,,Am Ende wird alles gut.
Leider befinden wir uns erst
am Anfang vom Ende."- Ernst Ferstl
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Geschockt starrte Rey ihn an. Nur langsam sickerte die Bedeutung seiner Worte in ihr Bewusstsein durch.
Er liebte sie!
Niemals hätte Rey gedacht, dass Ben diese drei bedeutungsvollen Worte jemals an sie richten würde. Vor einigen Wochen standen sie noch auf verschiedenen Seiten eines endlos erscheinenden Krieges und die frühesten Ereignisse und Entwicklungen hatten alle Gedanken an dieses Thema verdrängt.
In einer anderen Situation hätte sie seine Worte erwidert, doch in ihrem momentanen Zustand viel es ihr unglaublich schwer, seinen Worten Glauben zu schenken.
,,Du liebst mich nicht! Dass kann nicht sein! Ich habe dir gerade gesagt, dass ich nicht mehr am Leben sein will und du sagst mir, dass du mich liebst? Wie kann das sein? Wie können deine Worte der Wahrheit entsprechen? Ich sehe keinen ersichtlichen Grund, wie man eine Person lieben könnte, die am liebsten sterben würde. Niemand liebt ein suizidales Mädchen!"
Ben starrte sie überrascht an. Dann begann er zu begreifen.
,,Du stößt mich von dir, damit ich nicht um dich trauere. Du willst, dass ich dich für deinen Wunsch zu sterben hasse, damit du einen weiteren Grund beseitigt hast, weiter zu leben. Und weil du der Meinung bist, dass du es nicht wert bist, geliebt zu werden", durchschaute er in sekundenschnelle ihre Absichten. Er hatte vieles erwartet, nur nicht, dass sie sich selbst und ihrer Entscheidung die Schuld gab, warum man sie nicht lieben könnte. Aber es war im Grunde auch eine Art Schutzmechanismus.
Reys eben gesprochene Worte bargen Wahrheit und Lüge zu beiden Teilen in sich, ausgelöst durch ihre psychische Labilität.
Ben wusste nun, dass er behutsam vorgehen musste. Er musste Rey vom Gegenteil überzeugen. Mit Worten. Dass waren im Moment seine effektivsten und wirkungsvollsten Waffen, dessen war er sich bewusst.
,,Rey, hör mir zu. Du hattest mir vor einem Jahr gesagt, dass du daran glaubst, dass noch irgendwo in dem Monster Ben Solo ist. Du hast diese Worte zu einem Mann gesagt, der dich entführt, gefoltert und bekämpft hat, in der Absicht, dich zu töten. Und obwohl du allen Grund hattest, mich nicht auf Starkiller zu verschonen, hast du es dennoch getan. Du bist wenig später zur Supremacy aufgebrochen und hast dich meiner Gnade ausgeliefert. Du hast dich bewusst in die Höhle des Löwen gewagt, weil du mir vertraut und an das Gute in mir geglaubt hast. Du hast mich nicht aufgegeben. Und ich
werde dich auch nicht aufgeben. Dass verspreche ich dir. Ich habe mich in dich verliebt, weil du wunderbare Eigenschaften besitzt, die durch deinen Todeswunsch nicht verschwunden sind. Du bist gütig und mitfühlend und unglaublich stark. Außerdem gibst du niemals auf, egal wie aussichtslos die Situation ist. Allein die Tatsache, dass du lieber stirbst, als dem Imperator die Kontrolle über deinen Geist zu überlassen, beweist schon, dass du das Allgemeinwohl über dein eigenes stellst. Dass würden nicht viele tun. Wie eben schon gesagt, ich werde dich nicht davon abhalten, dein Leben zu beenden. Wenn es dass ist, was du willst und was du für das Richtige hältst, werde ich dich nicht daran hindern. Ich werde aber versuchen, dich zu überzeugen, wenigstens noch nach Exegol zu fliegen, um dort nach einer anderen Möglichkeit zu suchen. Und ich verspreche dir, dass ich dich nicht im Stich lassen werde. Ich werde an deiner Seite sein, egal welche Entscheidung du auch triffst."
Rey sah ihn sprachlos an. Womit hatte sie die Freundschaft zu Ben Solo nur verdient? Seine Worte waren wie Balsam für ihre geschundene Seele.
Und doch hatte sie einen Einwand: ,,Die Dinge haben sich geändert, Ben. Ich bin am Aufgeben, weil ich Suizid begehen will, um meine Pein zu beenden."
,,Ja, und damit würdest du aller Wahrscheinlichkeit nach die Galaxis retten."
,,Außerdem bin ich nicht stark, zumindest nicht mehr. Ich habe mich noch nie so hoffnungslos schwach und einsam gefühlt, wie jetzt."
Plötzlich hob Ben seine Hände, um ihre Wangen zu berühren und die Tränen wegzuwischen. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie angefangen hatte, zu weinen. Ihre grünen Augen sahen ihn dankbar an. Rey lehnte sich vor, um ihn zu umarmen. Solo erwiederte die Umarmung, während er ihr einen Kuss auf den Haaransatz hauchte.
Plötzlich wurde ihr bewusst, was sie ihm vor einigen Momenten gesagt hatte, und dass sie ihn damit vermutlich auch verletzt hatte, weil sie an seiner Ehrlichkeit zweifelte. Sofort setzten die Schuldgefühle ein.
,,Es tut mir Leid. Ich hätte das niemals sagen dürfen, ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Es tut mir Leid, es tut mir Leid!"
Die Worte kamen hastig und schnell aus ihrem Mund. Sie senkte den Kopf.
Rey hatte das Gefühl, als verliere sie die Kontrolle über sich selbst und über ihr Handeln. Sie hatte die Worte unüberlegt und eher aus einem Impuls heraus ausgesprochen. Rey konnte sich nicht erklären, warum sich ihr Wesen so veränderte.
Ihr wurde nur allzu deutlich bewusst, dass sie jede Sekunde, in der sie bei wirklich klarem Verstand war und nicht wieder aus einer Laune oder einem Instinkt heraus handelte, nutzen sollte. Und dass sie Ben die Wahrheit sagen sollte.
,,Ich liebe dich", gestand sie ihm, ohne das auch nur ein Laut über ihre Lippen kam.
,,Ich weiß!"
Rey musste aufgrund seine Antwort auf ihr lautloses Geständnis kurz grinsen, bevor Ben sich zu ihr hinunter beugte, und sie küsste. Als sie sich von einander lösten, legte er sacht seine Stirn an ihre. Einige Minuten verweilten sie in dieser Position und Rey wünschte sich, diesen Augenblick einfrieren zu können, denn in genau diesem Moment war die Welt für sie in Ordnung. Die Gedanken an den Krieg und an die andauernde Gefahr, in der sie sich alle befanden, rückten in den Hintergrund. Alle negativen Eindrücke und Sorgen verflüchtigten sich.
Rey wurde bewusst, dass sie, trotz dem, was sie schon erlebt hatte, und dass sie vom Alter her schon erwachsen war, in ihrem tiefsten Innern immer noch ein Kind war, dass einfach jemanden brauchte, der auf sie aufpasste. Denn manchmal - in letzter Zeit aber ziemlich häufig - war auch sie am Ende, hatte keine Kraft mehr, weiter zu kämpfen und in dieser Zeit brauchte sie jemanden, der in ihren dunkelsten Stunden für sie da war, sie verstand und nicht verurteilte, ihr Mut machte und Hoffnung schenkte.
Und der ihr dass gab, was sie den Großteil ihres Lebens missen musste: Geborgenheit und das Gefühl, für jemanden wichtig zu sein.
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Geister der Vergangenheit
FanfictionEin alternatives Ende zu "Der Aufstieg Skywalkers". Die Geschichte wird Spoiler enthalten. Der Krieg ist vorbei, doch während sich alle in Sicherheit wähnen, versucht die Dunkelheit erneut aufzusteigen. Rey und Ben müssen schnell feststellen, dass n...