"Leo!"
Leo wendete seinen Besen scharf, um Louis Weasley sehen zu können, der ihm gerade den Quaffel zuwarf. Sobald er ihn fest hatte, sauste er hinauf in Richtung der gegnerischen Ringe. Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, dass Louis aufholte, aber auch die gegnerischen Jäger waren zügig. Er wich einem Klatscher aus und warf den Ball zurück zu Louis, als ihn die Jäger bedrängten. Der Hufflepuff-Fünftklässler überflog den Hüter und warf den Quaffel durch die Ringe.
Von unten ertönte ein Pfiff vom Gryffindor-Kapitän, einem Sechtsklässler, der sich bereit erklärt hatte, Schiedsrichter zu sein. Leo und Louis jubelten und auch die Slytherin-Drittklässlerin, die ihr dritter Jäger im Team war, kam zu ihnen, um Louis zu gratulieren. Noch während sie feierten ertönte von unten ein viel längerer Pfiff, der alle darauf hinwies, dass soeben der Schnatz gefangen worden war. Die drei Jäger interessierten sich allerdings recht wenig dafür, ob sie nun gewonnen hatten oder nicht. Sie hatten ihrem Team einen soliden Vorsprung ausgearbeitet.
Leo flog zu den Tribünen hinüber, wo Luna und Dan das Spiel mitverfolgt hatten.
"Glückwunsch!", rief Dan, sobald er vom Besen gestiegen war.
"Haben wir gewonnen?", fragte er überrascht, denn er hatte die Ravenclaw-Fünftklässlerin in ihrem Team nicht gerade für die fähigste Sucherin gehalten.
"Klar, du Idiot.", meinte Luna und umarmte ihn. Er grinste. Okay, vielleicht hatte es ihn nur nicht interessiert, weil er nicht damit gerechnet hatte, gewonnen zu haben. Mann, das fühlte sich gut an!
"Ihr könnt ja auch mal mitspielen.", schlug Leo vor. Luna und Dan tauschten einen Blick, dann schüttelten sie einstimmig den Kopf.
"Nah.", machte Luna. "Wir schauen lieber zu, wie du dich in Lebensgefahr bringst. Jemand muss dir ja zujubeln und außer uns hast du ja keine Fans." Sie grinste.
"Noch nicht!", erklärte Leo. Luna und Dan verdrehten nur die Augen.
"Na, so wie du riechst, bekommst du so schnell auch keine.", erklärte Luna. Leo grinste nur, stieg wieder auf seinen Besen und flog nach unten, um sich umzuziehen und zu duschen.
Er fand seine Freunde in der großen Halle wieder, wo sie am Hufflepuff-Tisch auf ihn warteten. Luna hatte sich schon über ihre Kartoffeln und Fischstäbchen hergemacht, während Dan, höflich wie immer, mit dem Essen auf Leo gewartet hatte.
"Ich habe übrigens nachgedacht.", erklärte Dan, während er und Leo sich Essen auftaten.
"Echt?", fragte Luna und stieß Leo grinsend in die Rippen. "Hey, ich habe gehört, das soll toll sein. Du könntest es auch mal ausprobieren."
Dan und Leo verdrehten die Augen.
"Worüber hast du nachgedacht?", bekundete Leo sein Interesse daran, was Dan zu sagen hatte.
"Naja, du hast ja letztens gesagt, dass sich was ändern muss zwischen den Häusern.", sagte er. "Wegen Vorurteilen und so."
"Ja." Leo nickte. "Seht euch einfach mal um, wir werden voll seltsam angeschaut, nur weil Luna und ich am falschen Tisch sitzen."
Luna sah sich unauffällig um, musste allerdings zugeben, dass es stimmte. Zwar waren die Häuserfeindschaften lange nicht mehr so massiv, wie noch vor zwanzig Jahren, es gab die gemeinsamen Quidditchspiele und offiziell durfte man ja auch in fremde Gemeinschaftsräume. Aber irgendwie war es halt trotzdem ein Tabu. Man sollte im eigenen Haus bleiben.
"Auf jeden Fall musste ich da letztens an meine Schwester Priya denken.", erzählte Dan.
"Sie ist doch Muggel, oder?", erinnerte sich Luna und jetzt fiel es Leo auch wieder ein. Dans Mutter war eine Hexe, sein Vater war ein Muggel. Dan selbst hatte das magische Talent geerbt, aber seine Schwester nicht. Bitter, dachte Leo.
Dan nickte.
"Sie ist jetzt siebzehn und ist im September für ein Jahr nach Japan gegangen.", berichtete er. "Da hat sie jetzt eine Gastfamilie, geht zur Schule und lernt die Kultur und Sprache kennen."
"Warum nach Japan?", wunderte sich Luna. Dan zuckte mit den Schultern.
"Sie findet das Land spannend. Und die Sprache. Und außerdem mag sie diese Comic-Bücher...Mangas.", erzählte er. "Aber das ist gar nicht der Punkt."
Leo stocherte in seinen Kartoffeln herum.
"Was ist denn der Punkt?", fragte er neugierig. Dan zersägte sein Fischstäbchen in drei Teile.
"Die Muggel machen diese Austauschjahre zur Bekämpfung von Vorurteilen und um andere Kulturen kennen zu lernen.", erklärte Dan. "Und da habe ich mir überlegt, das man das in Hogwarts ja auch machen könnte."
"Du meinst Austausch mit anderen Zaubererschulen?", fragte Leo verwundert. "Aber wie soll das denn gegen die Häuserklischees helfen?"
Dan schüttelte den Kopf.
"Nicht mit anderen Schulen, nur unter den Häusern.", führte er seine Idee aus. "Also dass quasi Leute, die wollen, eine Zeit lang mit einem Schüler aus einem anderen Haus...tauschen."
"Das" Luna zeigte mit ihrer Gabel auf ihn. "ist eine geniale Idee." Sie schob sich eine Kartoffel in den Mund. "Stellt euch das mal vor: Auf den Unterricht hat es kaum Einfluss, weil wir ja eh die gleiche Fächer haben. Man würde ihn also nur mit anderen Leuten haben, in einem anderen Schlafsaal schlafen, mit anderen Leuten essen..."
"Eine andere Uniform tragen.", ergänzte Leo, dem die Idee mehr und mehr gefiel. "Mann, ich hätte da voll Bock drauf. Es muss ja nicht für lang sein, vielleicht ein paar Wochen."
"Man würde mit anderen Leuten in Kontakt kommen, vielleicht sogar ganz neue Freundschaften schließen.", meinte Dan begeistert. "Vielleicht einfach eine neue Seite kennen lernen."
"Ja, wenn man nicht immer nur mit Leuten zusammen ist, die die gleichen Prioritäten haben, wie man selbst.", stimmte Leo zu.
Die drei Zweitklässler sahen sich über ihre Fischstäbchen und Kartoffeln (kein Spinat - Leo und Luna waren sich einig, dass Spinat ekelig war und Dan mochte es nicht, dass er zwischen seinen Zähnen hängen blieb) hinweg begeistert an. Diese Idee könnte alles verändern.
Dann verschwand ihr Lächeln eins nach dem anderen, als ihnen auffiel, dass sie genau das waren - Zweitklässler. Und wer hörte schon auf Zweitklässler?
Also wurde die Idee ein weiterer Vorschlag, der nicht zustande kam, weil er nie gemacht wurde. Und sie redeten stattdessen darüber, wie Luna ihren gesamten Zaubertränketest von ihrer Sitznachbarin abgeschrieben hatte und wie man den idealen Papierflieger faltete und wie ob man die Lektüre in Geschichte der Zauberei wirklich lesen musste oder ob es reichte, sich von einem Drittklässler eine Zusammenfassung zu holen und sie dass ihre Eltern überreden wollten, dass sie die Weihnachtsferien nach den Feiertagen alle gemeinsam bei Leo verbringen konnten.
Aber die Sache mit guten Ideen ist ja die - sie müssen nur von der richtigen Person aufgeschnappt werden, die eine ausreichend hohe Position hat, um sie wirklich vorzuschlagen.
Irgendwie fühlt es sich länger als zwei Tage an, seit ich das letzte Kapitel hochgeladen habe...was aber auch daran liegen kann, dass ich morgen Abi schreibe und ein einziger Stressball bin...aber gut. Ich wünsche auf jeden Fall allen Leuten, die auch gerade in der Prüfungsphase sind viel Erfolg - und bei allen anderen hoffe ich, dass euch das Kapitel gefallen hat.
Wie findet ihr die Idee von den Dreien? Und wie realistisch ist es, dass sie jemand aufschnappt, der tatsächlich die Möglichkeit hat, sowas umzusetzen?
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Rain III - Snapshots
FanfictionSchnappschüsse aus dem Jahr 2023 des Rain-Universums: Leo Granger ist in Hogwarts und arbeitet mit seinen Freunden an der ultimativen Lösung, um Häuserdifferenzen ein für allemal zu beseitigen. Blöd nur, dass niemand auf ein paar Zweitklässler hö...