13. Februar 2024 - Leo

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"Wenn ich noch einen Tag mit ihr zusammen wohnen muss, dann ersteche ich sie mit meinem Zauberstab!", fauchte Luna wütend und schlug mit ihrem Badmintonschläger derart  kräftig auf den kleinen Federball, dass der mit gigantischer Geschwindigkeit über Dans Kopf hinweg flog. Er erwischte ihn nur noch knapp, sah seine Freundin ein bisschen ängstlich an und tauschte einen unsicheren Blick mit Leo, der etwas ratlos neben ihnen stand. "Erst die Sache mit der Tinte, dann meine Uniformhosen und jetzt meine Socken!"

Beide Jungen beschlossen, nichts zu sagen. Irgendwie hatten sie immer gedacht, dass sich Mädchen um andere Dinge stritten und wenn sie sich in die Haare bekamen, dass es dann eine recht zivilisierte Angelegenheit sein würde. Luna und ihre Mitbewohnerin Nyota jedoch hatten ihnen das Gegenteil bewiesen. 

"Was..." Leo räusperte sich. "Was hat sie denn mit deinen Socken gemacht?", fragte er vorsichtig und fummelte am Gummi herum, das um den Griff seines Schlägers gewickelt war. 

"Sie hat sie versteckt.", schnaubte Luna. "Alle! Sie hat alle meine Socken versteckt!"

Leo atmete erleichtert auf. Er fand es beruhigend, dass die beiden einander, obwohl sie sich nicht leiden konnten, nicht wirklich Schaden zufügten. Tinte grün zu färben, Hosen magisch zu verlängern oder Socken zu verstecken waren zwar keine netten Gesten, aber zumindest wurde dabei niemand verletzt (außer dass sich Luna einen blauen Fleck zugezogen hatte, als sie sich letzte Woche so in Rage geredet hatte, dass sie gegen eine Säule gelaufen war). 

"Also läufst du jetzt die ganze Zeit barfuß herum?", fragte Dan neugierig und zog seinen Schläger durch die Luft, weil er das summende Geräusch mochte. Luna schnaubte noch einmal abfällig. 

"Ich trage natürlich ihre.", erklärte sie, als wäre das die selbstverständliche Konsequenz. "Ich habe aber größere Füße als sie. Das heißt, wenn sie mir nicht bald meine Socken zurückgibt, haben ihre geliebten Ringelsocken wohl bald Löcher an den großen Zehen!" Auf ihrem Gesicht breitete sich ein zufriedener Gesichtsausdruck aus und sie setzte zum Aufschlag des Balles an, den sie eben in ihrer Wut nicht getroffen hatte. 

Eine Weile spielten sie und jetzt, wo Lunas Wut größtenteils verflogen war, hatten die beiden Jungen auch wieder eine ernsthafte Chance. Das war das Problem mit Badminton - je aggressiver man war, desto besser spielte man. Luna, die seit der zweiten Schulwoche im ersten Jahr eine Fehde mit ihrer Mitbewohnerin hatte, war dementsprechend unschlagbar. Leo konnte ihr nur gelegentlich das Wasser reichen, wenn John oder Calby aus seinem Schlafsaal mal wieder besonders reinblütig waren. Und Dan, der in seinem Leben noch keiner Fliege etwas zu Leide getan hatte, konnte einem manchmal wirklich leidtun, denn rein technisch gesehen war er seinen Freunden eigentlich überlegen. 

Dan war es auch gewesen, der das Spiel mit nach Hogwarts gebracht hatte. Seine Schwester Priya spielte es mit großer Leidenschaft, ebenso wie sein Vater. Dan schob es auf seine Muggelhälfte, dass er diesen Sport am Boden dem Quidditch vorzog. 

"Sagt mal, müsst ihr eigentlich auch diese Hausarbeit in Verwandlung schreiben?", fragte Leo irgendwann. Er und Dan waren in einem Kurs, Luna aber mit den Ravenclaws in einem anderen. Die nickte. 

"Super unnötig, wenn du mich fragst.", meinte sie und spielte den Ball zu Leo, der ihn in Dans Richtung weitergab. Der Ball landete auf dem Fußboden. 

"Finde ich auch." Dan hob den Ball auf. "Ich meine, ehrlich. Soll sie uns ein Thema geben und wir schreiben einen Aufsatz. Das machen wir permanent. Aber dieses plötzliche 'Sucht euch selbst ein Thema aus', das ist doch bescheuert!" Er schlug den Ball wieder auf und zu Leo zurück. 

"Eben." Luna seufzte frustriert und sah zu, wie die Jungen den Ball einige Male hin und her spielten. "Da ist doch vorprogrammiert, dass man am Ende gesagt bekommt, dass das gewählte Thema doch nicht richtig war und dann war alles umsonst."

Leo spielte jetzt wieder in ihre Richtung. Aber Badminton war nicht dafür gemacht, in Dreieck gespielt zu werden, deshalb klappte es natürlich nicht. 

"Wisst ihr schon, was ihr macht?", fragte er neugierig. "Ich hab überlegt, mich damit zu beschäftigen, wie der Zusammenhang von der Verzierung einer Teekanne und dem Muster auf dem Panzer einer Schildkröte ist, wenn man das in einander verwandelt."

"Streber.", kommentierte Luna und schlug den Ball lustlos einige Male in die Luft. "Ich glaube ich schreibe einfach darüber, ob der Kern eines Zauberstabs Einfluss darauf hat, wie gut man Zeug verwandeln kann." Sie beförderte den Ball zu Dan, der ihn sofort zurückspielte. 

"Hat er das denn?", fragte er interessiert. Luna zuckte mit den Schultern. 

"Was weiß ich?" Sie grinste. "Sehe ich so aus als würde ich früher als am Tag vor dem Abgabetermin mit meiner Recherche anfangen?"

Dan verdrehte die Augen und wollte gerade ansetzen, etwas zum Thema Aufschieberei und deren nicht vorhandenem Nutzen zu sagen, als sich ein Schatten über sie legte. Sie sahen auf und erkannten Albus Potter, der sie neugierig beobachtete. 

"Was macht ihr hier?", fragte er interessiert. 

"Badminton.", erklärte Dan. "Es ist ein Muggelsport." Seine Ohren liefen rot an und er hob den Ball auf, der zwischen ihnen zu Boden gefallen war. 

"Ich dachte, du wolltest Quidditch spielen?", fragte Albus Leo amüsiert. Der zuckte mit den Schultern. 

"Du wolltest mich ja nicht in deiner Mannschaft haben.", konterte er grinsend. Albus musste lachen. 

"Versuch's noch mal, wenn du größer bist als eins zwanzig.", meinte er. Leo rümpfte beleidigt die Nase. 

"Bist du nur hergekommen, um meine Größe zu kritisieren?", fragte er vorlaut. Albus kam noch ein paar Schritte näher und wuschelte seinem Cousin durch die dunklen Locken. 

"Eigentlich wollte ich euch gratulieren.", sagte er trocken. "Aber es ist immer eine feine Sache, wenn ich nebenbei noch einen Cousin von mir ein bisschen mobben kann." 

Luna verschränkte die Arme. 

"Warum wolltest du uns gratulieren?", fragte sie fordernd, konnte aber ihre brennende Neugier kaum verstecken. Albus ließ von Leos Haaren ab. 

"Ich hab mit Professor McGonagall gesprochen.", erklärte er. "Und ihr die Idee mit dem Haustausch vorgeschlagen. Sie war ein bisschen skeptisch, aber sie ist bereit, nächstes Schuljahr einen Pilotversuch zu starten."

Die drei Zweitklässler sahen sich begeistert an. 

"Cool!", rief Leo begeistert und musste sich zurückhalten, seinem Schulsprecher nicht um den Hals (oder die Hüfte) zu fallen. Aber das taten coole zwölfjährige Jungs nicht. Das war peinlich. "Wo kann man sich anmelden?"

Albus musste lachen. 

"Ihr? Gar nicht.", sagte er. "Die Lehrer und Eltern haben sich geeinigt, dass der Tausch nur für Schüler der vierten Klassen in Frage kommt. Schüler, die keine Kinder mehr sind, aber noch nicht in den Prüfungen stecken." Sein Gesichtsausdruck wurde weicher. "Tut mir leid. Ihr könnt euch nächstes Jahr anmelden, ok?"

Die drei nickten und Albus grüßte zum Abschied und verschwand wieder in Richtung des Schlosses. Einen Moment hing die Enttäuschung, nicht am Projekt teilnehmen zu können und die Beleidigung als Kinder bezeichnet worden zu sein, in der Luft. Aber dann sagte Dan: 

"Wir haben es geschafft!" Und als würde er es selbst erst begreifen ergänzte er noch einmal, begeisterter: "Wir haben es wirklich geschafft, was zu verändern!"

Und jetzt, auch wenn es für Zwölfjährige super uncool war, fielen sie sich doch in die Arme. Sie waren ja draußen, keiner konnte sie sehen. 



Ich widme dieses Kapitel all meinen zwölf- und dreizehnjährigen Lesern - ich hoffe ich stelle halbwegs ok dar, wie es ist, in eurem Alter zu sein (meine Erinnerungen sind ziemlich verschwommen, um ehrlich zu sein). 

Außerdem geht mein Gruß raus an alle Trekkies, die sich über das kleine Easter-Egg gefreut haben. 

Für die nächsten Kapitel nehmen wir mit Rain und Natasha einen Portschlüssel nach New York und treffen da natürlich auch das frisch gebackene Ehepaar Lupin wieder...

Rain III - SnapshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt