VIII. Kapitel - dark shadows

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,,Wenn die Macht der Liebe
die Liebe zur Macht übersteigt,
erst dann wird die Welt endlich wissen, was Frieden heißt."

- Jimi Hendrix

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,,Wieso gestehst du dir nicht ein, was du bist? Du kannst die Zukunft nicht ändern, Wüstenmädchen."
Mit einem Ruck setzte Rey sich in ihrem Bett auf. Sie keuchte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie an die gegenüberliegende Wand. Rey fuhr sich mit einer Hand durch ihre schweißnassen, zerzausten Haare.
Wie kann das möglich sein?, fragte sie sich. Palpatine war tot. Endgültig tot. Wieso hörte sie seine Stimme in ihrem Kopf? Rey hatte Angst, genau zu dem zu werden, zu dem sie, laut Palpatine, bestimmt war. Genau deshalb wollte sie damals ins Exil gehen. Damit diese Zukunft niemals eintraf. Sie erhob sich aus ihrer Koje.
,,Wieso kämpfst du dagegen an?"
Rey fuhr herum.
Und sah sich einer Vision ihres dunklen Selbst gegenüber.
,,Dieses Schicksal, diese Zukunft wird eintreffen, ob du willst oder nicht. Du kannst es nicht ändern. Weder du, noch Ben Solo oder einer deiner anderen Freunde hat die Macht, das zu ändern, was bereits in Stein gemeißelt ist!"
Die dunkle Rey trat auf sie zu.
Rey wich einen Schritt zurück.
Und noch einen. Bis sie mit dem Rücken an die Wand stieß. Ihr dunkles Ego kam auf sie zu, aktivierte das rote Doppelklingenlichtschwert und hielt es ihr an die Kehle. Ängstlich blickte Rey in die gelben Augen ihres Gegenübers. Die Sith holte aus und hätte sie mit Sicherheit getötet, hätte Rey sich nicht blitzschnell unter der flackernden Klinge hinweggeduckt. Auch wenn Rey sich nicht sicher war, ob man von einer Vision seines dunklen Ichs getötet werden konnte, wollte sie lieber kein Risiko eingehen. Die Sith ging wieder auf Rey zu und hieb mit ihrem Lichtschwert nach ihr. Rey wich der Klinge erneut aus. Sie wusste, dass sie diese Art eines Kampfes nicht lange würde aushalten können, zumal der Raum ziemlich klein war, wodurch sich die Ausweichmöglichkeiten nochmals verringerten. Sie wandte sich wieder zu ihrem anderen Ich um, welches aber verschwunden war.
Rey zuckte zusammen, als sich die Tür ihres Quartiers zischend öffnete, und wandte sich um, fast in der Erwartung, eine Vision ihres Großvaters, ihres dunklen Selbst, oder eines anderen dunklen Machtnutzers zu sehen.
Maz betrat den Raum und schaute Rey besorgt an. ,,Alles okay bei dir? Irgendetwas hat das Gleichgewicht durcheinander gebracht."
,,Ja, klar", antwortete ihr Rey. Sie lächelte die kleine Frau kurz an. Als Maz einige Sekunden später ging, setzte sie sich erschöpft auf ihr Bett.

Rey verließ erst spät das Quartier, als sich die Crewmitglieder zu einer Besprechung trafen. Rey betrat den Aufenthaltsraum und setzte sich neben Rose auf die Bank. Vor ihnen auf dem Tisch schwebte ein Hologramm der Steadfast, mit der Hux entkommen war. ,,Ich glaube Poe und Finn wissen nicht mehr, was sie tun", ergriff Beaumont als Erster das Wort. Kaydel nickte zustimmend. ,,Dass Poe bereit ist, mit Hux zu verhandeln, nur um die beiden Menschen umzubringen, ohne die der Imperator gewonnen hätte, hätte wohl keiner gedacht, wäre es nicht tatsächlich geschehen", meinte Rose.
,,Das heißt also, dass Hux wahrscheinlich nur Ben umbringen will. Sonst hätte er den Widerstand in eine Falle gelockt und ausgelöscht", überlegte Lando.
,,Oder hat vielleicht sogar genau das noch vor", warf Beaumont ein.
,,Wie gehen wir weiter vor?", fragte Maz.
,,Wir müssen herausfinden, wo der Sternenzerstörer ist. Und wir müssen Hux vernichten", meinte Ben.
,,Wir könnten uns auf den Zerstörer schleichen, dort eine Bombe platzieren und das ganze Teil sprengen", äußerte Kaydel einen Vorschlag.
,,Ziemlich gute Idee. Wir haben noch hochexplosiven Stoff im Zwischenboden gelagert", meinte Maz. Ben warf ihr einen empörten Blick zu. ,,Wolltest du etwa mein Schiff in die Luft jagen?"

Einige Zeit später saß Ben auf dem Boden seines Quartiers. Die Jedi-Schriften hatte er vor sich ausgebreitet. Vor ihm lag außerdem der schwarze Griff seines Lichtschwerts. Er grübelte jetzt schon eine ganze Weile darüber nach, wie man den roten Kyber-Kristall wieder heilen könnte. In den Schriften standen zwar einige Andeutungen zu Ritualen, aber Ben hatte nicht die geringste Ahnung, wie er diese praktizieren sollte.
,,Brauchst du Hilfe, Ben?"
,,Hallo, Luke."
Der junge Solo wandte sich zu dem Machtgeist seines Onkels um.
,,Glaubst du wirklich, dass ich dir nach allem was passiert ist, vertraue und deine Hilfe annehme?" Ben funkelte Luke wütend an.
,,Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe, Ben. Ich habe gesehen, wie die Dunkelheit in dir erwächst und daraus geschlossen, dass Snoke bereits dein Herz bekehrt hat. Es tut mir Leid."
,,Als Mutter und Vater mich zu dir gegeben haben, wuchsen bereits meine Zweifel. Und als du dann versucht hast, mich umzubringen ... Ich habe Snokes Stimme immer in meinem Kopf gehört. Sogar, als ich noch bei meinen Eltern war. Ich hatte einfach nur Angst. Ich hätte jemanden gebraucht, der mir zeigt, wie ich mit dieser Macht umgehen soll, wie ich sie kontrollieren kann."
Luke musterte seinen Neffen.
,,Ich verstehe dich, Ben ..."
,,Nein, tust du nicht", widersprach ihm der Jüngere. ,,Du weißt nicht, wie es ist, die ganze Zeit diesen Druck auf dir zu spüren. Die Angst, diesem verfluchten Skywalker-Erbe nicht gerecht zu werden. Eine Stimme in deinem Kopf zu hören, die dir sagt, dass sich alle aus deiner Familie, alle die du liebst, gegen dich wenden werden. Du weißt gar nichts!"
Ben war während seines Redeschwalls immer lauter geworden und schleuderte die Worte seinem Onkel ins Gesicht. Der ganze Frust und die Wut auf Luke, die sich in ihm angestaut hatte, war mit einem Mal in Form der Worte aus ihm herausgebrochen.
,,Es tut mir so unendlich Leid, Ben. Ich wünschte, ich könnte das alles rückgängig machen. Einigen wir uns darauf, dass wir beide Fehler gemacht haben, die zum Teil schwerwiegende Konsequenzen hatten. Und mit diesen Konsequenzen müssen wir nun leben. Aber ein Vorteil hatte das Ganze schon, auch wenn die Opfer dafür sehr groß waren." Ben blickte seinen Onkel verwundert an. ,,Und welchen?", fragte er missmutig. ,,Nun, wärst du nicht zu Kylo Ren geworden, hättest du niemals Rey kennengelernt", sagte Luke mit einem Lächeln. Ben musste ebenfalls schmunzeln.
,,Da hast du allerdings Recht", gab er zu. Luke hielt seinem Neffen seine Geisterhand hin.
,,Frieden?"
,,Frieden", erwiderte Ben und nahm die Hand seines Onkels, nur, um durch sie hindurch zu greifen.
,,Wieso konnte mich Rey umarmen, als ich ein Machtgeist war?", fragte Ben verwirrt.
,,Ich nehme an, dass das an eurer überaus starken Verbindung liegt", meinte Luke.
,,Soll ich dir jetzt bei deinem Lichtschwert helfen?", fragte er Ben nochmals, der die Hilfe dankend annahm.

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