7) Ausflug mit Folgen 💸

60 6 14
                                    

Ich trat aus der kleinen Kabine heraus, welche sich im hintersten Eck des luxuriösen Ladens befand. Eigentlich war der Laden wirklich schön, aber in diesem Budget-level, welches sich nur Unmenschen leisten konnten. Ich fragte mich langsam wirklich, was ich getan hatte, um an so ein Vermögen ranzukommen.. Vielleicht war ja auch mein Verlobter einfach reich?

Jedenfalls bekam ich kaum Luft beim Verlassen der Kabine, was ich dem unnatürlich riesigen Kleid zu verdanken hatte. Wenn es eine Sache gab mit der ich keineswegs klarkam: Es waren Kleider.
Und schon gar nicht dieser riesige Fummel, welchen ich gerade trug. Mir war nicht mal ganz klar welche Art von Kleidmonster es darstellen wollte?
Auf jeden Fall wurde es von seehrr vielen Rüschen geziert, wodurch es mehr wirkte wie ein zu groß geratener Stoffball.

Als ich aus der Kabine trat, stolperte ich beinahe über die übertrieben hohen Schuhe.
"Was zum..!? Wem gefällt der Scheiß??"

Leider konnte ich dieses zischende Fluchen nicht verhindern und fing mir einen Todesblick der Ladenassistentin ein.

"Haben sie ein Problem mit hohen Schuhen?" fragte sie spöttisch und zog dabei ihre kleine, perfekte Nase arrogant hoch, während sie ihren ebenfalls perfekten, blonden Pferdeschwanz hinter sich warf.

"Natürlich nicht, seh ich so aus?" gab ich genervt zurück und verdrehte die Augen. Eigentlich hätte das überzeugend wirken sollen, nur leider hatte ich noch nie zuvor wirklich hohe Schuhe getragen, weshalb ich volle Kanne stolperte und gegen den nächsten Spiegel lief.

"Hoppala" entfuhr es mir. Peinlich.

Die Assistentin starrte mich an, mit diesem wo-zum-Geier-bin-ich-hier-gelandet- Blick.
Es sah so lustig aus, ich konnte nicht anders als lauthals zu Lachen.
Leider war der Moment wirklich unpassend. Ich war gerade dabei, all meine Autorität und Professionalität an den Haken zu hängen, was auch immer mich so autöritär und reich gemacht haben sollte.

Schnaubend drehte sich die hochnäsige (wortwörtlich, was das Ganze noch amüsanter machte) um und verließ für eine kurze Weile den Raum.

Sie kam wieder, mit einem Kleiderbügel und diesen größeren Folien, in denen man die Kleider verpackte.

"Also dann, danke für den Besuch. Das Kleid, das Sie vorbestellt haben scheint ja zu passen, also werde ich es Ihnen nach Hause zusenden lassen."gab sie mir knapp als Info und ließ mich somit verstehen, dass ich mich umziehen konnte.

Es hieß zwar, sie entließ mich endlich meiner Freiheit, allerdings auch DAS ICH MIR DIESEN FUMMEL VORBESTELLT HATTE???

Kurz hinterfragte ich alle meine bisherigen Lebensentscheidungen, welche mein Zukunfts-Ich wohl getroffen zu haben schien, dann hinterfragte ich meinen Geschmack. War der schon immer schlimm gewesen, aber ich hatte es bisher nicht gesehen?

Ich zog den Fummel wieder in der Kabine aus und trug wieder meine normalen Klamotten, es war, als würde eine riesige an mir dranhängende, schwere Last nicht mehr da sein, was sich sehr viel besser anfühlte.

"Oh fast hätte ichs vergessen, dass Kleid kostet ja etwa 5000€, aber das Geld hat uns bereits vorher erreicht, durch Ihren reizenden Verlobten. Auf Wiedersehen!"

Mit diesen Worten verließ sie nun endgültig den Raum und nahm dabei mein Kleid mit. 5000€??? Wow? Wow.

WOW.

Okay, ich nahm mir vor das jetzt einfach zu akzeptieren.

Ich erinnerte mich daran, dass ich vor etwa zwei Jahren so unglaublich stolz gewesen war, als ich hundert Euro zusammengespart hatte, um einmal in meinem Leben meine Lieblingsband live performen zu sehen. Für mich war das viel Geld gewesen, denn die meiste Zeit über hatte ich gar keins.

Der Abend auf dem Live-Konzert damals war einer der schönsten meines Lebens gewesen. Meine Mutter hatte meine Freunde und mich hingefahren. Wir haben schon die gesamte Autofahrt vor Aufregung gequietscht, weshalb wir mit heiseren Stimmen bereits dort angekommen sind.

Meine Mutter selber war zwar nicht direkt auf das Konzert mitgekommen, es war nicht wirklich ihr Musikgeschmack. Aber sie wusste es bedeutete mir unendlich viel, denn diese Band hatte mir in einigen Dingen geholfen.

Zum Beispiel darin, meine Gefühle in der Musik auszudrücken. Durch diese Band hatte ich damals angefangen, zu Singen und meine Mutter liebte es wenn ich das tat, das wusste ich, weil sie mich immer so liebevoll unterstützt hatte.
Mein Vater war anders gewesen. Er hatte gesagt, das Singen wird dir in deiner Zukunft nichts bringen, ich solle es vergessen und mich auf die Schule konzentrieren, um einen vernünftigen Job zu bekommen.

Problem war nur; ich war noch nie vernünftig.

Ich wollte singen, für meine Mutter, sie strahlte immer so stolz.

Und deswegen war dieses Konzert so emotional für mich verlaufen.

Ich weiß nurnoch wie ich dort stand, Tränen in meinem Gesicht und schwenkte überglücklich meine Handykamera.

Am selben Abend hatte ich keine Stimme mehr und lag noch immer völlig in meinem Fangirlmodus im Bett, aber ich wusste, es war ein unvergesslicher Tag für mich gewesen, wenn nicht sogar der Schönste, den ich je hatte.

Aber das war nun nicht mehr.

Und meine Mutter war auch nicht mehr, sie starb einige Zeit danach.

Es brach mir das Herz dies zu denken, aber seit ihrem Tod hatte ich kein einziges Mal mehr gesungen.
Ich konnte nicht. Zusehr erinnerte es mich an ihr Strahlen, und riss die Wunden wieder auf.

Und nun kam mir diese Erinnerung und diese hundert Euro so mickrig vor, wenn ich in diesem teuren Laden stand und gerade ein Kleid für 5000€ getragen hatte.

Ich schluckte die Tränen runter und wollte aus dem Laden treten, da hielten mich zwei Arme auf. Ehe ich mich versah war ich in einer Umarmung gelandet, was mich aus meinen trüben Gedanken riss.

"Na, hat meine Prinzessin ihr Ballkleid gefunden?" murmelte eine bekannte, tiefe Stimme in mein Ohr. Im Moment war ich einfach nur erleichtert das er da war, weshalb ich die Umarmung erwiderte.

Es tat mir etwas leid, das ich heute morgen gedacht hatte er wäre ein ständig flirtender Mensch, denn er schien auch eine sehr liebevolle Seite zu haben, so wir er mich nun ansah, liebevoll meine Hand mit seiner umschloss und mich zum Auto führte.

Jetzt, nur jetzt ließ ich es zu, das ein Fremder mich so behandelte, ich brauchte es gerade.

Er sah mich an, als wäre ich wirklich eine Prinzessin für ihn.

Und in seinen Augen erkannte ich plötzlich etwas, was ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Verständnis.

Er verstand mich. Vielleicht wusste er gar nicht was gerade los war, aber er wusste es war nicht einfach. Woher er das wusste? Ich wusste es nicht. Anscheinend war ich leicht zu lesen, oder er kannte mich einfach zu gut.
Jetzt wenn ich es mir so ansah, er war im richtigen Moment für mich da gewesen und verurteilte mich nicht, nein er half mir.

Es war seltsam, ich spürte soetwas wie eine Verbindung?

Schnell schüttelte ich den Kopf und sah aus dem Autofenster, in dessen Auto ich mittlerweile eingestiegen war.

Natürlich war es eine Limousine.

Aber es war anders als auf der Herfahrt, es wirkte nicht mehr so einsam.

☆☆☆

Hahah ja ich weiß, das Kleid oben ist viel zu schön, als das es als Fummel bezeichnet werden sollte xD

Erst wollte ich ein Rüschenkleid nehmen, so wie ichs mir halt vorgestellt habe, aber dann hab ich des Bild gesehen und dacht mir das ist viel zu hübsch als das ichs nicht in die Story reinbringe. 😂

Anygays, wir sehen uns beim nächsten Kapi, byeu!
^°^ ❤❤

on stage. [A time travel story]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt