir das an?", entgegen meiner Erwartungen schreit er mich nicht an, sondern flüstert.

,,Ich- es tut mir leid. Ich kann es nicht oft genug sagen. Es tut mir einfach so unfassbar leid. Aber, genau aus diesem Grund müssen wir trainieren. Wir müssen lernen diese Magie zu kontrollieren. Denn diese Macht möchte nicht einfach nur zerstören, sie möchte mich und dich schützen. Wenn wir es schaffen, diese Macht zu kontrollieren, dann haben wir so viel gewonnen und sind nicht gefährlich."

Danach herrscht Schweigen. Ich bin verunsichert. Was denkt er? Hasst er mich jetzt noch mehr? Was wenn-?

,,Ich weiß jetzt, was Salazar meint.", höre ich auf einmal. Mein Kopf zuckt zu ihm. Mittlerweile hat er sich zurückfallen lassen und starrt an die triste, graue Steindecke.

Zögernd lasse ich mich fallen und setze mich auf den Boden. Abwartend blicke ich zu Remus.

,,Er hat Horkruxe erschaffen. Fünf Stück bisher. Bei Horkruxen spaltet man einen Teil seiner Seele ab und versteckt sie in einem Gegenstand. Somit ist man unsterblich.", erklärt er weiter und schaut mich an, um meien reaktion zu sehen.

Innerlich zucke ich zusammen, schreie verzweifelt auf. WIe sollen wir das bloß schaffen? Den dunklen Lord nicht einmal töten, sondern sechsmal? Unmöglich. Doch nach außen zeige ich keine regung. ICh bin erstarrt. Ich starre remus an.

,,Wie bei Merlin sollen wir das schaffen?"

Die Todesserin aus GryffindorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt