13. Kapitel: Schritte in der Nacht

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Ein kühler Windhauch strich über mein Gesicht und beobachtete wie die graue Dame an mir vorbei schwebte, ihre leeren Augen waren an die Decke gerichtet.
Mein Herz klopfte und ich atmete zum hundertsten Mal an diesem Abend tief durch.
Ich hatte die schwarze Schulrobe mit dem grünen Abzeichen drauf abgelegt und stattdessen eine schwarze unscheinbare Jacke übergezogen.
Es war jetzt viel einfacher sich zu bewegen, jedoch hatte sich mein Körper verkrampft und meine linke Hand umklammerte meinen Zauberstab.
Er war aus Weidenholz gemacht, sein Kern enthielt das Haar eines Einhorns und er war ungefähr 10 Zoll lang.
Er lag angenehm in der Hand und besaß so gut wie keine Kerben oder deutliche Gebrauchsspuren.
Mr. Olivander hatte ihn mir damals verkauft und gesagt.
"So unscheinbar und zierlich, bedenken sie, das Äußere sagt nicht viel über das Innere aus, ich bin mir sicher das er ihnen gute Dienste leisten wird."
Ich lächelte kurz und strich mit dem Finger über das weiche Holz. Es war kalt hier, die Treppe auf der ich saß war aus Kalkstein und das Mondlicht welches bläuliche Flecken an die Wand gegenüber warf, schien alles in meiner Umgebung zu gefrieren.
Ich warf einen Blick auf meine Taschenuhr.
Ihre beiden Zeiger richteten sich auf die Zwölf und mir schien als würden sie mich mit jeder Minute die verging warnen.
Diese Uhr hatte mal meinem Vater gehört und war in einer der Kartons gewesen mit ihren Sachen.
Sonst besaß ich nichts von meinen Eltern, nichts bis auf meinem Namen.
Doch hatte ich sie nie wirklich kennen gelernt, jedenfalls nicht in einem Zustand wo ich die Persönlichkeit eines Menschen erfassen und darüber urteilen hätte können.
Wie mein Leben wohl jetzt wäre, wenn sie noch hier wären?
Ich würde in einem Haus bei ihnen wohnen, ich wäre auf der französischen Akademie geblieben und würde nun nicht hier sitzen.
Im Dunkeln, in der Kälte, mitten in der Nacht und ich würde nicht auf jemanden warten der vielleicht niemals kommen würde.
Ich seuftzte und richtete mich auf, gerade als ich angefangen hatte an meiner Idee zu zweifeln, vernahm ich Schritte die den Gang hinauf kamen.
Ich presste mich gegen die Wand und schlug mir eine Hand vor den Mund um meine törichte Schnappatmung zu unterdrücken. Es war nicht so das ich Angst hatte oder es mich scherte ein paar Hauspunkte zu verlieren wegen des Aufenthalts nach der Ausgangssperre.
Nein, ich war noch nie ein Teamplayer gewesen und doch sollte ich die Aufmerksamkeit nicht auf mich ziehen.
Vor allem nicht, weil ich mit einer geheimen Mission bedacht worden war die beinhielt einen ahnungslosen Mitschüler auszuspionieren.
Die Schritte kamen näher, mein Herz beschleunigte seine Schläge und ich zwang mich keinen Finger zu rühren.
Zum Glück lag die Treppe in einer unscheinbaren Verzweigung des Ganges und in der Nische in der ich mich versteckte herrschte größtenteils Schatten.
Die Schritte hielten inne und mein Instinkt sagte mir das der gewisse jemand nun genau auf meiner Höhe stehen geblieben war. Verflucht sei die Stille der Nacht, der man jedes noch so winzige Geräusch entnehmen konnte wenn man wollte. Es war nun wieder genauso ruhig wie davor und das jagte mir nun wirklich Angst ein.
Die Regungslosigkeit brannte mir in den Gliedern und meine Beine drohten in dieser Haltung nachzugeben.
Gerade als die Luft um mich herum dünn wurde und meine Knie einknickten, setzte die Person ihren Weg fort.
Ich lauschte einen Moment dem hallendem Klang der Schritte, nur um sicher zu gehen das sie nicht zurückkehrten.
Dann löste ich meine Starre und luckte vorsichtig in den Gang hinein.
Es schien als würde das ganze Schloss den Atem anhalten, so still war es jetzt geworden.
Angestrengt versuchte ich etwas in der Richtung zu erkennen, in der ich vermutete die Person gegangen war.
Jedoch blickte ich nur in vollkommende Dunkelheit.
Ich wagte mich aus meinem vermeintlichen Versteck und ging etwas zögerlich den Gang hinunter.
Mir kam es so vor als würde das Geräusch das meine Schuhsohlen erzeugten wenn sie den harten Steinboden trafen, die Wände erschüttern.
Der Gang endete unerwartet und es setzten zwei Wege in unterschiedliche Richtungen seinen Weg fort.
Einer führte nach Links und der andere nach Rechts.
Ich war im zweiten Stock, so viel wusste ich noch.
Der Linke Gang fiel etwas ab und führte warscheinlich zu den Kerkern hinab, der Rechte allerdings führte nur strickt gerade aus.
Verzweifelt bis ich mir auf die Lippe, wohin könnte er denn bloß gegangen sein?
Ich schlang mir die Arme um den Körper und rieb mit dem Daumen über das makellose Holz meines Zauberstabs.
Da hörte ich ein kurzes Zischen und blickte erschrocken auf.
In einer eisernen Fackel die etwas entfernt an der Wand hing war eine magische Flamme erschienen.
Verwirrt ging ich auf sie zu und entdeckte das ihr bläuliches Licht einen dunklen Wandteppich beschien.
Ich streckte meine Hand aus und bemerkte das man hinter dem Stoff keine Steinwand spüren konnte.
Ich zuckte zurück und dann schob ich den schweren Teppich etwas beiseite. Hinter ihm befand sich eine Art Hohlraum, er war sehr schmal und gerade so hoch wie der Wandteppich, der ihn verdeckte.
Ich fragte mich gerade wieso jemand so etwas in eine magische Schule einbauen würde, da hörte ich eilige Schritte den rechten Gang entlang kommen und ehe ich mich versah war ich hinter dem Teppich verschwunden und lauschte.
Dabei fiel mir auf das das nicht doe Person war die ich heute Abend als erstes gehört hatte war, dies war jemand anderes.
Die erste Person war ruhig gegangen und bedacht, ihre  Schritte waren kleiner gewesen und sie hatte andere Schuhe getragen, das erkannte ich an dem Aufprall der Schuhsohlen auf dem harten Stein und es knirschte immer ein wenig wenn sie sich wieder lösten.
Das zweite Paar Füße dem ich heute zuhörte ging eilig und wirkte fast etwas hektisch.
Der Person war es gar nicht aufgefallen das eine einzelne Fackel mit blauem Licht einen Fleck im Gang klar beleuchtete. Zuletzt hörte ich das Pochen der stumpfen Absätze in meinem Kopf nachhallen.
Ich sollte noch herausfinden wer die beiden Personen gewesen waren.
Als nichts mehr zu hören war, verließ ich den Hohlraum und blieb einen Augenblick stehen um mich zu sammeln.
Dann machte ich mich wieder auf den Weg zurück zum Gemeinschaftsraum.
So leise wie möglich, versteht sich.
Dort angekommen flüsterte ich das Passwort 
(Tenebris Anguis)
und beeilte mich in meinen Schlafsaal zu kommen.
Ich betrat den Raum zog meine Schuhe aus schlich dann auf Zehenspitzen zu meinem Bett hinüber.
Die anderen Mädchen schliefen schon und ihr tiefes unbekümmertes Ein- und Ausatmen erfüllte den gesamten Raum. Der Mond dessen letzter Schein auf mein Bett fiel, bevor er hinter einer Wolke verschwand, fing mit seinem weißen Licht eine Botschaft ein, die auf einem kleinen Stück Pergament stand, das auf meinem Kopfkissen lag.
Ich begann zu lesen.

{Grace W. Dawson}

Sei Morgen gegen 5 Uhr in meinem Büro.

A.P.W.B. Dumbledore

PS: Das war sehr unklug von dir.

PPS: Komm nicht zu spät.

Prinz Des BösenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt