Jay X Dk

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Das CIPA-Syndrom. Das Syndrom, welches Jay‘s komplettes Leben auf den Kopf stellte. Jeden Abend musste er seinen Körper auf Wunden untersuchen, da er keine Schmerzen spürte. Er könnte also einfach mal eben so sterben, ohne das er es wirklich mitbekommen würde. Außerdem bekam er sehr leicht und vor allem sehr hohes Fieber. Verschiedene Temperaturen konnte er nämlich ebenfalls nicht spüren und er bekam nicht mit, wenn er auf Toilette musste. Deswegen musste er regelmäßig auf Toilette gehen, damit ihm keine Peinlichkeit passierte. Sein bester Freund Bobby war auch immer an seiner Seite, um ihm zu helfen. Er war der einzige, der von seiner Krankheit wusste. Alle Anderen aus der Schule dachten, er wäre ein ganz normaler Mensch wie so ziemlich jeder. Aber nein, gerade er musste dieses dumme Syndrom haben. „Hey Jay, hast du schon geschaut, ob du Wunden hast?“, begrüßte ihn seine Mutter, als er abends nach Hause kam. Den Tag hatte er mit Bobby verbracht. „Nein Eomma, aber Bobby hat aufgepasst und mich vor der Tür nochmal kontrolliert. Es ist alles gut“, beruhigte er sie und setzte sich an den Esstisch.
„Ich habe heute Mathe wiederbekommen. Ist eine 2“, fing er ein Gesprächsthema an und seine Eltern beglückwünschten ihn. Sie wussten Beide, was für eine Niete er normalerweise in Mathe war. Aber Dank der Hilfe von Bobby’s festem Freund June hatte er sich um einiges verbessert.

Als sie fertig gegessen hatten, verschwand Jay in seinem Zimmer. Gelangweilt ließ er sich auf sein Bett fallen und schaute an die Wand. Wie sich wohl Schmerzen anfühlten? Auch wenn sich alle Menschen immer über diese beklagten, wünschte Jay sich nichts mehr, als Schmerzen zu fühlen. Oder Hitze und Kälte. Seine Eltern waren außerdem jedes Mal viel zu besorgt. Auf der einen Seite konnte er es natürlich verstehen aber naja... Wurde halt auf Dauer trotzdem nervig. Während er nachdachte pustete er sich eine Strähne aus dem Gesicht und griff dann nach seinem Handy. Auf einmal rief ihn eine unbekannte Nummer an. „Hey?“, fragte er, nachdem er rangegangen war. „Bist du Jay? CIPA-Jay?“, ertönte eine ihm unbekannte Stimme. „Woher kennst du mich?“ „Das geht dich nichts an. Ich brauche dich, du wirst mir bei meinen Forschungen helfen!“, die Stimme klang so, als würde sie zu jemand Älterem gehören. Da ihm das ganze zu gruselig war, legte er auf und ging zu seinen Eltern, um ihnen davon zu erzählen. Doch diese hörten ihm nur halbherzig zu, weshalb er es schlussendlich sein ließ und noch ewig darüber nachdachte.

Am nächsten Morgen wachte er unausgeruht auf. Diese Nacht hatte er kaum ein Auge zu gemacht. Vollkommen übermüdet und mit Augenringen wie ein Panda stand er schließlich vor der Schule. Theatralisch wollte er sich eigentlich auf die Knie werfen und diesen Ort der Hölle niemals betreten, aber stattdessen wurde er von irgendwem angerempelt. Er war deutlich kleiner als er selbst, trotzdem sah er unheimlich süß aus. Jays Gedanken wanderten direkt an unerlaubte Orte. „Oh shit, tut mir leid! Ich hab dich völlig übersehen..“ „Dabei bist du doch kleiner als ich“, brummte er belustigt und half ihm hoch. Den bösen Blick ignorierend fragte er ihn nach seinem Namen. „Ich bin Donghyuk. Ich gehe in deine Parallelklasse, aber ich glaube du kennst mich nie..“ Überrascht sah Jay ihn an. „Woher kennst du mich?“ „Ist das ein Witz? Dich und Bobby kennt jeder. Wirklich jeder.“ Nachdenklich betrachtete der Jüngere den Älteren. „Lustig.. Naja, ich muss jetzt auch weiter. Wir sehen uns irgendwann bestimmt nochmal, bye bye Donghyuk“, verabschiedete er sich schließlich und ging dann mit schnellen Schritten in die Schule.

Und tatsächlich sahen sie sich wieder. Direkt in der Mensa. Auf einmal stand dieser süße, kleine Junge wieder vor ihm und fragte ihn schüchtern nach seiner Nummer. Jae wusste, dass es eine schlechte Idee war, aber gab sie ihm trotzdem. Die nächsten Tage schrieben sie eigentlich durchgehend und auch die komische Nummer hatte sich bei ihm nicht mehr gemeldet. Nachdem sie sich über den Chat besser kennengelernt hatten, wollten sie sich treffen. Doch genau an diesem Tag bekam Jae einen seiner bekannten Fieberschübe, weshalb er dem Älteren leider absagen musste. Außerdem wurde er zum Arzt geschleppt, weil er sich irgendwie an irgendwas seinen Arm aufgerissen hatte. Nicht wirklich tief, trotzdem blutete es ziemlich stark. Doch Jae hatte davon nicht wirklich was mitbekommen, bis seine Mutter ihn erschüttert darauf ansprach. Also wollte Donghyuk zu ihm kommen, wo Jae auch einwilligte. Trotz seines Fiebers hatten sie verdammt viel Spaß zusammen. In den nächsten Wochen trafen sie sich immer öfter, bis Jae sich eingestand, sich in den süßen kleinen Jungen verliebt zu haben.
Doch die Gefühle behielt er für sich, da er seinen neugewonnenen Freund nicht verlieren wollte. Außerdem war ja nicht mal klar, ob er tatsächlich schwul war. Tatsächlich verhielt er sich verdammt so, aber oft hatte sowas ja nichts zu sagen. „Hey Jae! Schau mal, der sieht aus wie du!“, sagte Donghyuk und zeigte auf einen kleinen Dackel, der gerade an ihnen vorbei lief. „Das?! Ich bin viel süßer und gefährlicher!“ „Bild dir das ruhig weiter ein, Tiger“ Heute war das erste Mal, dass er mit zu Donghyuk nach Hause gehen würde. Sie liefen gerade von der Schule zu ihm, da er nicht besonders weit weg wohnte.
Nach kurzem waren sie schließlich auch schon angekommen. Zuerst aßen sie etwas, ehe sie sich aufs Sofa setzen und sich unterhielten. Irgendwie war es zwischen ihnen immer so unkompliziert, so einfach ein Gesprächsthema zu finden. Auch wenn Jae echt Glück hatte, dass er sich in der Gegenwart von Donghyuk noch nie verletzt hatte. Wie sollte er seinem Crush auch sowas erzählen? Hey, ich kann übrigens keine Schmerzen empfinden haha. Ja, wohl eher weniger..  Unterbrochen wurden sie durch eine Männerstimme, die nach Donghyuk rief. „Ja Dad, ich bin hier“, rief er ängstlich doch Jae war wie erstarrt. Das war die Stimme, die ihn auch angerufen hatte. Dieser gruselige Anruf, welchen er über die Zeit vergessen hatte. Die Forschungen. Und plötzlich wurde ihm alles klar. Donghyuk hatte ihn nur benutzt. Es war kein Zufall gewesen, dass er ihn genau am nächsten Tag getroffen hatte und es war auch kein Zufall, dass er sich nie in dessen Nähe verletzt hatte. Es war kein Zufall, dass er ihn genau heute zu sich mitgenommen hatte. Es war alles kein verdammter Zufall gewesen, er wollte ihn einfach in die Arme seines Vaters treiben. „Ich hasse dich“, zischte er hasserfüllt aber auch verängstigt. Er nahm sein Handy und schrieb sowohl Bobby als auch seinen Eltern ein ‚Hilfe’ und seinen Standort. Danach sah er sich panisch nach einer Fluchtmöglichkeit um, doch der Vater von Donghyuk hatte das Zimmer schon betreten.

„Na wen haben wir denn da?“, grinste er dreckig und ging ein paar Schritte auf ihn zu. „Endlich habe ich jemanden mit dem CIPA-Syndrom gefunden!“ Ein paar Meter vor ihm blieb er stehen, jedoch warf er ein Messer nach ihm, welches sein Bein streifte. Es fing sofort an zu bluten, doch Jae verzog keine Miene. Er zuckte auch nicht zusammen. Naja, wie sollte es auch sein, er empfand ja keine Schmerzen. Donghyuk sprang auf. „Dad, bitte lass ihn gehen“, flehte er und stellte sich vor Jae. „Niemals. Aber es war eh klar, dass du am Ende kneifen würdest. Geh besser aus dem Weg“, knurrte er und fixierte nur den Größeren hinter seinem Sohn. Auf einmal zersprang die Balkontür neben Jae, weshalb er sich erschrocken umdrehte und dort stand er. Sein bester Freund. Bobby. Er wusste, dass er auf ihn zählen konnte. „Was ist hier los?!“, rief er wütend. Mit seinen 1,78 überragte er jeden in diesem Raum. Doch der alte Mann schreckte auch davor nicht zurück. Bevor er jedoch irgendwie reagieren konnte, nahm ich Donghyuks Arm und lief über die Scherben raus aus diesem verfluchten Haus. Bobby war direkt hinter mir, als wir heraus rannten. Zu dritt rannten wir die Straße runter, der alte Mann direkt hinter uns. Immer wieder warf er irgendwas nach uns und ich hatte überhaupt keine Ahnung, wo ich jetzt schon überall blutete. Es schien auch nicht so, als würde mein Körper das noch lange mitmachen, weshalb ich verdammt erleichtert war, als ich das Auto meiner Eltern angefahren sah.
Noch ein bisschen schneller rannten wir und stiegen in das Auto meiner Eltern ein. Völlig außer Puste erklärte Bobby ihnen alles was er wusste. „Wir fahren jetzt zur Polizei und danach zum Krankenhaus. Jemand muss sich unbedingt Jay anschauen..“ Donghyuk sah Jay aus aufgerissenen Augen an. So viel wie er blutete konnte er doch niemals keine Schmerzen fühlen, dachte er sich.

Jay lag nun im Krankenhaus, Donghyuks Vater saß in Untersuchungshaft. Natürlich hatte er versucht zu fliehen, nachdem Jay ihm entwischt war. Doch die Polizei fand ihn trotzdem und Jay war verdammt froh darüber. Dann gab es nur noch die Sache mit Donghyuk zu klären. Genau dieser saß gerade neben ihm. „Es tut mir leid, Jay. Am Anfang war es wirklich nur wegen meinem Vater. Er hat mich gezwungen und erpresst.. Aber irgendwann in dieser Zeit habe ich mich in dich verliebt und ich wollte nichts mehr, als dich vor ihm zu beschützen... Jedoch wusste ich, dass ich niemals eine Chance gegen ihn haben würde.. Ach keine Ahnung, es tut mir einfach so verdammt leid“ Anstatt irgendwas zu sagen küsste Jae ihn einfach und es schien, als wären damit alle Sachen zwischen ihnen geklärt. Natürlich war es irgendwie dumm, dem Kleineren sofort wieder zu vertrauen aber was sollte er machen? Er war nun mal verliebt. „Willst du mit mir zusammen sein?“, hauchte Jae danach gegen seine Lippen und Donghyuk strahlte über beide Ohren. „Natürlich! Danke, dass du mir verzeihst..“ Und ab diesem Moment kam Jae mit seinem CIPA-Syndrom klar, da er wusste, dass er Donghyuk an seiner Seite hatte und ihm auch irgendwann wieder vertrauen konnte.

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