Kapitel 22: Suche nach einem ruhigen Plätzchen

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Tag 12: Freitag

Luc (P.O.V.)

„So, hier mit beende ich unsere heutige Vorlesung und möchte Sie nochmals daran erinnern, dass Sie Morgen ebenfalls hier erscheinen müssen, da wir sonst zeitlich nicht durchkommen würden. Ich würde nämlich gerne nächste Woche mit etwas neuem anfangen und somit schließen wir dann Morgen mit dem ganzen Thema ab. Sie dürfen nun gehen, jedoch würde ich darum bitten, dass Miss Grey und Miss Morris noch einen Moment hierbleiben, ansonsten schönen Tag noch", waren Mr. Jacksons letzten Worte und Aria und ich sahen uns fragend an, bevor wir zu ihm runter liefen. Erst nachdem alle anderen Studenten den Saal verlassen hatten, wendete der alte Mann sich an uns.

„Wie bereits eben erwähnt, möchte ich Morgen gerne mit allem abschließen und da habe ich mir überlegte, dass dies am besten mit einer Abschiedspräsentation funktionieren würde. Dabei sind Sie mir beiden sofort ins Gedächtnis gekommen, da ich mittlerweile weiß, dass Sie sehr gute und lobenswerte Arbeit leisten. Also würde ich Sie gerne darum bitten, für Morgen eine PowerPoint-Präsentation vorzubereiten, die die letzten drei Punkte unserer Arbeit beinhaltet. Achja und es wäre ebenfalls sehr lobenswert, wenn Sie auch unseren Besuch bei King Industries & Management noch einmal etwas erwähnen könnten. Natürlich nur das Wichtigste, also so etwas wie Hintergrundgeschichte und wirtschaftliche Ziele. Die Präsentation sollte möglichst so ca. 30-40 Minuten gehen. Wären Sie also so freundlich und würden dies für Morgen, ich weiß, dass kommt alles ziemlich kurzfristig, vorbereiten?" fragte uns unser Professor eindringlich anschauend, was uns fürs Erste ganz schön überforderte. Hatte ich wirklich richtig verstanden? Wir sollten eine fast einstündige PowerPoint-Präsentation für Morgen vorbereiten und das sagte er uns einfach so, als wäre das nichts? Aber sonst ging es dem alten Mann noch ganz gut, oder?

Ziemlich überfordert mit der ganzen Situation sahen Aria und ich uns an, stimmten Mr. Jackson jedoch spielerisch lächelnd zu, da wir so oder so keine andere Wahl gehabt hätten. Er war nämlich kein Professor, der jemanden um etwas bat, sondern strickt davon ausging, dass dieser jemand dies auch ausführte.

„Gut, etwas anderes hätte ich von Ihnen beiden auch nicht erwartet. Nun, dann will ich Sie auch nicht weiter aufhalten und bin bereits gespannt auf Ihrer Präsentation, also auf Wiedersehen", verabschiedete er sich und verließ als erstes den Saal. Kaum war er verschwunden, begann Aria mit ihrer Schimpftirade und ließ ihren ganzen Frust heraus. Ich hatte zwar auch keine große Lust darauf, doch sich darüber großartig aufzuregen, brachte uns auch nicht wirklich weiter.

„Deswegen mag ich Mr. Jackson nicht, er sieht sowas immer als selbstverständlich an und nie die Schwierigkeit dahinter. Na schön, aber wir müssten das bei dir machen, da wir bei mir bestimmt keine Ruhe bekommen würden. Meine Tante und Cousinen wollten heute kommen und du weißt ja noch bestimmt, wie laut es dann immer ist", erklärte Aria mir genervt, nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatte. „Ja, das weiß ich noch, doch bei mir geht es auch nicht. Meine Schwester hat heute Morgen schon freudig angekündigt, dass sie zwei Freundinnen von ihr eingeladen hat, die bei ihr übernachten und da weißt du bestimmt noch, wie laut DAS dann wird", teilte ich ihr genauso genervt mit, was sie mit einem Augenrollen kommentierte. „Super, es geht also weder bei dir noch bei mir. Wo sollen wir das dann bitte schön alles machen? Ich wüsste nämlich auf die Schnelle nichts, wo man einfach mal so ungestört für mehrere Stunden ohne Störungen arbeiten könnte und du weißt, wie sehr ich die Bibliothek hasse. Es sei denn ... hast du zufälligerweise deinen Laptop dabei?" fragte sie mich auf einmal grinsend, nachdem sie sich davor mal wieder nur aufgeregt hatte. Misstrauisch und nicht wissend, was sie nun genau damit bezwecken wollte, nickte ich zustimmend, was sie noch mehr grinsen ließ. Sowas bedeutete nie etwas Gutes.

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„Sicher das das funktioniert? Ich bin irgendwie noch nicht so wirklich überzeugt von deinem Plan?" fragte ich sie unsicher und starrte zum zweiten Mal das riesige Gebäude vor mir an. „Ja, zu 99,9%. Du musst nur selbstbewusst sein, dann kommst du ganz bestimmt bis nach ganz oben und dann helfen dir deine weiblichen Reize weiter. Ich warte solange hier unten", antwortete Aria mir vollkommen überzeugt und ich atmete ein letztes Mal tief ein und aus, bevor ich durch die Eingangstür trat. Auch wenn ich völlig gegen den Plan war, wusste ich im Inneren, dass dies mit die einzige Möglichkeit war, die wir noch hatten. Meinen ganzen Mut zusammengenommen lief ich auf die rothaarige Rezeptionsdame zu und überlegte angespannt, was ich ihr bloß sagen sollte, damit sie mich nach oben ließ. Als ich vor ihr stehen blieb, hörte sie mit ihrer Arbeit auf und sah mir in die Augen. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie ebenfalls eine Werwölfin war und auch ihr Blick veränderte sich auf einmal.

A.B.E.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt